"Wir wollen mehr, keine Frage"

Von Für SPOX in Lissabon: Florian Bogner
Kritik an Klinsmann? Bayern-Manager Uli Hoeness ist genervt von der Trainerdiskussion
© Getty

Der 5:0-Sieg des FC Bayern in der Champions League bei Sporting Lissabon hielt Manager Uli Hoeneß nicht davon ab, vor den schweren Aufgaben in der Bundesliga und im Pokal in der kommenden Woche zu warnen. Im Interview in der Mixed-Zone sprach Hoeneß nach dem Spiel über geplatzte Knoten, den Hang dazu, alles klein zu reden, und die von den Medien hochstilisierte Trainerfrage.

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Frage: Herr Hoeneß, wie erklären Sie sich diesen hohen Sieg?

Uli Hoeneß: Nach der ersten Halbzeit habe ich nicht damit gerechnet, dass es so ein klarer und deutlicher Sieg wird. Wir haben sehr nervös begonnen, waren ziemlich unter Druck. Wir haben die Nervosität aus dem Köln-Spiel in die erste halbe Stunde getragen. Nach dem Tor von Franck Ribery und vor allem nach dem 2:0 wurde die Mannschaft locker, da war das alte Selbstvertrauen wieder da. Danach hat sie wirklich wie aus einem Guss gespielt.

Frage: Wie sehr trauen Sie dem Sieg? Schließlich gab's ja zu Beginn der Rückrunde ein ganz ähnliches Erlebnis mit dem 5:1 gegen Stuttgart.

Hoeneß: Jetzt haben wir immerhin von den drei wichtigen Auswärtsspielen in Folge (Lissabon, Bremen, Leverkusen, Anm. d. Red.) die erste Hürde bravourös geschafft. Jetzt können wir uns mit etwas weniger Nervenflattern nach Bremen begeben. Dieser Sieg ist nur dann wirklich eine tolle Geschichte, wenn wir in Bremen nachlegen. Eine Niederlage können wir uns eigentlich nicht leisten.

Frage: Ist die Leistung der Mannschaft derzeit eine Wundertüte? Man weiß nie, was man bekommt.

Hoeneß: Die Mannschaft war durch die Niederlagen angeschlagen und leicht nervös. Heute hat sie gezeigt, was in ihr steckt, wenn der Knoten mal platzt. Nach dem 2:0 hat sie ihr wahres Gesicht gezeigt. Da hat man gesehen, welch gute Spieler wir wirklich haben.

Frage: Ist das Resultat nicht vielleicht auch ein wenig trügerisch?

Hoeneß: Wir sollten jetzt nicht einen 5:0-Sieg klein reden, wie das in Deutschland gerne gemacht wird. Wenn wir 5:0 gewinnen, war der Gegner schwach, und wenn wir verlieren, waren wir eine Katastrophe? Mit dieser Kritik kann ich auf Dauer nicht leben. Heute wollen wir mal diesen Sieg positiv sehen, ja?

Frage: War das heute eine Frage des Kopfes?

Hoeneß: Die Mannschaft hat mit dem 2:0 die Belastungen der ganzen letzen Wochen abgestreift. Dann läuft es eben: Plötzlich kommt jeder Ball zu uns, jeder abgeprallte Ball kommt zu Weiß und nicht zu Grün - so ist das eben. Plötzlich sind die Laufwege einfach, es gelingt jeder Pass, jeder Kopfball ist im Winkel...

Frage: Jürgen Klinsmann hat vorher die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive gefordert. War das heute so?

Hoeneß: Was die Mannschaft von Anfang an gezeigt hat, war eine unglaubliche Disziplin. Das hatte man ja zuletzt in Berlin oder gegen Köln nicht so gezeigt. Da waren die Mannschaftsteile ziemlich weit auseinander und der Gegner hatte viel Platz zum Kombinieren. Heute haben wir von der Eins bis zur Elf sehr diszipliniert gespielt, wenig zugelassen. Das hat sich bemerkbar gemacht.

Frage: Der Viertelfinal-Einzug ist damit nahezu perfekt. Ist alles andere nun Zugabe?

Hoeneß: Ich gehe davon aus, dass wir das Viertelfinale jetzt schaffen, und damit hätten wir das Mindestziel für die Champions League erreicht. Man wäre unter den besten acht Mannschaften Europas und das ist das erste Ziel für diese Saison gewesen. Wir wollen natürlich mehr, keine Frage.

Frage: Sind Sie froh, dass die Diskussion um Jürgen Klinsmann damit ein Ende hat?

Hoeneß: Die Diskussion war ja nicht bei uns. (Zu allen Journalisten) Da müssten sie sich mal heute Abend zusammensetzen und bereden, ob sie bereit sind, sie zu beenden. Die Frage müssen sie sich untereinander stellen.

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