Was tun, Franck Ribery?

Von Daniel Börlein
Franck Ribery erzielte in dieser Saison bislang vier Liga-Tore für die Bayern
© Getty

Franck Ribery ist derzeit das wohl heißeste Objekt auf dem Transfermarkt. Wechselt der Franzose nach dieser Saison oder bleibt er beim FC Bayern? Während der 27-Jährige eine möglichst rasche Entscheidung will, spielen die Bayern auf Zeit. Fest steht: Die Entscheidung fällt zwischen den Bayern, Real Madrid, dem FC Barcelona und dem FC Chelsea. Doch was spricht für wen?

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Derzeit beherrschen Gerüchte um Franck Riberys Privatleben die Schlagzeilen. Die Entscheidung um die sportliche Zukunft des Franzosen ist dadurch völlig in den Hintergrund geraten. Dabei will der 27-Jährige möglichst schnell Klarheit. In der vergangenen Woche kündigte Ribery an, "in den nächsten sieben bis zehn Tagen" eine Entscheidung zu treffen.

Der FC Bayern hingegen spielt auf Zeit. "Wir lassen uns da keine Frist aufdrängen", sagte Präsident Uli Hoeneß der "tz". Sportdirektor Christian Nerlinger ergänzte in der "Süddeutschen Zeitung": "Wann es zu Gesprächen über den Vertrag kommt, wissen wir noch nicht."

Real gilt als Favorit

Klar ist: Der Rekordmeister ist Riberys erster Ansprechpartner. Fest steht allerdings auch, dass die ganz großen europäischen Klubs den Bayern-Star verpflichten wollen. Real Madrid gilt dabei als Favorit. "Es ist nicht gesagt, dass ich zu Real gehe. Auch der FC Barcelona und der FC Chelsea sind interessiert", sagt Ribery dazu, ergänzt aber: "Eigentlich kommt nur ein Wechsel nach Spanien in Frage."

Real, Barca, Chelsea oder doch der FC Bayern - wer macht das Rennen um Ribery. Leisten kann sich den französischen Nationalspieler jeder aus diesem Quartett, folglich werden andere Faktoren den Ausschlag geben. SPOX checkt alle vier Klubs.

FC Bayern München

Mannschaft: Bis zur Robben-Verpflichtung war Ribery der unumstrittene Star des Teams, ohne allerdings die Bindung zu den Mitspielern zu verlieren. Die Mannschaft schätzt das sehr. Auch seine offene und lustige Art kommt bei den Kollegen gut an. Mit van Buyten pflegt der Franzose auch privat einen engen, freundschaftlichen Kontakt. Die Meinung des Belgiers ist ihm wichtig. Aber: Von Klose ("Wir machen die Drecksarbeit") gab es schon kritische Töne. Seit Robben die Aufmerksamkeit auf sich zieht, wirkt der 27-Jährige zudem latent unzufrieden. Und: Schon im letzten Jahr reagierte der eine oder andere Bayern-Spieler ob des Wechseltheaters genervt.

Trainer: Das Verhältnis zu Louis van Gaal ist professionell, aber durchaus angespannt. Ribery gab bereits zu, dass es vor allem in der Vorrunde Probleme zwischen beiden gab. Der Niederländer will Ribery nach Verletzungen vorsichtig heranführen, Ribery dagegen möglichst viel spielen. Van Gaal verlangt taktische Disziplin, Ribery wünscht sich möglichst viele Freiheiten. Freunde werden beide wohl nicht mehr, obwohl van Gaal seinen Star entgegen seiner Gewohnheiten zuletzt auch öffentlich lobte.

System: Nach ein paar Experimenten zu Saisonbeginn, hat der FC Bayern sein System gefunden. Im 4-4-2 darf Ribery auf seiner Lieblingsposition im linken offensiven Mittelfeld ran. Dass die Variante mit Robben als Pendant auf rechts zwar riskant ist, aber auch international erfolgreich sein kann, zeigen die Münchner momentan. Durchaus vorstellbar, dass van Gaal im kommenden Jahr mit der Option Toni Kroos auch ab und an auf ein 4-3-3 setzt. Kein Problem, Ribery würde dann vom linken Mittelfeld auf Linksaußen rücken.

Umfeld: Riberys Vertrag in München läuft noch bis 2011. Bleibt der Franzose, verlängert seinen Kontrakt aber nicht, wäre er in einem Jahr ablösefrei, was erhebliche finanzielle Einbußen für die Bayern bedeuten würde. Dennoch wollen ihn die Verantwortlichen unbedingt halten. In der Anhängerschaft sieht das schon etwas anders aus. Nach dem Theater im Sommer und bislang eher durchwachsenen Leistungen stehen nicht mehr alle Fans vorbehaltlos hinter Ribery. Zumal mit Robben ein neuer Liebling gefunden scheint.

