Kampf an zwei Fronten

Von Florian Bogner
Franck Ribery (oben) hat mal wieder ein Problem mit FC-Bayern-Trainer Louis van Gaal
© Getty

Auf dem Papier ist das Champions-League-Spiel des FC Bayern München beim AS Rom (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) ein echter Leckerbissen. Angesichts der gehäuft auftretenden Konflikte beim Rekordmeister tritt das Sportliche jedoch in den Hintergrund. Im Kern geht um die Einhaltung von Kompetenzen und um Vertrauen. Mitten drin: Ein dünnhäutiger Louis van Gaal, der gleich an mehreren Fronten kämpfen muss.

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Das Donnergrollen, das Uli Hoeneß' Kritik am Bayern-Trainer ausgelöst hat, ist kaum verhallt, da macht sich der FC Bayern bereits die nächsten Baustellen auf. Rummenigge gegen van Gaal, Ribery gegen van Gaal - van Gaal gegen alle, könnte man mittlerweile fast schon meinen.

Neu sind Unstimmigkeiten zwischen dem Trainer und dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge indes nicht. Und auch Franck Ribery hat sich schon häufiger unbedacht geäußert, wenn er mal nicht die von ihm geforderte Wertschätzung erfuhr.

Angesichts der sportlichen Misere in der Bundesliga bekommen die erneuten Dispute jedoch eine andere Dimension. Und das Schlimme aus Bayern-Sicht: Es findet alles öffentlich statt.

"Personalpolitik = Aufgabe der Vereinsführung"

Aber der Reihe nach. Van Gaal brachte den jüngsten Konflikt mit Rummenigge selbst ins Rollen, indem er in der letzten Woche laut überlegte, ob es nicht vielleicht klüger wäre, Bastian Schweinsteiger nach der Saison abzugeben, sollte dieser sein bis 2012 laufendes Arbeitspapier nicht schleunigst erneuern. So würde man für den 26-Jährigen immerhin noch eine Ablösesumme erzielen.

Au contraire, meinte da der Vorstandsboss. Schweinsteiger bleibe natürlich. Und überhaupt: Über solche Entscheidungen habe van Gaal gar nicht nachzudenken, das sei Sache des Vorstandes. Das bekräftigte der FCB-Boss am Dienstag im Interview mit der Münchner "tz": "Unsere Entscheidung in Sachen Schweinsteiger ist gefallen, seine Aussagen werden darauf keinen Einfluss nehmen."

Rummenigges Nachschlag: "Ich bin ein Freund der Kompetenzen. Die Kompetenzen des Trainers sind Training, Taktik und Aufstellung. Personalpolitik ist Aufgabe der Vereinsführung."

Van Gaal schießt zurück

Zuvor hatte der FCB-Boss bereits angeregt, der Trainer solle sich lieber darum kümmern, dass die Rekonvaleszenten im Kader (u.a. Ribery) wieder vernünftig Fuß fassen und schlug seinerseits vor, dafür das Champions-League-Spiel zu nutzen.

Van Gaal reagierte in der causa Schweinsteiger am Montag gelassen ("Das ist gut, ausgezeichnet. Ich denke, dass der FC Bayern ein deutsches Gesicht haben muss"), in der anderen, die Mannschaft betreffenden, aber dünnhäutig: "Ich denke nicht, dass der Vorstandsvorsitzende die Aufstellung macht."

Kompetenzgerangel also allenthalben. Den Verantwortlichen sei nahegelegt, diese schleunigst intern auszuräumen - sonst tanzen die Mäuse auf den Tischen. Allen voran Ribery, der - kaum genesen - schon wieder unverhohlen von Differenzen mit dem Trainer spricht und mehr Vertrauen einfordert.

Ribery stellt Vertrauensfrage

Dem Franzosen hat nämlich van Gaals Aussage, er habe in der vergangenen Woche zu schwach trainiert, gar nicht gefallen, wie er in einem Interview mit "Sky" zum Ausdruck bringt.

"Ich gebe mein Bestes, tue alles, um wieder fit zu sein. Aber wenn der Trainer immer schlecht über einen redet, wenn er einen immer wieder runterzieht, dann wird es schwierig, weil ich ja seine Hilfe, sein Vertrauen benötige", so der 27-Jährige.

Von van Gaals Kritik nur aus der Presse zu erfahren, habe ihn sehr enttäuscht. "Ich hätte es besser gefunden, dass er es mir direkt sagt", sagt Ribery. Und dann wird es fast rührselig: "Ich fühle ja auch, dass er mich mag. Ich hätte gern mehr Kontakt zu ihm, dass es mehr Wertschätzung zwischen uns gibt."

Ribery: "Ich muss 90 Minuten spielen"

Des Weiteren ist der Franzose mit seiner Reservistenrolle beim FCB seit seiner Rückkehr ins Training nicht zufrieden - zuletzt war er gegen Nürnberg und Leverkusen erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt worden. "Wenn ich nur 25 oder 30 Minuten spiele, werde ich so nie mein altes Niveau zu 100 Prozent wieder erreichen. Ich muss 90 Minuten spielen", so seine Forderung.

Derzeit könne er nämlich nicht behaupten, dass es "viel Spaß mit ihm" mache oder er gar "eine besondere Beziehung" zum Trainer habe. Kurzum: "Ich mache meinen Job, er macht seinen." Immerhin sieht Ribery einen Verbesserungsansatz: "Ich muss mit ihm reden, muss Spaß mit ihm haben. Falls ich all das nicht habe, kann es auf dem Spielfeld ja auch nicht funktionieren."

Und falls der FC Bayern seine Konflikte weiter öffentlich austrägt, gilt dasselbe. Wie sagte Rummenigge zum Abschluss des "tz"-Interviews so schön, auch wenn er damit den Meisterschaftskampf meinte? "Wir brauchen in unserer Situation Fakten. Und die kann man nur auf dem Platz schaffen."

Benoit Tremoulinas schwärmt vom FC Bayern

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