Uli Hoeneß: "Jetzt nicht verrückt spielen"

Von Für SPOX in Manchester: Thomas Gaber
Beim Bayern-Bankett nach dem 2:3 gegen Manchester United genoss Uli Hoeneß eine Zigarre
© Getty

Der FC Bayern steht nach dem 2:3 bei Manchester United im Halbfinale der Champions League. Dort treffen die Münchner am 21. und 27. April auf Olympique Lyon. Bayern-Präsident Uli Hoeneß blieb im Moment des größten internationalen Erfolges seit 2001 ganz cool. Im Interview spricht Hoeneß über fiese Gefühle auf der Tribüne, begrenzte Partyerlaubnis und Balsam für die Bayern-Seele.

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Frage: Uli Hoeneß, der FC Bayern hat Manchester United ausgeschaltet. Wie haben Sie die 90 Minuten erlebt?

Uli Hoeneß: Wir haben am Anfang natürlich große Probleme gehabt. Aber nachdem die Mannschaft ab der 30. Minute im Spiel war, sich Torchancen herausgespielt hat und glücklicherweise kurz vor der Halbzeit das Tor gemacht hat, habe ich auf der Tribüne gesagt: 'Wir spielen 3:2 oder 3:3.'

Frage: Was hat Sie da so sicher gemacht?

Hoeneß: Unsere Moral ist intakt. Ich habe gewusst, dass wir noch eine Chance haben. Nach der Gelb-Roten Karte ist die Mannschaft nicht in Hektik verfallen. Die Auswechslung von Wayne Rooney hat uns zusätzlich in die Karten gespielt. Er ist Manchesters gefährlichster Mann. Da hatte ich schon das Gefühl, dass wir hier weiterkommen können.

Frage: Ist die Mannschaft in dieser Saison eine Wundertüte?

Hoeneß: Vor drei, vier Wochen wurde noch berichtet, dass gar nichts stimmt beim FC Bayern. Jetzt sollen wir auf einmal in der Lage sein, das Triple zu holen. Da mache ich nicht mit. Wir gehen Schritt für Schritt und dann schauen wir, was am Ende rauskommt.

Frage: Arjen Robben hat erneut ein phantastisches Tor zum Weiterkommen erzielt.

Hoeneß: Wir sollten aufhören, immer nur auf ein oder zwei Spieler zu schauen. Mal sind es Ribery und Robben, ein anderes Mal Robben und Ribery. So eine Leistung kann man nur mit 15 oder 20 Spielern schaffen. Das ganze Team, der gesamte FC Bayern hat das geschafft und nicht einzelne Spieler.

Frage: Der FC Bayern steht zum ersten Mal seit 2001 wieder im Halbfinale. Da darf man stolz sein, oder?

Hoeneß: Ja, aber das interessiert mich jetzt schon nicht mehr. Wir spielen am Samstag in Leverkusen.

Frage: Aber gut für die Bayern-Seele ist es allemal.

Hoeneß: Das tut nicht nur der Bayern-Seele gut. Wir Deutschen sollten uns freuen, wenn ein Bundesliga-Verein das Halbfinale in der Champions League erreicht. Das wirkt sich ja auch in der UEFA-Fünfjahreswertung positiv aus. Wir haben einen großen Beitrag geleistet, dass die Bundesliga bald den vierten Startplatz zurückbekommt.

Frage: Darf man schon ein bisschen ans Finale in Madrid denken?

Hoeneß: Überhaupt nicht. Wir haben in dieser Saison alle gut daran getan, nicht verrückt zu spielen, sondern immer die nächste Aufgabe in den Vordergrund zu rücken. So sollten wir es auch in Zukunft machen. Jetzt haben wir die wichtige Aufgabe in Leverkusen. Nur wenn wir gewinnen, haben wir den Rücken frei für die beiden Halbfinalspiele in der Champions League. Wir dürfen in Leverkusen nicht verlieren.

Frage: Leiden Sie bei so einem Spielverlauf wie in Manchester besonders auf der Tribüne?

Hoeneß: Ich stelle fest, dass ich auf der Tribüne relativ ruhig bin. Zumindest nach außen. Ich lasse mir den Stress nicht anmerken, innen drin schaut es natürlich anders aus. Das kann schon fies sein.

Frage: Der FC Bayern kann in dieser Saison das Triple holen.

Hoeneß: Es könnte eine richtig gute Saison werden. Aber wir haben noch nichts erreicht.

Frage: Ivica Olic hat die Bayern mit seinem Tor wieder herangebracht. Im Hinspiel erzielte er den Siegtreffer. Wie wichtig ist er für die Mannschaft?

Hoeneß: Ich bin nicht dafür zuständig, Mannschaftskritik zu machen. Dafür ist der Trainer da.

Frage: Wie erklären Sie sich die Moral der Mannschaft? Zwei Tore in Manchester aufzuholen, ist ja nicht alltäglich...

Hoeneß: Die kriegen gutes Essen und viel Schlaf und dann müssen sie einfach nur laufen.

Frage: Welchen Anteil hat Louis van Gaal am derzeitigen Erfolg?

Hoeneß: Er ist Teil des Teams. Fest steht, dass Mannschaft und Trainer sehr gut zusammenarbeiten.

Frage: Wie lang darf die Mannschaft jetzt feiern?

Hoeneß: 35 Minuten.

Das 2:3 der Bayern in Manchester in der Analyse