Das erste Statement aus München

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber
Der Moment der Entscheidung: Miroslav Klose trifft kurz vor Schluss zum 2:0
© Getty

Geduldig spielte der FC Bayern München den italienischen Vizemeister AS Rom kaputt und holte die ersten drei Punkte. Eine verlässliche Einschätzung ihrer Stärke ist noch nicht möglich, doch die Bayern haben der Konkurrenz zum Champions-League-Auftakt etwas voraus.

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Julio Sergio hat äußerlich wenig gemeinsam mit Tim Wiese. Der Torhüter von Werder Bremen trägt Ohrringe und an seinen von Tattoos übersäten Armen erkennt man wenig von seiner ursprünglichen Hautfarbe.

Julio Sergio kommt eher hausbacken daher. Weder Schmuck noch Nadel hat der Keeper des AS Rom an sich herrangelassen. Mitte der zweiten Halbzeit des Champions-League-Spiels gegen die Roma waren Sergio und Wiese aber irgendwie ein und dieselbe Person.

Wie der Bremer Schlussmann am letzten Samstag packte Sergio Glanzparaden en masse aus. Romas Torwart brachte immer wieder irgendein Körperteil an den Ball und hielt das äußerst schmeichelhafte 0:0 für seine Giallorossi fest. Ein Deja-Vu, auf das die Bayern-Spieler gerne verzichtet hätten.

"Es war wie verhext. Der Ball wollte einfach nicht rein", sagte Toni Kroos, der es selbst mehrfach versucht hatte. Das Führungstor von Thomas Müller (79.) war dann "wie eine Erlösung", stöhnte Kapitän Mark van Bommel.

Bayern - Rom in der Analyse: Bayern-Feuerwerk nach der Pause

Müller mit dem special Moment

Es musste ein ganz besonderer Move herhalten, um die torlose Münchner Zeit zu beenden.

Mit dem rechten Außenrist beförderte Müller den Ball vom rechten Strafraum- ins linke Toreck. Die Flugbahn des Balles ist ein physikalisches Bonbon und dürfte demnächst Verwendung finden in Klassenzimmern und Hörsälen bei der Berechnung von ballistischen Kurven.

"Es muss viel zusammenpassen, so ein Tor zu schießen. Theoretisch habe ich das Tor so machen wollen, dass er dann tatsächlich so gelingt, dass passiert nicht immer", sagte Müller.

Theorie und Praxis passten an diesem Abend gut zusammen beim FC Bayern. Trainer Louis van Gaal hatte seiner Mannschaft ein Geduldsspiel prophezeit gegen tief stehende Römer. In der ersten Halbzeit wirkte das Spiel der Bayern weitgehend inspirationslos, aber schon in den ersten 45 Minuten versuchten es die Münchner, den Gegner mittels Spielverlagerung und Ballstafetten zu knacken.

Kroos bestätigt das Vertrauen

Für die kreativen Momente sollte in Abwesenheit von Franck Ribery (gesperrt) und Arjen Robben (verletzt) van Gaals einzig verbliebener Kreativspieler Toni Kroos sorgen. Der 20-Jährige bewegte sich geschickt zwischen den beiden Viererketten der Römer und gab dem Bayern-Spiel die erhofften Impulse.

"Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung. Natürlich ist es schön, wenn man in einem Champions-League-Spiel das Vertrauen geschenkt bekommt", sagte Kroos in seiner bekannten Bescheidenheit. Kroos war es auch, der kurz nach der Pause mit einem Gewaltschuss die Jagd auf Julio Sergio eröffnete.

Die Bayern blieben ihrer Linie treu und machten die Gäste mit ihrem nach dem Wechsel deutlich zielstrebigeren Passspiel  mürbe.

"Wir haben es mit Geduld gemacht. Wir haben es geschafft, den Ball laufen zu lassen. Vielleicht haben wir nicht so viele Torchancen in der ersten Halbzeit herausgespielt, aber wir haben es geschafft, den Gegner müde zu spielen. Man weiß, dass die Italiener nicht so gerne laufen. Das hat man ab der 60. Minute gemerkt", sagte Bastian Schweinsteiger.

705 Pässe brachten die Bayern zum Mitspieler - ein absoluter Topwert und unerreicht von den restlichen 31 Mannschaften am 1. Spieltag. Schweinsteigers 132 Ballkontakte sind ebenfalls Spitze.

Das Bayern-Spiel im mySPOX-Nachbericht

Der Ball läuft wieder

Zum ersten Mal in dieser noch jungen Saison spielten die Bayern die Art Fußball, mit der sie in der letzten Spielzeit so erfolgreich waren. "Ball laufen lassen und Torchancen kreieren - das ist unser Spiel. Ich musste auf Robben und Ribery verzichten. Unter diesen Umständen haben wir sehr gut gespielt", sagte van Gaal.

Die vereinzelten Pfiffe der Fans nach der ersten Halbzeit nahm der Coach gelassen hin. Rom hat nur verteidigt. "Die Zuschauer müssen verstehen, dass wir Zeit brauchen, um so einen Gegner kaputt zu spielen."

Der Zeitpunkt ist zu früh, um verlässlich einschätzen zu können, wo die Bayern stehen.Nach dem Bremen-Spiel wirkten die Spieler ratlos, nach dem Rom-Spiel hörte sich das schon viel selbstbewusster an. "Mir hat gefallen, dass wir bis zum Schluss Fußball gespielt haben. Auf diese Leistung können wir aufbauen", so van Bommel.

Auf eine erneute Zitterpartie in der Gruppenphase wie in der letzten Saison wollen sich die Bayern diesmal gar nicht erst einlassen. Das 2:0 gegen den AS Rom, immerhin Vizemeister in Italien, war ein erstes ernstzunehmendes Statement und ein Fingerzeig an die Konkurrenz: Mit uns ist auch in dieser Saison zu rechnen.

Bayern München - AS Rom: Daten zum Spiel