Allofs: "Das ist nicht Werder Bremen"

Von Für SPOX in Bremen: Stefan Rommel
Allofs, Schaaf
© Getty

Nach der bitteren 0:3-Niederlage am 4. Spieltag der Champions League gegen Panathinaikos Athen steht Werder Bremen vor dem Aus in der Königsklasse. Im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale liegt die Truppe von Trainer Thomas Schaaf mit nur drei Punkten auf dem letzten Platz und muss nun sogar um Rang drei und die damit verbundene die Teilnahme am UEFA-Cup zittern.

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Entsprechend düster, aber auch peinlich berührt, war die Miene von Sportdirektor Klaus Allofs in der Mixed Zone nach dem Spiel.

Der Werder-Macher machte aus seiner tiefen Enttäuschung über das Ergebnis, vor allem aber auch über die teilweise peinliche Spielweise seiner Mannschaft, keinen Hehl.

Ungewohnt offen und harsch kündigt Allofs im Interview personelle Konsequenzen innerhalb der Mannschaft an. Seinem Trainer aber stärkte der 51-Jährige demonstrativ den Rücken.

Frage: Herr Allofs, wie werden Sie auf die blamable Leistung gegen Panathinaikos Athen reagieren?

Klaus Allofs: Es nutzt jetzt nichts, wenn man Türen eintritt. Das sieht zwar spektakulär aus, es bringt aber nichts. Man muss aber trotzdem handeln und das werden wir in den nächsten Tagen und Wochen auch tun.

Frage: Hat Sie der Auftritt Ihrer Mannschaft geschockt?

Allofs: Ich habe schon einige Spiele gesehen, in denen wir uns schwer getan haben, aber ich kann mich an keins erinnern, dass wir so ohne Gegenwehr, ohne Mumm beendet haben. Man konnte sehen, dass da nicht viel zusammen läuft . Ich bin total enttäuscht, weil wir nicht als Mannschaft aufgetreten sind und überhaupt kein Aufbäumen zu sehen war. Man kann mal einen schlechten Tag haben. Aber so darf man ein Spiel nicht hergeben. Da muss man schon ein paar Dinge in Frage stellen.

Frage: Welche?

Allofs: Das kann und will ich jetzt nicht sagen. Aber man muss einiges hinterfragen. Man muss sich bei den Zuschauern entschuldigen, dass man so etwas abliefert. Das ist nicht Werder Bremen.

Frage: Es gab teilweise böse Pfiffe von Seiten der Fans...

Allofs: Die Zuschauer waren fast schon zu gnädig. Sie haben die Mannschaft immer unterstützt, obwohl es nicht lief. Das war bewundernswert. Wenn man jemanden loben kann, dann die Zuschauer. Aber es ist auch schlimm genug, wenn man das nach einen Champions-League-Spiel sagen muss.

Frage:  Was sehen Sie als Hauptgrund für die schwachen Leistungen?

Allofs: Es ist jeder zu sehr mit sich selbst beschäftigt, keiner steht dem anderen zur Seite. Potenzial ist da, aber Qualität ist das, was man draus macht. Wir werden kurzfristig an unseren Fehlern arbeiten, aber uns mittel- und langfristig noch stärker Gedanken machen, ob das die richtige Zusammenstellung ist, mit der man Erfolg haben kann.

Frage: Muss man sich eingestehen, dass Werder international stagniert?

Allofs: Heute können Sie mir alles vorwerfen, ich muss zu allem Ja sagen. Das war keine internationale Klasse. Das war noch nicht mal eine Mannschaft, die die Mittel nicht hat, dafür aber kämpferisch alles gibt. Eher umgekehrt.

Frage: Wird es in nächster Zeit personelle Konsequenzen geben?

Allofs: Man muss schon genau beleuchten: Was funktioniert und was nicht? Und wo kann man das verbessern. Es kann jeder nachvollziehen, dass man nach den Enttäuschungen der letzten Wochen verstärkt darüber nachdenkt, mit wem es weitergeht und mit wem es nicht weitergeht.

Frage: Wie sehen diese Konsequenzen aus?

