"Kampf der Fußball-Kulturen"

Von Interview: Stefan Moser
Jose Mourinho, Inter Mailand, Champions League
© Imago

Im zweiten Teil des SPOX-Interviews spricht Inter Mailands Trainer Jose Mourinho über das Spiel gegen Werder Bremen, den Kampf der Kulturen in der Champions League und sein größtes Plus im Rennen um den Titel.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

SPOX: Sie haben große Ziele: Glauben Sie, dass Inter in die Phalanx der englischen Klubs in der Champions League eindringen kann?

Jose Mourinho: Ich denke, es kommen in dieser Saison mindestens elf Mannschaften für den Titel in Frage. Drei aus Italien, vier aus England, eine aus Deutschland und drei aus Spanien - ich zähle Atletico dazu. Aus der Bundesliga traue ich den Bayern einiges zu.

SPOX: Etwas zu viele Anwärter auf nur einen Pokal...

Mourinho: Am Ende kommt es wie immer auf die Kleinigkeiten an. Ich nenne die Champions League immer die "Liga der Details". Die Kleinigkeiten machen den Unterschied. Mit Porto haben wir damals in der 90. Minute Manchester United rausgeworfen.

Mit Chelsea sind wir zweimal im Halbfinale ausgeschieden - einmal durch ein Tor, das keiner sah (das 1:0 von Luis Garcia für Liverpool, Anm. d. Red.) und einmal nach Elfmeterschießen.

SPOX: Doch das Ziel für Inter ist eindeutig der Champions-League-Titel - und Jose Mourinho soll den endlich holen.

Mourinho: Ich habe in den letzten fünf Jahren die Champions League gewonnen, war zweimal im Halbfinale und habe den UEFA-Cup geholt. Ich habe also schon die Tendenz, in wichtigen Wettbewerben weit zu kommen. Ich habe Erfahrung in Teamführung, habe durch meine Arbeit in Portugal, Spanien und England verschiedene Fußball-Kulturen kennengelernt. Ich denke, ich kann mein Wissen und mein Können jetzt auch bei Inter einbringen.

SPOX: Also sehen Sie Ihre internationalen Erfahrungen als größtes Plus?

Mourinho: Die Champions League ist auch ein Kampf der Fußball-Kulturen. Heute spielst du gegen einen britischen Klub, beim nächsten Mal gegen einen aus Spanien. Das sind völlig unterschiedliche Philosophien, und das macht es so interessant und auch so anspruchsvoll. Und ich kann ohne Angst sagen, dass Inter in diesem Jahr zu den Favoriten zählt.

SPOX: Ihr nächster Gegner am Mittwoch kommt aus der Bundesliga. Was denken Sie über den deutschen Fußball?

Mourinho: Die Bundesliga ist eine der ersten Adressen auf der Welt. Sie ist wieder im Kommen, es gehen wieder mehr Stars dorthin. Das Besondere an der Liga: Es gibt viele Mannschaften, die eine reelle Chance auf den Titel haben. Das macht sie aus meiner Sicht so aufregend.

SPOX: Ihr Gegner heißt Werder Bremen. Die haben zuletzt in zwei Spielen zehn Tore erzielt und dabei auch Bayern München im eigenen Stadion recht imposant geschlagen. Was erwarten Sie von Werder?

Mourinho: Ich erwarte ein hartes Match. Bremen hat einige sehr gute Spieler in seinen Reihen und ist eine sehr gefährliche Mannschaft. Aber wir spielen zu Hause in San Siro und haben unsere Fans im Rücken. Also erwarte ich einen Inter-Sieg.

SPOX: Einige europäische Top-Klubs waren im Sommer hinter Werders Diego her. Wie sehen Sie seine Entwicklung, ist er der Schlüssel im Bremer Spiel?

Mourinho: Er ist natürlich ein großartiger Spieler. Aber wir können uns nicht nur um einen einzelnen Spieler kümmern. Das wäre fatal.

SPOX: Werder ist bekannt für eine teilweise brillante Offensive - aber die Defizite in der Abwehr sind nicht zu übersehen. Wie stellen Sie Ihr Team darauf ein?

Mourinho: Ihr Angriffsspiel ist ihr größter Trumpf. Also müssen wir zunächst sicher gehen, dass wir nicht ähnlich überrascht werden wie die Bayern vor einer Woche. Ich sehe Bremen als unseren größten Konkurrenten in Gruppe B, also wäre ein Heimsieg gegen sie doppelt wichtig. Meine Mannschaft weiß, worum es geht und nimmt die Herausforderung an.

Hier geht's zurück zum ersten Teil!