Guardiola vs. Wenger: Aus Liebe zum Spiel

Von Thomas Gaber
Pep Guardiola (l.) und Arsene Wenger treffen am Mittwoch in der Champions League aufeinander
© Getty
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Beziehung zum Fußball

"Pep ist schon beinahe fußballkrank", sagt Barca-Star Xavi über Guardiola. Wenn es um seinen FC Barcelona geht, darf man das durchaus unterschreiben. Anfang Mai 2008 handelte Guardiola mit Joan Laporta seinen ersten Vertrag als Barca-Coach aus, während seine Frau die Wehen bekam. Immerhin ließ Guardiola Töchterchen Valentina, sein drittes Kind, erst auf die Welt kommen, bevor er unterschrieb.

Die englische Zeitung "Sun" hob Guardiola in den Ritterstand wegen seines Allgemeinwissens: "Pep würde alle seine Maßanzüge darauf wetten, dass er mehr albanische Rechtsverteidiger kennt als die Trainer der Premier League und obendrein noch die letzten drei Platzwarte des englischen Viertligisten Crewe Alexandra."

Guardiola genießt das Privileg, ähnlich wie Joachim Löw als Bundestrainer, die vielleicht beste Barca-Generation der Geschichte zu trainieren. Doch sein spezieller Umgang mit den Spielern hievte Barca auf die höchste Stufe.

Guardiola nimmt sich selbst nicht so wichtig: "Die Spieler machen die Arbeit. Sie unternehmen permanent große Anstrengungen und geben alles. Meine einzige Aufgabe besteht darin, herauszufinden, was ich zu tun habe, um ihnen das zu vermitteln, was sie benötigen. Diese Verantwortung trage ich allein."

Für Wenger kann ein Fußball-Trainer nur dann erfolgreich sein, wenn er entsprechend besessen ist. Negative Auswirkungen nimmt er in Kauf.

"Es ist eine Tätigkeit für Leidenschaftliche. Das bedeutet, egoistisch zu sein. Darunter leidet mit Sicherheit die Umgebung. Was meine familiäre Existenz betrifft: sie ist nicht einfach. Meine Familie lebt autark, ich mische mich von Zeit zu Zeit ein, aber meine Tätigkeit frisst mir 90 Prozent meiner Tage."

Wenger lebt für seinen Beruf und er lebt für Arsenal: "Man erntet mehr Früchte, wenn man ihnen eine gemeinsame Kultur, eine Liebe zum Klub vermittelt." Er hat sich damit abgefunden, dass "man sich als Trainer mental nie im Mittelfeld bewegt. Man ist ganz oben oder ganz unten."

Wie Guardiola will der Mann aus dem Elsass seine Arbeit nicht überbewerten. "Die Schwierigkeit in unserem Beruf ist es, präzise den eigenen Wert zu erkennen. Meine in dieser Hinsicht größte Befriedigung war, dass ich 2003/04 nicht ein Spiel verloren habe. Aber vielleicht hat der Kerl, der in der gleichen Saison seine Mannschaft vor dem Abstieg bewahrt hat, größere Verdienste als ich erworben."

Energisch reagiert Wenger, wenn er Kritik erntet für seinen bei Arsenal eingeschlagenen Weg der Jugendförderung.

"Für 27-, 28-Jährige viel Geld auszugeben, ist der einfachste Weg zum Erfolg. Wir gehen einen anderen. Unsere Spieler leben seit ihrem 16. Lebensjahr zusammen. Ich erinnere mich, dass Cesc Fabregas und Philippe Senderos bei derselben Gastmutter waren, sie brachte sie zu Champions-League-Spielen in ihrem kleinen Renault 5."

Wenger würde seine Philosophie auch dann nicht aufgeben, wenn er für eine andere Titel am Fließband holen würde. "Die Leute sagen, dass Arsenal in den letzten fünf Jahren damit nicht erfolgreich war. Aber was ist wohl wichtiger? Der Sieg im Carling Cup oder dass Erreichen des Champions-League-Finals? Das CL-Finale natürlich."

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