Allofs: Auch wenn man enttäuscht ist, ist das nicht der Moment, in dem man erst redet und dann denkt. Meistens ist es besser, wenn man eine Nacht drüber schläft. Aber es gibt schon Dinge, die man personell verändern muss. Normalerweise versucht man immer, die guten Seiten noch herauszukehren. Das ist heute nicht möglich und das ist das Schlimme. Was in der zweiten Halbzeit passiert ist, damit kann ich mich nicht identifizieren. Wenn die Spieler sich das anschauen, weiß ich gar nicht, ob sie dazu was sagen können. Da bin ich sehr gespannt drauf, ob es Erklärungen von jedem Einzelnen gibt.

Frage: Wird es konkrete Maßnahmen vor der Winterpause geben?

Allofs: Da besprechen wir uns noch und werden auch mit der Mannschaft sprechen. Das kann ich 30 Minuten nach dem Spiel natürlich noch nicht sagen.

Frage: Nach dem 5:1 gegen Berlin schien alles gut zu werden. Jetzt ist man wieder an einem Tiefpunkt angelangt.

Allofs: Das Hoch hat nicht lange angehalten. Es war eigentlich ein schönes Beispiel, wie man Hertha am Wochenende geschlagen hat. Da sollte man doch davon ausgehen, dass die Spieler das verinnerlichen. Aber wenn man nicht möchte oder nicht dazu bereit ist, kommt eben eine solche Leistung dabei heraus. Wir arbeiten weiter daran, es auch in die Köpfe dieser Spieler zu bekommen. Aber wenn es weiterhin Spieler gibt, die diesen Lernprozess in einer überschaubaren Zeit nicht hinbekommen, dann muss man sich trennen. Oder man muss die Erwartungen herunterschrauben. Aber das wollen wir nicht.

Frage: Aber wie erklären Sie sich den Leistungseinbruch einzelner Spieler? Immerhin hat sich der Kader im Vergleich zur Vorsaison kaum verändert.

Allofs: Ich möchte diese Frage nicht vorschnell beantworten, sondern sinnvoll beantworten. Und dann auch nicht in der Öffentlichkeit. Aber es stimmt, wir haben eine ähnlich starke Mannschaft wie im letzten Jahr. Nur werden bestimmte Dinge nicht von den Einzelspielern, aber auch nicht von der Gemeinschaft, so abgerufen. Das ist entscheidend.

Frage: Bisher haben Sie sich nach schlechten Leistungen immer schützend vor die Mannschaft gestellt. Müssen Sie sie jetzt härter anpacken?

Allofs: Man muss die Fehler und Probleme jetzt beheben. Wir haben auch in der Vergangenheit Probleme behoben, die gar nicht erst nach draußen gelangt sind. Das werden wir jetzt auch so machen.

Frage: Und wie?

Allofs: Wir werden analysieren, welche Verantwortungen jeder Einzelne für die schlechten Spiele trägt und danach müssen wir die Konsequenzen formulieren.

Frage: Neben der Mannschaft werden auch der Trainer und Sie hinterfragt werden...

Allofs: Ich kann nur über die Spieler und den Trainer reden. Was mich betrifft, müssen das andere machen. Aber bevor Missverständnisse aufkommen: Ich weiß, mit welcher Akribie Thomas Schaaf arbeitet und sehe keine Veranlassung, über seine Position nachzudenken. Ich glaube vielmehr, dass das, was von den Spielern davon umgesetzt wird, nicht ausreichend ist. Da muss man den Hebel ansetzen.

Frage: Läuft Werder Gefahr, die Saisonziele schon früh zu verspielen?

Allofs: Wir sind immer belächelt worden, wenn wir in den vergangenen Jahren betont haben, dass die Champions League kein Selbstgänger ist und dass es nicht normal ist fünf Jahre am Stück dabei zu sein, aber vielleicht herrscht dieses Gefühl bei einigen von uns. Vielleicht liegt da ein Problem unserer Gruppe, dass dies viele als selbstverständlich ansehen. Das geht dann nicht immer gut. Schon gar nicht, wenn man sieht, wie ausgeglichen die Bundesliga besetzt ist. Dann muss man neue Ziele formulieren. Das wäre dann zwar schade, aber es wäre wieder eine andere Herausforderung.

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