Die vier Fragezeichen des FC Bayern

Von Florian Bogner
Mark van Bommel steht offenbar vor dem Ende seiner Bayern-Zeit
© Getty

Der FC Bayern München hat vor dem Champions-League-Duell mit Steaua Bukarest sportlich kaum Probleme, dafür gibt es andere Schauplätze: Neben Lukas Podolski könnten im Sommer noch vier weitere Spieler den Verein verlassen, was ein wenig am Selbstverständnis des Rekordmeisters nagt.

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In diesen Tagen fiel in München der erste Schnee. Auch an der Säbener Straße tanzten die Flocken. Die Weihnachtszeit steht vor der Tür, die Attribute ruhig und beschaulich sind mit im Gepäck.

Beim FC Bayern München allerdings konnte man sich noch nie so recht für die Worte "ruhig" und "beschaulich" begeistern. Auch in diesen Tagen nicht. Nicht, weil der Verein in einer sportlichen Krise steckt, wie es schon manches Mal im "Wonne-Monat" November der Fall war.

Nein, sportlich geht es dem deutschen Rekordmeister vor dem Champions-League-Duell mit Steaua Bukarest (Di., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER & Internet-TV) sogar außerordentlich gut - das Achtelfinale der Königsklasse winkt, die letzte Niederlage liegt ziemlich genau zwei Monate zurück und auch die Herbstmeisterschaft in der Liga ist noch drin. Der oft gescholtene Jürgen Klinsmann hat sogar so was wie eine Stammformation gefunden, die System-Experimente sind vorbei.

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Mailand oder Madrid?

Wenn man sich allerdings die Startelf betrachtet, die Cottbus am Wochenende 4:1 schlug, weiß man um das verborgene Konfliktpotenzial. Immerhin vier der elf Akteure (Oddo, Ze Roberto, van Bommel, Schweinsteiger) haben derzeit kein über den Sommer hinaus gültiges Arbeitspapier, und ganz absurd klingt es nicht, wenn man über den Tellerrand blickt und spekuliert, dass diese vier Spieler in der neuen Saison nicht mehr das Bayern-Trikot tragen.

Bei Ze Roberto ist der Fall so gut wie klar - er hat sein zweites Abenteuer FC Bayern zu seiner Zufriedenheit absolviert und würde anschließend gerne wieder in seine Heimat Brasilien zurück. Bei den anderen dreien muss noch viel Arbeit geleistet werden, wobei der FC Bayern bei den drei Spielern unterschiedliche Maßstäbe anlegt.

Bastian Schweinsteiger hat - wenn man den internationalen Medien Glauben schenkt - wohl den Luxus, blind auf die Europa-Karte tippen zu können. Frei nach dem Möller-Motto: "Mailand oder Madrid?" vergeht kaum ein Tag, an dem der gebürtige Oberbayer nicht mit irgendeinem europäischen Top-Klub in Verbindung gebracht wird.

Van Bommel: "Schau mer mal!"

Der Bayern-Vorstand beobachtete genau und hielt sich bis Dienstag mit überschwänglichen "Schweini, bleib!" Bittstellungen zurück. Doch angesichts der nahenden zweiten Causa Ballack - Schweinsteiger könnte im Sommer ablösefrei gehen - fuhr Boss Karl-Heinz Rummenigge nun doch den Schmusekurs. "Bastian gehört zum FC Bayern", sagte er. "Er ist hier groß geworden. Wir werden um ihn kämpfen und bis an die Grenze des Machbaren gehen, um ihn zu halten. Jedoch nicht darüber hinaus."

Etwas frostiger sieht die Situation derweil bei Mark van Bommel aus. Gespräche mit dem Kapitän stehen an, man wird allerdings das Gefühl nicht los, er spiele auf Bewährung. "Ich spiele so, wie ich kann, das mache ich schon seit dem Spiel in Karlsruhe", meinte der Holländer am Montag. Seit mehreren Wochen gehört der 31-Jährige wieder zur Stammelf, dennoch hat die zwischenzeitliche Degradierung zum Bank-Kapitän einen Makel hinterlassen.

"Schauen wir mal, was passiert", meint van Bommel mit einem Achselzucken. "Beim DAX kann man auch nicht sagen, was morgen ist." Heißt so viel: Die Signale des Vorstands sind bislang eher mau, van Bommels Zukunft hängt wohl von der Erfolgsquote auf dem Transfermarkt ab. Der Name Anatolij Tymoschtschuk sei in diesem Zusammenhang genannt.

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Oddo sammelt Argumente

Massimo Oddo hat hingegen am Samstag mit zwei Torvorlagen erstmals kräftige Argumente dafür gesammelt, auch über seine Leihzeit hinaus verpflichtet zu werden. Beim AC Mailand ist man nicht mehr unbedingt auf ihn angewiesen, der 32-Jährige sagt deshalb unverhohlen: "Ich spiele in einer hervorragenden Mannschaft und lebe in einer wunderschönen Stadt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, hier zu bleiben."

Gespräche sollen allerdings erst im Februar stattfinden, vieles hängt vom Genesungsprozess von Willy Sagnol ab, den seine Achillessehnenverletzung schon ans Karriere-Ende denken lässt.

Ribery unverkäuflich

Vier Fragezeichen also, die man beim FC Bayern bis spätestens im Frühjahr zu Ausrufezeichen umfunktionieren sollte. Ein dickes Ausrufezeichen setzte der Vorstand am Dienstag schon hinter Franck Ribery. "Unverkäuflich!", war das klare Statement von Rummenigge und Hoeneß.

"Wir wissen, welche Attraktion er ist", sagte Rummenigge, "es gibt aber keine Summe, bei der wir schwach werden." Und Hoeneß meinte: "Da können alle Ölmagnaten zusammenlegen, Ribery wird nicht hergegeben."

Podolski: Geht er oder bleibt er?

Bei Lukas Podolski hingegen werden sich die beiden Bayern-Granden das noch mal genauer überlegen müssen. Klinsmann machte am Montag noch mal klar, mit mindestens vier Stürmern, also mit dem stinkigen Köln-Anhänger, in die Rückrunde gehen zu wollen. Heißt: Podolski wird überhaupt nur abgegeben, wenn neben Landon Donovan noch weitere Verstärkung anrückt.

Hoeneß verneinte zuletzt alle Aktivitäten auf dem Transfermarkt in der Winterpause, benutzt dabei aber immer gerne die Floskel "Stand jetzt". Und Stand jetzt steht der FC Bayern im nächsten Sommer ja auch ohne seine vier Fragezeichen da.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC Bayern München: Rensing - Oddo, Lucio, Demichelis (van Buyten), Lahm - Schweinsteiger, van Bommel, Ze Roberto, Ribery - Klose, Toni

Steaua Bukarest: Zapata - Golanski, Goian, Ghionea, Marin - Radoi, Gomes - Nicolita, Dayro Moreno, Semedo - Stancu

Schiedsrichter: Eric Braamhaar (Niederlande)

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