"Der FC Bayern gehört nicht zu den Topfavoriten"

Von Interview: Andreas Lehner
Premiere-Experte Stefan Effenberg (40) gewann mit dem FC Bayern drei Meisterschaften und die CL
© Getty

Premiere-Experte Stefan Effenberg spricht im SPOX-Interview über die Chancen des FC Bayern in der Champions League und die Bedeutung von Franck Ribery. Außerdem verrät der 40-Jährige, der 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewann, was er von Anatolij Tymoschtschuk hält.

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SPOX: Die Bayern haben durch den Sieg in Lyon den Gruppensieg klar gemacht. Wie viel macht es Ihrer Erfahrung nach aus, im Achtelfinale das Rückspiel zuhause zu haben?

Stefan Effenberg: Für uns war es damals nicht wichtig, ob wir zuerst zuhause oder auswärts gespielt haben. Aber es ist schon wichtig, als ungeschlagener Gruppensieger weiterzukommen, um der Konkurrenz ein Zeichen zu senden.

SPOX: Was trauen Sie den Bayern in der Champions League allgemein zu?

Effenberg: Ich sehe zwar in dieser Saison keine herausragende Mannschaft, aber der FC Bayern gehört für mich nicht zu den Topfavoriten auf den Titel.

SPOX: Klinsmann will die Bayern langfristig wieder zu so einem machen...

Effenberg: ...das muss er ja auch.

SPOX: Was muss er dann ändern?

Effenberg: Ich finde, in der Abwehr haben sie das ein oder andere Problem. Das sage ich aber schon seit Jahren. Letztes Jahr haben sie in der Bundesliga nur 21 Gegentore gefangen, aber international hat es nicht gereicht. Also muss man sich in dem Bereich verbessern.

SPOX: In Sachen Fitness scheinen die Bayern schon einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Das Tempo der englischen Mannschaften sollten sie mitgehen können.

Effenberg: Da muss man abwarten. Man darf nach einer Halbserie nicht alles überbewerten, aber auch nicht zu kritisch sehen. Sie sind souverän ins Achtelfinale der Champions League eingezogen und haben sich in der Bundesliga wieder gefangen. Aber in der Rückrunde wird der Druck größer, und das ist dann auch eine mentale Geschichte.

SPOX: Bei Bayern fokussiert sich viel auf Franck Ribery. Matthias Sammer hat ihn kürzlich als besten Spieler der Welt geadelt. Teilen Sie diese Meinung?

Effenberg: Sicher gibt es nur wenige Spieler mit dieser Qualität, und es macht unglaublich viel Spaß, ihm beim Fußballspielen zuzuschauen. Da steht er auf einer Stufe mit Ronaldo, Messi und Torres. Deshalb schließe ich mich da Zinedine Zidane an, der gesagt hat, dass er bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres etwas Besseres als Platz 16 verdient hätte. Aber bei so einer Wahl spielen auch Erfolge eine große Rolle. Um ganz nach oben zu kommen, braucht Ribery einen großen Titel.

SPOX: Eine Planstelle beim FC Bayern ist das defensive Mittelfeld. Uli Hoeneß hat im "Doppelpass" angekündigt, mit Mark van Bommel verlängern zu wollen. Braucht Bayern dann überhaupt Anatolij Tymoschtschuk?

Effenberg: Ich weiß ja nicht, welche Philosophie die Bayern in Zukunft verfolgen. Man sollte nicht nur über van Bommel sprechen, sondern die Position von Ze Roberto durchleuchten. Der ist 34 Jahre alt und man weiß noch nicht, ob er überhaupt verlängern will. Einen Tymoschtschuk kann man deshalb so oder so gut brauchen.

Im zweiten Teil des SPOX-Interviews spricht Stefan Effenberg über die sich anbahnende Rivallität zwischen Bayern und Hoffenheim, Leverkusens Bundesliga-Titelchancen und die Lage bei Borussia Mönchengladbach.

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