Vorsicht vor Rauffmann II

Von SPOX
Famagusta
© Getty

Werder Bremen startet zum fünften Mal in Serie in die Champions League (20.30 Uhr im SPOX-TICKER und Internet TV). Gegen den Debütanten Anorthosis Famagusta aus Zypern soll eine schwarze Serie beendet werden. In den letzten vier Jahren verlor Werder jeweils sein Auftaktspiel.

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Aber Vorsicht: Anorthosis ist keineswegs ein Team der Namenlosen und warf in der Qualifikation mit Olympiakos Piräus den Bremer Angstgegner der letzten Saison aus dem Wettbewerb. Alle Fakten zum Spiel.

Fern der Heimat: Anorthosis ist ein Team im Exil. Der 1911 in Famagusta gegründete Verein zog, als der Norden der Mittelmeer-Insel 1974 durch die Türkei besetzt wurde, in die Stadt Larnaka im griechischen Teil um. Der Klubname wurde aber beibehalten.

Bekannte Gesichter: Anorthosis Famagusta ist keineswegs ein Team der Namenlosen wie man bei einem CL-Debütanten aus der zyprischen Liga vermuten würde. Am bekanntesten in Deutschland sind sicher Otto Rehhagels Lieblingsabräumer Traianos Dellas, der Brasilianer Savio, der früher für Real Madrid zauberte und Jeffrey Leiwakabessy, der in den vergangenen beiden Jahren für Alemannia Aachen aktiv war.

Voraussichtliche Aufstellungen: Es spricht wenig dagegen, dass Thomas Schaaf die gleiche Mannschaft auf den Platz schicken wird, die Cottbus am Samstag 3:0 bezwang. Petri Pasanen und Aaron Hunt trainierten zwar wieder voll mit, stehen aber nicht im 18-köpfigen Aufgebot. Bei Famagusta fallen Predrag Ocokoljic, Lambros Lambrou und John Skopelitis verletzt aus. Der defensive Mittelfeldspieler Sinisa Dobrasinovic ist gesperrt.

Der Weg zum Glück: Werder qualifizierte sich ganz unspektakulär als Vizemeister direkt für die Champions League. Zum fünften Mal in Folge übrigens. Einen harten Weg haben dagegen die Zyprer hinter sich: Zunächst räumte man den armenischen Vertreter FC Pjunik Eriwan mit zwei Siegen aus dem Weg. Gegen Rapid Wien legte man dann mit einem fulminanten 3:0 im Hinspiel den Grundstein fürs Weiterkommen. Dank Labans frühem Treffer (13.) im Rückspiel im Hanappi-Stadion war das Weiterkommen trotz einer 1:3-Niederlage am Ende nicht allzu gefährdet. Krasser Außenseiter war man dann gegen Olympiakos Piräus, schoss die Griechen aber im Hinspiel mit 3:0 aus dem Stadion. Im Rückspiel (0:1) geriet die Sensation nicht mehr in Gefahr.

Apropos Piräus: Wer Olympiakos 3:0 schlagen kann, der kann auch Werder gefährlich werden. 1:3 und 0:3 hieß es in der vergangenen Champions-League-Saison aus Bremer Sicht gegen die Griechen, die damals das Achtelfinale erreichten, während Werder in den UEFA-Cup rutschte. Thomas Schaaf: "Anorthosis hat durch das 3:0 gezeigt, dass man sie ernst nehmen muss."

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Gefährliche Spitze: Man kann ja mal bei Rapid und bei Olympiakos nachfragen, was sie so von Lukasz Sosin halten. Der Mann ist sozusagen der neue Rainer Rauffmann der zyprischen Liga. Sosin schoss Rapid mit zwei Treffern fast allein ab und verpasste Piräus mit dem Treffer zum 2:0 im Hinspiel einen herben Nackenschlag. Der 31-jährige Pole spielt seit 2002 in Zypern, seit 2007 für Famagusta. Wie Rauffmann auch war Sosin vier Mal Torschützenkönig in Zypern. Er spielte 2006 auch mal für die polnische Nationalmannschaft. In drei Spielen traf er dabei zweimal, in den WM-Kader schaffte er es jedoch nicht. 2001 spielte Sosin auch mal im Trikot des FC St. Pauli. Als Gastspieler wirkte er damals in einem Test gegen AEK Athen (0:3) mit.

Bremen spricht: Mit großem Respekt spricht man bei Werder über den Gegner. Klaus Allofs im SPOX-Interview: " Famagusta ist eine sehr spielstarke Mannschaft, die es jedem Gegner schwer machen kann." Der Bremer Manager geht nicht davon aus, dass sich die Zyprer à la Cottbus hinten reinstellen werden. Frings ist da schon forscher: "Famagusta ist krasser Außenseiter. Wir müssen sie permanent unter Druck setzen, für eine frühe Entscheidung sorgen."

Famagusta spricht: "Wenn wir Werder schlagen, wäre das keine Sensation", meinte Anorthosis-Coach Temuri Ketsbaia. "Das wäre es, wenn wir die Gruppenphase überstehen." Selbstbewusst geht der Debütant also ins Abenteuer Champions League. Ketsbaia meinte auf der Pressekonferenz in Bremen auch, dass er die Bremer Problemzonen beim Spiel gegen Cottbus genau ausgemacht hätte. Außenverteidiger Leiwakabessy geht nicht davon dann, dass Werder Anorthosis unterschätzen wird: "Für Rapid Wien und Olympiakos Piräus waren wir vielleicht ein unbekanntes Team. Dann haben wir sie jeweils 3:0 geschlagen. Vielleicht war das damals ein Vorteil, aber inzwischen wissen die Teams in Europa, was wir können. Sie werden auf uns eingestellt sein."

Werder in Zahlen: Gegen Famagusta macht Werder sein 18. CL-Heimspiel. Bislang stehen 10 Siege, 3 Remis und 4 Niederlagen zu Buche. Seit 2004 ist Werder permanent in der Königsklasse, doch die Auftaktspiele gingen in jeder Saison verloren: 0:2 Inter, 0:2 Barca, 0:2 Chelsea, 1:2 Real. Dreimal hatte es Werder in seiner Europacup-Geschichte schon mit zyprischen Mannschaften zu tun. Die Bilanz: 3 Siege, 12:0 Tore.

Famagusta in Zahlen: Anorthosis war 13 Mal Meister und zehn Mal Pokalsieger in Zypern. Im Europacup gab es sechs Spiele gegen deutsche Mannschaften, wovon vier verloren gingen. Gegen die Bayern setzte es 1983/84 im UEFA-Cup ein 0:10 (3 x Augenthaler, 2 x K. Rummenigge, M. Rummenigge, Lerby, Dremmler, Del'Haye, Kraus). Der Gesamt-Marktwert des Kaders wird auf 15 Millionen Euro geschätzt. Für Werders Spielmacher Diego muss man allein wohl über 20 Millionen veranschlagen.

Schiedsrichter: Der Schotte Craig Thomson sollte der Aufgabe im Weserstadion gewachsen sein. Der 36-Jährige pfiff schon im UEFA-Cup, in der WM-Quali und in der vergangenen Saison in der Champions League. Härtetests absolvierte er bei zwei Old-Firm-Derbys zwischen Celtic und den Rangers.

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