Infiziert von einem Verrückten

Von Daniel Börlein
Wayne Rooney das Enfant terrible des englischen Fußballs
© Getty

Auch dank Wayne Rooney steht Manchester United abermals im Champions-League-Finale. Der 23-Jährige steht bei den Red Devils meist im Schatten von Cristiano Ronaldo, dabei ist er das Herzstück von United. Nationalcoach Fabio Capello hält ihn allerdings für einen Verrückten - nicht ganz zu Unrecht.

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Kurz nachfragen musste Fabio Capello der Höflichkeit halber dann doch. "Warum boxen Sie nach einer Eckfahne?", wollte Englands Nationalcoach von Wayne Rooney wissen, nachdem der United-Stürmer nach seiner Gelb-Roten Karte gegen den FC Fulham beim Gang in die Katakomben mit der bloßen Faust und voller Wucht gegen die Eckfahne geschlagen hatte.

Eine Erklärung für diese Aktion konnte Rooney Capello allerdings gar nicht erst liefern, denn der Italiener hatte sein Urteil über den Angreifer längst gefällt. "Sie sind ein verrückter Mann", sagte Capello.

Kein Musterknabe

Der Coach der Three Lions hatte das ausgesprochen, was viele über Rooney denken. Der 23-Jährige gilt nicht unbedingt als Musterknabe. Die meisten halten Rooney gar für komplett durchgeknallt. Er selbst ist daran nicht ganz schuldlos.

Schon in seiner Kindheit soll Vater Thomas den Filius in die Pubs der Liverpooler Arbeitersiedlung Croxteth mitgenommen haben. Später habe Wayne sich dann auch ganz gut alleine zurechtgefunden, heißt es.

Da spielte Rooney schon für den FC Everton. Mit elf Jahren heuerte er bei den Toffees an, mit 16 gab er sein Debüt in der ersten Mannschaft, kurz vor seinem 17. Geburtstag erzielte er seinen ersten Treffer in der Premier League - als jüngster Torschütze aller Zeiten.

Nationalmannschaftsdebüt mit 17

Ein halbes Jahr später wurde er der jüngste Debütant in der Geschichte der englischen Nationalmannschaft. Rooney, der Schnellstarter - sportlich wie privat. Seiner Jugendliebe Coleen McLoughlin machte er bereits mit 17 den ersten Heiratsantrag.

Den Bund der Ehe gingen die beiden dann allerdings erst im vergangenen Sommer ein. Dafür allerdings mit ganz viel Glanz und Glamour. Vier Tage lang wurde an der italienischen Rivera ausgiebig gefeiert.

Die rund 60 Gäste wurden von der englischen Pop-Band Westlife unterhalten, Coleens Hochzeitskleid vom New Yorker In-Label Marchesa Stoltenberg maßgeschneidert. Geschätzte Gesamtkosten der Feier: Zwischen vier und fünf Millionen Euro.

Für Rooney leicht zu verschmerzen, schließlich kassiert der Nationalspieler seit seinem Wechsel 2004 von Everton zu Manchester United und dank zahlreicher Werbeverträge jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag.

Publikumsliebling in Old Trafford

Bei den Red Devils fühlt sich Rooney nicht nur des Geldes wegen wohl. Die Fans lieben ihn, Coach Sir Alex Ferguson schätzt ihn, die Mannschaft braucht ihn. "Ich hoffe, dass ich immer noch bei United bin, wenn ich das gleiche Alter erreicht habe wie Ryan Giggs, Paul Scholes und Gary Neville", sagt er deshalb. "Ich bin sicher, dass ich noch sehr lange für Manchester spielen werde."

Rooney weiß, was er United zu verdanken hat. Zweimal brach er sich bereits den Mittelfuß, fiel jeweils lange aus. Hinzu kamen immer wieder Eskapaden wie im September 2006, als er Blackburn-Spieler Michael Gray in einem Restaurant in Manchester wegen abfälliger Bemerkungen gegenüber Freundin Coleen mit einem Faustschlag niederstreckte.

United aber stellte sich, zumindest öffentlich, immer hinter Rooney, stärkte ihm stets den Rücken. Auch als es so schien, als ob dem großen Talent der nächste Karriereschritt zum großen Superstar nicht gelingen will.

Vor allem Ferguson hielt zu ihm - und erfand den bulligen Angreifer in der letzten Saison quasi neu. Rooney sollte nicht mehr "nur" auf Tore aus sein und in vorderster Front auf Chancen lauern. Er sollte seine körperliche Robustheit in den Dienst der Mannschaft stellen.

Vom Stürmer zum Allrounder

Durch Cristiano Ronaldos Treffsicherheit gelang diese Umstellung perfekt. Seitdem ist Rooney regelmäßig in der eigenen Hälfte unterwegs, grätscht an der Eckfahne oder klärt im eigenen Strafraum. "Es geht nicht darum, jedes Tor selbst zu erzielen. Es geht um die Mannschaft", sagt Rooney nur.

"Mit seinen Fähigkeiten kann er auf jeder Angriffsposition spielen. Seine Auftritte als Allrounder in der Offensive sind eine Augenweide", erklärt Ferguson.

Und trotz aller Zusatzaufgaben lässt sich Rooneys Trefferquote noch immer sehen: In der Premier League traf er in dieser Saison bereits zwölf Mal, in der Königsklasse immerhin vier Mal.

Den nächsten Karriereschritt hat Rooney also längst getan. Freilich fokussiert sich bei United fast alles auf Ronaldo, der offensiv wohl auch die größte Waffe der Red Devils ist. Das Herzstück allerdings ist Rooney, weil der sich für nichts zu schade ist und dadurch auch seine Mitspieler besser macht.

Ferguson erklärt das so: "Die Energie, die der Junge hat und seine Lust zu spielen, infiziert jeden, der mit ihm auf dem Platz steht." Infiziert von einem Verrückten.

Wayne Rooney im Steckbrief