Bremen glaubt selbst nicht an Werder-Wunder

SID
Auf der Suche nach der verlorenen Form: Werder Bremen-Coach Thomas Schaaf
© Getty

Angesichts der rasanten sportlichen Talfahrt glaubt man bei Werder Bremen vor dem Champions-League-Gastspiel am Mittwoch in London bei Tottenham Hotspur nicht einmal mehr an ein Werder-Wunder.

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 Die Hoffnung ist praktisch schon gestorben, der Glaube an ein Werder-Wunder längst begraben. Nach vier Pflichtspielen ohne Torerfolg, dem Absturz auf den zwölften Tabellenplatz und einer für Bremer Verhältnisse geradezu lebhaften Trainerdiskussion im Umfeld ähnelte der Flug nach London zum Champions-League-Spiel der Hanseaten am Mittwoch (20.30 Uhr im LIVE-Ticker) gegen Tottenham Hotspur der Reise zu einer Beerdigung.

Viel gesprochen wurde jedenfalls nicht, als die zuletzt desolate grün-weiße Truppe die Hansestadt verließ.

"Kaum jemand gibt noch einen Pfifferling auf uns. Vielleicht ist aber gerade das der Reiz. Wir wollen einfach nur ein gutes Spiel machen", sagte Trainer Thomas Schaaf kurz vor dem Abflug und dürfte über die angespannte Personalsituation gegrübelt haben.

Neun seiner Spieler können an der mit 36.310 Zuschauern bereits ausverkauften White Hart Lane nicht auflaufen. Auch ohne Abwehrspieler Petri Pasanen ist Werder Bremen aufgebrochen. Der finnische Nationalspieler leidet an einer Virusinfektion, könnte aber im Falle einer Genesung am Spieltag nachreisen.

Schmidt und Kroos vor Debüt

Die Drittliga-Youngster wie Dominik Schmidt und Felix Kroos stehen vor ihrem Profidebüt - und das in der Königsklasse. "Wir können an sie keine übergroßen Erwartungen stellen. Sie sind noch jung und sollen das spielen, was sie können", meinte Schaaf.

Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs hatte angesichts der misslichen Lage zuletzt bereits die Saisonziele relativiert. "Da brauchen wir nicht mehr von der Champions League zu reden, wir sind ja keine Träumer", meinte der 53-Jährige.

Statt den Fokus ganz auf das Kerngeschäft Bundesliga legen zu können, müssen die Norddeutschen mit einer weiteren Niederlage rechnen.

Die würde dann auch rechnerisch das vorzeitige Aus besiegeln, noch bevor Titelverteidiger Inter Mailand am 7. Dezember im Weserstadion gastiert. Und da wäre dann bei einer weiteren Pleite sogar die weitere Teilnahme an der Europa League verspielt.

Nicht einzubrechen wäre Erfolgserlebnis

Nicht einbrechen, nicht abgeschlachtet werden - das wäre angesichts der rasanten sportlichen Talfahrt der vergangenen Wochen fast schon ein Erfolgserlebnis.

Und ein Lebenszeichen eines Teams, das zuletzt alles andere als eine Mannschaft war und damit auch ihren Coach in beispiellose Bedrängnis gebracht hatte.

Mittlerweile ist erste Selbstkritik zu vernehmen. Nationalspieler Aaron Hunt: "Nicht der Trainer ist das Problem, sondern wir sind es."Um eine Wende zum Besseren einzuleiten, scheint Tottenham allerdings genau der falsche Gegner zu sein.

Tottenham kann Inter verdrängen

Der Traditionsklub aus dem Londoner Norden konnte mit einem Sieg gegen Inter den Top-Favoriten von der Spitze verdrängen und ist für deutsche Profiklubs bislang eine äußerst undankbare Adresse: In sechs Heimspielen landeten die Spurs fünf Siege, allesamt ohne Gegentor. Nur Bayern München ertrotzte einmal ein 1:1 - vor 27 Jahren.

Und seitdem der Ex-Hamburger Rafael van der Vaart die Regie im Mittelfeld übernommen hat, konnte das Team von Coach Harry Redknapp auch an Spielkultur deutlich zulegen.

Spurs bangen um Einsatz von van der Vaart

Der Niederländer, der Ende August von Real Madrid auf die Insel gewechselt war, warnt dennoch vor Bremen: "Die Qualität bei Werder ist da, auch wenn es nicht so läuft. Wenn wir nicht dagegenhalten, könnten wir Probleme bekommen."

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