Ohne Poldi dem Sturm entgegen

Von Für SPOX in Florenz: Thomas Gaber
Podolski, Bayern
© Getty

Lukas Podolski betrat als Erster den sattgrünen Rasen des Artemio Franchi Stadions in Florenz, wo der FC Bayern München am Mittwoch (ab 20.30 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) mit einem Sieg bei der Fiorentina bereits im vierten Gruppenspiel den Einzug ins Achtelfinale der Champions League perfekt machen kann.

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Trainer Jürgen Klinsmann hatte seine Spieler bei widerlichem Herbstwetter zur letzten ernsthaften Übung am Dienstagabend gebeten und Podolski ergriff, Torhüter Michael Rensing im Schlepptau, sogleich die Flucht nach vorne.

Den Anfangseifer mochte Poldi jedoch nicht ins abschließende Trainingsspiel transportieren.

Klinsmann: "Luca fehlt uns sehr"

Ein versuchter Hackentrick-Pass auf Franck Ribery, dessen Wirkung auf halbem Weg verpuffte, überhastete Torschüsse aus übertriebener Ferne und ein paar ungenaue Flanken standen in Poldis Abschlusszeugnis - Versetzung stark gefährdet.

Es hat den Anschein, als wusste Podolski bereits vor der Trainingseinheit, dass er wie schon beim 3:1 gegen Bielefeld erneut nicht zur Startelf gehört, obwohl Luca Toni wegen eines noch nicht auskurierten Muskelfaserrisses abstinent ist.

"Luca fehlt uns sehr. Aber wir sind auch so bestens aufgestellt", sagte Klinsmann. Der Coach lässt sich nicht in die Karten schauen, doch das gegen die Arminia in der ersten Halbzeit erprobte 4-2-3-1 wird wohl wieder Verwendung finden.

Stürmende Fiorentina erwartet

Bielefeld war Versuchsobjekt, anders wäre das gegen extrem destruktive Ostwestfalen ungeeignete System auch nicht zu rechtfertigen. "Florenz muss angreifen, es wird viel Arbeit auf uns zukommen", vermutet Klinsmann.

Klinsmanns eher defensiv orientierte Strategie kommt nicht überall gut an. "Ich spiele lieber mit zwei Stürmern", sagte Ribery.

Der Gegner wird gleich mit deren drei antreten (Santana, Gilardino, Mutu), um die letzte Chance aufs Weiterkommen zu wahren. "Florenz steht mit dem Rücken zur Wand. Sie müssen den Schalter umlegen", sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Auch Gilardino weiß, dass "uns nur ein Sieg hilft".

Kein Straßenfeger

Die Fans der Fiorentina glauben offenbar nicht daran. Von den 43.000 zu Verfügung stehenden Karten wurden erst 32.000 verkauft. Unentschlossene können in der urigen Kneipe gegenüber dem Presseeingang des Artemio Franchi Stadions Tickets zwischen 22 und 190 Euro erwerben.

Der regionale Hörfunksender "Radio Toscana" rührt eifrig die Werbetrommel und bittet die Anhänger der Violetten inständig, sich ein Beispiel an den Amerikanern zu nehmen, die anlässlich des Zweikampfs zwischen Barack Obama und John McCain in Massen an die Urnen pilgern.

Um den Bayern ordentlich einzuheizen, braucht es jedoch kein ausverkauftes Stadion. "Wenn die Fiorentina spielt, herrscht die heißeste Stimmung in ganz Italien", berichtet Massimo Oddo - und der Ex-Milanista muss es schließlich wissen.

Keine Angst bei van Bommel

Mark van Bommel lässt sich freilich nicht einschüchtern. "Angst wäre ein schlechter Ratgeber. Wir haben schon häufig in heißen Feuern gestanden und können damit umgehen", sagte der Bayern-Kapitän.

Zur Begrüßung gab der Niederländer im Übrigen ein schneidiges "buenas noches" zum Besten. Der Freud'sche Versprecher sei van Bommel verziehen. Bei einem Sieg in Florenz geht die Reise demnächst vielleicht nach  Barcelona oder Madrid.    

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Florenz: Frey - Zauri, Gamberini, Dainelli, Pasqual - Kuzmanovic, Melo, Montolivo - Santana, Gilardino, Mutu

Bayern: Rensing - Ze Roberto, Demichelis, Lucio, Lell (Oddo) - van Bommel, Ottl - Ribery, Borowski, Schweinsteiger - Klose

Bayerns Gruppe F auf einen Blick