Perspektiven: Das Ziel des Franzosen ist es, jedes Jahr um den Champions-League-Sieg zu spielen. Aktuell beweisen die Bayern, dass das durchaus möglich ist. Und: Noch scheint diese Mannschaft nicht am Limit. Beim Rekordmeister ist man nach den jüngsten Erfolgen zudem bereit, auch in den kommenden Jahren in Qualität zu investieren. Aber: In Zidanes Fußstapfen kann Ribery nur bei einem internationalen Weltklub treten - glauben zumindest die Franzosen.

Real Madrid

Mannschaft: Die Königlichen gelten als Favorit, falls Ribery die Bayern verlässt. Anders als in München wäre er dort allerdings nur einer von vielen Stars. Noch immer dreht sich in Madrid alles um Cristiano Ronaldo, daran wird ein Ribery nichts ändern. Auch den Kultstatus der Real-Urgesteine Raul, Casillas oder Sergio Ramos wird der Franzose nie erreichen. Ohnehin betonen Casillas und Co. immer wieder, gerne mehr Spanier im Team haben zu wollen. Dennoch lief die Integration der neuen Stars ins Mannschaftsgefüge in den vergangenen Jahren meist problemlos. Und: Mit Kumpel Benzema und Lass Diarra gibt's zwei Spieler, die Ribery aus der Nationalmannschaft bestens kennt.

Trainer: Nach dem Champions-League-Aus scheint die Zukunft von Coach Manuel Pellegrini offen. Die Real-Verantwortlichen betonen zwar stets, auch künftig mit dem Chilenen arbeiten zu wollen, doch wird in den Medien bereits offen über mögliche Nachfolger (Mourinho, Benitez, Scolari, Capello) diskutiert. Die Mannschaft akzeptiert Pellegrini dagegen, weil er viel, offen und direkt mit den Spielern kommuniziert, gleichzeitig aber auch uneitel genug ist, eigene Fehler einzugestehen (siehe van der Vaart). Ein Transfer Riberys ist allerdings weniger der ausdrückliche Wunsch des 56-Jährigen, sondern vielmehr der Plan der Real-Mächtigen um Boss Florentino Perez und Klub-Berater Zinedine Zidane.

System: Real präsentierte in dieser Spielzeit bislang viele Varianten. Ob 4-2-3-1, 4-4-2 oder wie zuletzt ein 4-3-1-2, Pellegrini hat mehrere Optionen, aus denen er wählen kann. Fest steht: Ronaldo ist im Sturmzentrum gesetzt. Da Higuain (25 Tore) prächtig mit dem Portugiesen harmoniert, führt aktuell - und wohl auch in der kommenden Saison - kein Weg am System mit zwei Stürmern vorbei. Bleiben vier Plätze im Mittelfeld. Heißt für Ribery: Konkurrenzkampf, vor allem mit Kaka und van der Vaart. Zumindest im 4-4-2 mit offensiven Außen dürfte Ribery dabei die Nase vorn haben. Im derzeit praktizierten 4-3-1-2 sieht das allerdings schon anders aus.

Umfeld: Real investierte vor dieser Saison mächtig in die Mannschaft - und droht dennoch ohne Titel dazustehen. Ein herber Rückschlag für Perez, kein Grund allerdings für Reals Boss, von dieser Strategie abzuweichen. Sportdirektor Jorge Valdano erklärte jedoch bereits, bevorzugt spanische Spieler verpflichten zu wollen. Ribery soll dennoch kommen - und wäre damit für Fans und Medien der neue Hoffnungsträger. Wie schnell ein Hoffnungsträger in Madrid allerdings zum Buhmann werden kann, zeigt das Beispiel Kaka. Der Brasilianer genießt bei vielen Anhängern mittlerweile nur noch wenig Wertschätzung und bezieht von der Presse regelmäßig Prügel.

Perspektiven: Falls die Saison tatsächlich ohne Titel endet, gilt sie offiziell als verpatzt. Tatsache allerdings ist, dass zwei schwache Auftritte in Pokal und Champions League direkt das Aus bedeuteten. In der Liga zeigt Real hingegen wieviel Potenzial im Team steckt, liegt man doch nur einen Zähler hinter Barca, der aktuell besten Mannschaft der Welt. Wird an den richtigen Stellen (Innenverteidigung, linkes und rechtes Mittelfeld) gezielt nachgebessert, winkt eine vielversprechende Zukunft. Und am Geld für Neuzugänge wird es bei den Königlichen gewiss nicht scheitern. Besonders reizvoll für Ribery: Nach Jahren der Erfolglosigkeit könnte er derjenige sein, der das große Real zu Titeln führt. Selbst Superstar Ronaldo schaffte das in seinem ersten Jahr nicht.

Barcelona und Chelsea im Check