Der Kampf um Ribery: Hürde im Schneegestöber

Von Für SPOX in Florenz: Florian Bogner
Franck Ribery wechselte 2007 von Olympique Marseille zu den Bayern
© Getty

Bleibt er oder geht er? Vor dem Achtelfinal-Rückspiel zwischen dem AC Florenz und Bayern München (ab 20.30 Uhr im LIVE-TICKER und bei SKY) bestimmen Franck Riberys Wechselgedanken die Schlagzeilen. Die Bayern-Verantwortlichen stilisieren das Spiel zum Endspiel um Ribery hoch. Dabei kann das Achtelfinale eigentlich nur der Anfang sein.

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Wenn Franck Ribery wirklich besonders wetterfühlig ist, wird er Florenz momentan nicht mögen. Wo in der vergangenen Woche noch Sonne und 20 Grad die Menschen auf den Piazza del Duomo lockten, fegt seit dem Wochenende ein kalter Wind durch die Straßen. In der Nacht wurden sogar vereinzelte Schneeflocken gesichtet. Kurzum: Auch alles nicht besser als in München.

Kein Wunder, dass Italien in Riberys Zukunftsplänen keine Rolle zu spielen scheint - dafür wirbeln dem 26-jährigen Franzosen aber ein gefühltes halbes Dutzend andere Vereine im Kopf rum. Schneegestöber im Oberstübchen, quasi. Jedenfalls gab Ribery den Wechselgerüchten um ihn wieder neue Nahrung, indem er unlängst bei einem französischen TV-Sender laut über Real, Barcelona und Chelsea nachdachte.

Zidanes Lob ist zu wenig

Beim FC Bayern wird man das nicht gerne vernommen haben, stehen doch nach dem Spiel in Florenz Gespräche über eine Vertragsverlängerung mit dem Außenstürmer an. Und Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hoffen, dass von dem Achtelfinal-Rückspiel die entscheidenden Impulse ausgehen, die Ribery doch noch zum Bleiben bewegen. Will sagen: Ein Fußballfest soll her.

"Seine Zukunft hängt von der Gesamt-Performance in der Champions League ab", sagte Hoeneß am Montag ungewohnt fremdsprachensicher: "Er möchte weiterhin für einen Klub spielen, der dort eine große Rolle spielt. Deswegen wäre es einfacher, wenn wir weiterkämen." Oder im Umkehrschluss: "Wenn wir 0:3 verlieren, glaube ich nicht, dass er bleibt."

Für Ribery geht es neben dem Sportlichen und der Absicht, irgendwann mal den Topf mit den großen Ohren gewinnen zu wollen, vor allem ums Renommee. Dass er sich bei den Weltfußballerwahlen zuletzt nie unter den Top Ten wiederfand, hat den Franzosen hart getroffen. Und das, obwohl sein Landsmann Zinedine Zidane sagt: "Es gibt sehr gute Fußballer auf der Welt wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi, aber für mich ist Ribery der Beste."

Um es aber mit den Messis und Ronaldos dieser Welt aufnehmen zu können, muss Ribery entweder mit einem der beiden zusammenspielen, oder eben mit dem FC Bayern auf Augenhöhe mit den Klubs der Weltfußballer stehen. Kein leichtes Unterfangen für den deutschen Rekordmeister - auch wenn Bayern im Gegensatz zu Real, Barca und Chelsea das Achtelfinal-Hinspiel gewann. Florenz kann hier aber keinesfalls als Maßstab gelten, eher als Stolperstein für die Ambitionen der Bayern.

Rummenigge bezirzt Ribery

"Wir brauchen Ribery, da ich glaube, dass wir gute Chance haben, in den kommenden Jahren international wieder auf Augenhöhe mit den Topvereinen zu kommen", sagte Rummenigge am Montag und schmierte dem Franzosen noch mal leckeren Honig ums Maul: "Er ist unser wichtigster und wertvollster Spieler."

Sicherlich wird Riberys Entscheidung auch von finanziellen Aspekten abhängen. Doch anders als bei Michael Ballack oder Claudio Pizarro, als es eine klare Schmerzgrenze gab, signalisieren die Bayern bereitwillig Verhandlungsbereitschaft. "Wir werden nicht alles, aber viel in die Waagschale legen, um Franck zu überzeugen, in München zu bleiben. Ich bin nicht pessimistisch", sagte Rummenigge vor dem Abflug nach Florenz.

Neben dem Renommee und dem Taschengeld muss sich Ribery aber auch noch wohl fühlen - und seine Frau Wahiba ebenfalls. Immerhin hat sich das Paar mittlerweile in München eingelebt, wie Ribery im Januar bestätigte: "Zurzeit ist es nicht so, dass es meiner Frau hier schlecht geht." Und um seine Belange kümmere man sich beim Rekordmeister sowieso vorbildlich: "Man tut hier alles für einen Spieler, um glücklich zu sein", erklärte er: "Immer wenn man etwas braucht, egal zu welcher Zeit, sind die Verantwortlichen für dich da. Sie geben das Maximum."

Van Gaal: "Können noch besser spielen als in Turin"

Das Maximale müssen auch die Spieler am Dienstagabend aus sich heraus kitzeln, soll es in Florenz kein Böses Erwachen geben. Das Viertelfinale ist für das Team von Louis van Gaal Pflicht - immerhin hat man dieselbe Hürde im Vorjahr unter Jürgen Klinsmann schon genommen. Ein Ausscheiden wäre wie ein Schlag ins Gesicht der Bayern, die seit dieser Saison wieder offen mit dem "Mia-san-mia"-Image kokettieren und gerne das Wort "Dominanz" in den Mund nehmen.

Für Hoeneß kann es am Abend sowieso keinen anderen Sieger als die Bayern geben. So fragte der Manager am Montag: "Wir haben jetzt seit 17 Spielen nicht mehr verloren, warum sollten wir in Florenz verlieren? Es wird ein heißer Kampf, aber die Mannschaft fährt mit großem Selbstvertrauen dahin." Van Gaal machte den italienischen Journalisten auf der Pressekonferenz Angst: "Wir können noch besser spielen als in Turin." Und da war Ribery nicht mal dabei.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

AC Florenz: Frey - De Silvestri, Natali, Kröldrup, Felipe - Zanetti, Montolivo - Marchionni, Jovetic, Vargas - Gilardino.

Bayern München: Butt - Lahm, van Buyten, Badstuber, Alaba - Robben, van Bommel, Schweinsteiger, Ribery - Gomez, Müller.

Schiedsrichter: Alberto Undiano Mallenco (Spanien)

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