Leider nicht ganz super

Von Florian Bogner
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© Imago

München/Gelsenkirchen - 1:0 also. Die Mutter aller trügerischen Hinspiel-Ergebnisse. Kein Gegentor, aber irgendwie auch nicht beruhigend. Zumal es im Rückspiel im Vicente Calderon richtig ungemütlich wird.

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Schalke 04 hat es am Mittwochabend verpasst, im Kampf um einen Platz in der Champions-League-Gruppenphase entscheidend vorzulegen. Gegen Atletico Madrid spielten die Knappen passabel, die neue Handschrift von Fred Rutten war erkennbar und Jefferson Farfan eine echte Verstärkung. Das war positiv.

Negativ ist, dass eben dieser Farfan im Rückspiel wohl nicht dabei ist. Gefoult, geflogen, blöd gefallen - Schultereckgelenkssprengung, vier Wochen Pause. Fatal. "Wie lange er uns fehlen wird, kann man erst anhand der Röntgenbilder sagen", sagte Manager Andreas Müller besorgt.

Zuvor hatte der 23-jährige Peruaner die Abwehr von Atletico mit seinen Flügelläufen immer wieder in Verlegenheit gebracht, war bis zu seiner Auswechslung der auffälligste Schalker. "Er hat eine sehr ansprechende Leistung gezeigt", lobte Müller. "Da ist es schon deprimierend, dass er uns in den nächsten Spielen nicht zur Verfügung steht."

Kuranyi ohne Bindung

Die Spanier hatten vor dem Spiel Angst vor den Schalker Standards. Ein eben solcher entschied prompt die Partie. Pander per Freistoß (20.): 1:0. "Wenn man Christian Pander im Training sieht, dann weiß man schon, was er für eine starke Schusstechnik hat. Bei dem gehen 75 Prozent von diesen Freistößen rein", meinte Kevin Kuranyi anerkennend.

Kuranyi selbst hatte einen unglücklichen Abend erwischt. Kaum Bindung zum Spiel, die Bälle hopsten ihm weg, die Kopfballduelle gewannen die anderen. Er wird sich steigern müssen. Ebenso das Schalker Aufbauspiel. Starke Balleroberungen machte sich Königsblau immer wieder durch stümperhafte Abspielfehler in der Vorwärtsbewegung zunichte, Neuer-Ersatz Mathias Schober verhinderte mehrfach Schlimmeres.

Vor des Gegners Tor vermisste man bei Schalke zudem einmal mehr die Kaltschnäuzigkeit. Schon im vergangenen Jahr war man in sieben von zehn Champions-League-Spielen ohne eigenen Treffer geblieben, im Sturm fehlte auch am Mittwoch ein Vollstrecker.

Aguirre lobt Jones

"Ich bin zufrieden, aber mit einem bisschen Glück hätten wir mindestens zwei Tore mehr machen können", bemängelte Rutten und sah noch einiges an Steigerungspotenzial: "Wir befinden uns in einem Prozess und sind noch nicht in der Lage, über 90 Minuten so zu spielen, wie wir das die erste Halbzeit getan haben. Das geht auch nicht von heute auf morgen."

Das Fazit seines ersten Auftritts in der Schalker Arena fiel deswegen nicht gerade euphorisch aus: "Die Atmosphäre war super, das Ergebnis leider nicht ganz." Dabei hatte Rutten seinen Spielern ein brauchbares Konzept an die Hand gegeben: Schalke spielte diszipliniert über die Außen, ohne die Defensive zu vernachlässigen, im Zentrum harmonierten Fabian Ernst und Jermaine Jones mit Neuzugang Orlando Engelaar schon ganz gut.

Jones, der im Aufgebot des DFB für das Testspiel gegen Belgien steht, holte sich sogar ein Extralob von Atletico-Coach Javier Aguirre ab: "Die Nummer 13 hat mich überrascht. Er ist lange Wege gegangen, war rechts, links und überall zu finden."

Dazu wagten sich die Außenverteidiger Pander und Heiko Westermann mehrmals couragiert über die Mittellinie, schaffen so immer wieder eine Überzahl im Flügelspiel. Lediglich die Genauigkeit fehlte bei den Hereingaben in die Mitte.

"Haben seit letztem Jahr dazu gelernt"

"Was mich optimistisch stimmt: Wir haben seit der letzten Champions-League-Saison dazugelernt", befand Westermann, der nach der EM aber noch deutlich Luft nach oben hat. Nach dem Platzverweis für Atleticos Antonio Lopez (75.) verpasste es Schalke jedoch, noch einmal Druck aufzubauen, was die Zuschauer am Ende aber lediglich mit verhaltenem Applaus quittierten.

Safety first ist eben nicht das Lieblingskind des Arena-Publikums. "Auch wenn die Zuschauer darüber etwas Unmut geäußert haben, auf diese Art und Weise hast du die größten Chancen, erfolgreich zu sein", verteidigte Manager Müller die Zurückhaltung der Königsblauen.

Am 27. August geht es nun also nach Madrid, ohne Farfan, ohne großes Polster. Und Atletico kann dann wieder auf den Argentinier Sergio Agüero zurückgreifen, der am Dienstag noch in Peking weilte. Aguirre deshalb verhalten optimistisch: "Im Rückspiel gibt es andere Vorzeichen, die gut für uns sind."

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