Stelldichein der Womanizer

Von Für SPOX in Madrid: Thomas Gaber
Louis van Gaal präsentierte sich bei der Abschlusspressekonferenz in bester Laune
© Getty

Der FC Bayern bereitet sich mit der nötigen Lockerheit auf Inter Mailand vor. Die Rahmenbedingungen für das große Finale könnten besser nicht sein. Und Real Madrid ist auch irgendwie dabei.

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Markus Hörwick wollte Louis van Gaal am Ende etwas Gutes tun. Eine halbe Stunde lang hatte der Trainer des FC Bayern München auf der abschließenden Pressekonferenz vor dem Champions-League-Finale gegen Inter Mailand (Sa., 20.15 Uhr im LIVE-TICKER, auf SAT.1 und SKY) geduldig jede Frage beantwortet.

"Ich kenne unseren Trainer und bin mir sicher, er ist einverstanden, wenn die letzte Frage eine Frau stellt", sagte Mediendirektor Hörwick und erteilte einer englischen Journalistin das Wort. Van Gaal hielt eifrig Ausschau nach der Dame inmitten der 200 anwesenden Medienvertreter. "What Lady?", fragte van Gaal und begründete umgehend sein hohes Interesse: "I am a Womanizer."

Experten und smart guys

Van Gaal hält sich also nicht nur für einen exzellenten Trainer, sondern bezüglich des weiblichen Geschlechts auch für unwiderstehlich.

Sein letzter öffentlicher Satz vor dem Finale war der Höhepunkt einer sehr unterhaltsamen Fragerunde.

Als ein italienischer Journalist den großen Arrigo Sacchi zitierte ("Inter ist die bessere Mannschaft und wird Bayern schlagen") und van Gaal damit konfrontierte, sagte dieser lediglich: "Sacchi ist ein Experte." Einen englischen Kollegen bezeichnete er als "smart guy", nachdem dieser es gewagt hatte, nach der Zukunft von Franck Ribery zu fragen.

Van Gaal geht voran, er will seinen Spielern vermitteln, dass man neben aller Anspannung und Fokussierung auch die nötige Lockerheit mitbringen muss, um das wichtigste Spiel im Vereinsfußball zu gewinnen.

Mark van Bommel und Bastian Schweinsteiger erfüllten den pädagogischen Auftrag des Trainers. Der Kapitän und sein Stellvertreter sorgten ebenso für den einen oder anderen Schenkelklopfer. Ein Engländer wollte wissen, was es mit dem Bayern-Dusel auf sich hat. Er habe von diesem "dussle" gehört und bat um Aufklärung. "Das ist alles harte Arbeit", erwiderte Schweinsteiger.

Würdiger Rahmen für das Finale

Fleiß alleine genügt nicht, um drei Titel in einer Saison zu gewinnen.

"Wir haben den Willen, die Leidenschaft und den Perfektionismus. Deshalb sind wir so weit gekommen. Und wir wissen, dass man als Fußballer wahrscheinlich nur einmal im Leben die Chance bekommt, das Triple zu holen", sagte Schweinsteiger. Van Bommel will nach dem "großen Abend beim Pokalfinale in Berlin" einen "noch größeren" in Madrid erleben.

Die spanische Hauptstadt hat sich rausgeputzt und präsentiert sich als vorzüglicher Gastgeber. Eine Wolke sucht man bei frühsommerlichen Temperaturen vergeblich, der Rasen des Estadio Santiago Bernabeu ist besser und hübscher gemäht als der in Wimbledon und die Fans beider Lager fallen sich reihenweise feuchtfröhlich in die Arme.

Holger Badstuber versuchte vor Beginn des Abschlusstrainings im sagenhaften Bernabeu, die Atmosphäre aufzusaugen, indem er minutenlang andächtig gen Himmel blickte. 60 Minuten dauerte die letzte Einheit. Nach einem kurzen Aufwärmprogramm probten die Bayern verschiedene Angriffsvarianten inklusive Torabschluss.

Perez tippt auf Inter

Dass Ivica Olic einen Ball nach dem anderen im Tor versenkte, fiel Florentino Perez nicht auf. Der Präsident von Real Madrid stattete dem Bayern-Training einen Blitzbesuch ab, interessierte sich aber wenig für das Geschehen in seinem Wohnzimmer.

Ein bisschen Finalluft schnuppern ist aber das Mindeste, was der Hausherr des Bernabeu tun muss, auch wenn seine Real-Stars nicht mitspielen dürfen. "Es ist natürlich schade, dass wir nicht dabei sind, aber wir haben es auch nicht verdient. Bayern und Inter dagegen schon", sagte Perez zu SPOX. Der Real-Boss erwartet ein "grande final" mit vielen Toren: "Ich tippe 3:2 für Inter."

Eine Gruppe Madrider Schönheiten erspähte Perez am Ausgang des Stadions und nahm ihn die Mitte für ein Erinnerungsfoto. Charmeur Perez ließ sich nicht zwei Mal bitten. Ein echter Womanizer eben.

Bayern München - Inter Mailand: Die Bilanz