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Von Florian Bogner
Javier Mascherano (l.) und David Villa (Mitte) spielen nun mit Lionel Messi beim FC Barcelona
© spox

Der FC Barcelona ist auch 2010/2011 wieder Top-Favorit auf den Champions-League-Titel. 72 Millionen Euro ließ sich Barca die punktuelle Verstärkung des Kaders kosten, der sich eigentlich nur selbst schlagen kann - wie am Wochenende gegen Alicante. Denn wer will Andres Iniesta, Xavi, David Villa und Lionel Messi schon das Wasser reichen?

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Victor Valdes war außer sich. "Wo willst Du hin, Du Verrückter?", herrschte der Barca-Keeper den wild gewordenen Dressman an, der gerade wie ein Irrer quer über den Platz lief, und packte ihm am Schlafittchen.

"Lass mich, ich will zu meinen Fans", gab Jose Mourinho grob zurück und bejubelte mit ausgestrecktem Arm und erhobenem Zeigefinger den Einzug ins Champions-League-Finale, die tosenden Interisti im letzten Winkel des Camp Nou und vor allem sich selbst. "Du gehst nirgendwo hin", konterte Valdes. Der Rest ging in einem Handgemenge unter.

Dies alles geschah am 28. April dieses Jahres. Inter hatte Barca gerade in einer monströsen Abwehrschlacht niedergerungen. Das Hässliche hatte das Schöne besiegt, was durchaus seinen Reiz hatte. Mourinho war's herzlich egal, er stemmte drei Wochen später einen bedeutenden Pokal in die Höhe.

Valdes ätzt gegen Mourinho

Knapp vier Monate später startet Barcelona einen neuen Anlauf auf den Pokal mit den großen Ohren, der schon 1992, 2006 und 2009 im Trophäenschrank der Blaugrana verschwunden war und auf den der spanische FCB auch diese Saison naturgemäß Anspruch erhebt.

Doch der größte Feind lauert nun im eigenen Land. Mourinho hat bekanntlich im Sommer Real Madrid übernommen und nicht weniger versprochen, als mit Real den zehnten Landesmeistercup-Titel einzufahren. Das will man in Kataloniens Hauptstadt freilich verhindern.

Was Valdes zu Mourinhos neuem Job in Spanien zu sagen habe, wurde er vor einigen Wochen gefragt. "Es werden bestimmt ein paar Zeitungen mehr verkauft wegen ihm", sprach der Barca-Keeper ironisch aus. Der Fehdehandschuh ist hingeworfen.

Toure geht, Mascherano kommt

Von der Papierform her ist Barcelona wieder Favorit auf den CL-Titel. Der Kader von Trainer Pep Guardiola ist ein Kunstwerk, das in der Sommerpause weiter verfeinert wurde. 72 Millionen Euro wurde in sechs Beine investiert, die wie kleine, fein geölte Zahnräder den Barca-Motor am Laufen halten sollen.

David Villa ist eine tödliche Offensivwaffe und zudem bestens mit Andres Iniesta und Xavi aus dem Nationalteam vertraut. Javier Mascheranos Transfer war die logische Antwort auf den Abgang der Defensivspieler Yaya Toure und Rafael Marquez.

Zudem verstärkt der vielseitig einsetzbare Adriano die im Sommer ausgedünnte Defensive (siehe Abgänge). Alle drei dürften das Spielsystem schnell adaptiert haben und kaum Eingewöhnungszeit brauchen, hofft man in Barcelona.

Das große Missverständnis

Dort will man schließlich aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Im vergangenen Sommer wurde nämlich ein Bauteil akquiriert, das nicht in die Maschine passte: Zlatan Ibrahimovic. Das Ende der Geschichte ist bekannt.

Nun lässt sich über Sinn und Unsinn des Verlustes von rund 16 Millionen Euro plus Samuel Eto'o binnen einer Saison trefflich streiten - den einfach nicht ins Team passen wollenden Schweden gehen zu lassen, war letztlich aber wohl die richtige Entscheidung - dem Frieden in der Umkleidekabine wegen.

Denn wenn das Personal auf dem Platz unschlagbar scheint, lohnt es sich auf die Zwischentöne zu achten. Hier will man bei Barca wieder die Homogenität schaffen, die aus Weltklassespielern Champions macht. Die Kunst ist es, Spielern, die schon alles erreicht haben (Xavi, Iniesta, Pique, Puyol), eine gewisse Anzahl an Spielern zur Seite zu stellen, die eben dies noch erreichen wollen.

Genau nach dieser Philosophie wurde Barcas Kader verstärkt - hier die einzelnen Positionen unter der Lupe:

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Tor & Innenverteidigung: Guardiola geht Risiko

Außenverteidigung: Ein Backup für Dani Alves

Mittelfeld: Für Keita wird es eng

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