Werder geht am Stock

Von Stefan Rommel
Beim letzten Gruppenspiel geht es für Werder (Mertesacker li. und Frings) um die UEFA-Cup-Quali
© Getty

Seit fünf Jahren spielt Werder Bremen jetzt ununterbrochen in der Champions League. Das Weserstadion hat dabei Feste erlebt und auch so manches Wunder, es hat geächzt und gestöhnt mit den Grün-Weißen, und am Ende sind die Fans meist zufrieden wieder nach Hause gegangen. Diese Saison ist aber alles anders bei Werder. Die Mannschaft gewinnt nicht mehr, die Fans sind unzufrieden, die Verantwortlichen ratlos.

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Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Inter Mailand (20.30 Uhr im LIVE-Ticker und Internet TV) herrscht eine komische Stimmung in der Stadt. Werder hat noch eine klitzekleine Chance, zumindest noch die Trostrunde im UEFA-Cup zu erreichen.

Die Aufstellungen:

Bremen: 1 Wiese - 8 Fritz, 29 Mertesacker, 15 Prödl, 2 Boenisch - 22 Frings - 7 Vranjes, 14 Hunt - 11 Özil - 9 Rosenberg, 24 Pizarro

Inter: 12 Julio Cesar - 13 Maicon, 2 Cordoba, 23 Materazzi, 16 Burdisso - 19 Cambiasso, 20 Muntari, 4 Zanetti - 33 Mancini, 10 Adriano, 77 Quaresma

Schiedsrichter: Peter Vink (Niederlande)

Aber nicht alle Fans hoffen auf einen Sieg gegen Mailand und den Einzug in die UEFA-Cup-Zwischenrunde. Der ist allerdings erforderlich. Zeitgleich darf auch Panathinaikos Athen gegen Anorthosis Famagusta nicht verlieren - nur dann erklimmt Bremen noch Platz drei in Gruppe B.

Finanzielle Einbußen durch Champions-League-Aus

Dabei hatten die Hanseaten eigentlich mit dem Erreichen des Achtelfinales gerechnet - in der Königsklasse natürlich. Rund 2,5 Millionen Euro gehen den Bremern durch das Verpassen der K.o.-Runde durch die Lappen. Der UEFA-Cup könnte das Minus zumindest ein wenig ausgleichen.

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Auf der anderen Seite hätte Werder dann auch in der Rückrunde weiter jene Doppelbelastung, die in der schwersten Krise der Amtszeit von Klaus Allofs und Thomas Schaaf als wichtiges Mosaiksteinchen für den Misserfolg gilt.

Schaaf nimmt Mannschaft in die Pflicht

Der Trainer erwartet gegen Italiens Meister eine Reaktion seiner Mannschaft: "Neben dem Ergebnis ist es mir vor allem wichtig, dass die Mannschaft klar macht, dass sie etwas verändern will."

Von der Entwicklung der letzten Wochen und Monate zeigte sich Schaaf enttäuscht. "Wir haben immer wieder gehofft, dass sich die Situation zum Guten ändert. Wir hatten dazu immer wieder die Chancen, das zu realisieren - aber wir haben es nicht erreicht."

Nun steht Werder mit dem Rücken zur Wand. "Wir Spieler können zum Glück die Zukunft mit beeinflussen und dürfen ein gehöriges Wort mitreden, wie es weitergeht", sagt zwar Per Metersacker. Aber auch der Abwehrchef weiß, dass Werder auf Schützenhilfe aus Athen angewiesen ist.

Werder ohne zahlreiche Leistungsträger

Im womöglich letzten Champions-League-Spiel für längere Zeit fallen den Gastgebern gleich mehrere Leistungsträger aus. Diego ist gesperrt (3. Gelbe Karte), Hugo Almeida, Naldo und Frank Baumann fehlen wegen Verletzungen.

"Bei Hugo Almeida hat sich bestätigt, was wir befürchtet haben. Untersuchungen haben ergeben, dass er sich einen Wirbelfortsatz angebrochen hat. Außerdem kann auch Naldo wegen Schmerzen am Fuß nicht spielen. Ein großes Fragezeichen steht zudem hinter Frank Baumann, den plagt eine Wadenverletzung", so Schaaf.

Schaaf muss umstellen

Mesut Özil wird Diego im zentralen offensiven Mittelfeld ersetzen, Aaron Hunt dafür auf links rücken und Jurica Vranjes für Baumann anfangen. Im Sturm sind Claudio Pizarro und Markus Rosenberg erste Wahl. Für Naldo übernimmt Sebastian Prödl.

Selbst der monatelang verletzte Daniel Jensen könnte im Kader stehen - nach nur einer handvoll Trainingseinheiten mit dem Team.

Immerhin macht die Statistik ein wenig Mut. Werder hat die letzten drei Heimspiele gegen italienische Teams gewonnen - 4:3 gegen Udinese Calcio mit 4:3, 3:2 gegen Juventus Turin und 2:1 gegen Lazio Rom - und von zehn Spielen gegen Vertreter der Serie A im Weserstadion noch keins verloren (fünf Siege, fünf Remis).

Beim Gegner wird freiwillig rotiert. Jose Mourinho wird sein Team im Vergleich zum 3:0-Sieg bei Lazio Rom auf mehreren Positionen verändern.

Auch Mourinho rotiert und gibt Jungen eine Chance

"Ich werde mit Burdisso spielen, aber auch mit Materazzi, Adriano und Cambiasso, also mit einigen, die in Rom nicht gespielt haben", kündigte Mourinho an.

Abwehrspieler Burdisso will seine Chance diesmal nutzen, nachdem er in Famagusta ein zwei Gegentoren maßgeblich beteiligt war und seitdem bei Mourinho einen schweren Stand hat. "Wir wollen diese Vorrunde beenden, wie es sich für eine große Mannschaft gehört!"

Zanetti vor Europapokal-Rekord

Javier Zanetti steht vor einem Rekord für die Ewigkeit: Der Argentinier wird zum 118. Mal im Europapokal für die Nerrazzuri auflaufen und damit Inter-Legende Giuseppe Bergomi überholen.

Trotz aller Rivalität hat Mourinho aber auch ein Auge für die aktuelle Situation bei Werder. "Am Anfang dachte ich, Werder wird Zweiter in der Gruppe hinter uns. Aber dann haben sie Probleme bekommen.

Das ist Fußball", sagte der Portugiese und schickte seinen Gastgebern noch einen frommen Wunsch hinterher. "Ich hoffe, dass sie nächstes Jahr wieder international dabei sind."

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