Adios, muchachos!

Von Haruka Gruber / Thomas Ziemann
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© Getty

Der Champions-League-Traum des FC Schalke 04 ist ausgeträumt: Mutlose Knappen sind im Qualifikations-Rückspiel von Atletico Madrid mit 0:4 (0:1) regelrecht abgeschossen worden.

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München - Aus der Traum! Der FC Schalke 04 hat mit einem 0:4 (0:1) bei Atletico Madrid die Qualifikation für die Champions League verpasst.

Nach dem 1:0-Hinspielerfolg fehlten dem erschreckend schwachen Bundesliga-Vertreter vor 54.000 Zuschauern im Stadion Vicente Calderon die Mittel, um Atletico im Zaum zu halten. Als Trostpflaster bleibt nur die Teilnahme im UEFA-Pokal.

"Ich denke nicht, dass wir vier Tore schlechter waren. Zum Schluss war es sicherlich fahrlässig, aber wir hatten auch die ein oder andere Chance, um das Tor zu machen. Insgesamt waren wir aber einfach viel zu naiv heute", fand Fabian Ernst nach dem Spiel deutliche Worte.

Die Tore für Atletico, das zum ersten Mal seit zwölf Jahren an der Königsklasse teilnimmt, erzielten Sergio "Kun" Agüero (19.), Diego Forlan (51.), Luis Garcia (82.) und Maxi Rodriguez (85./Elfmeter). Vor dem 0:4 sah Christan Pander zudem die Rote Karte wegen einer Notbremse.

Schalkes Coach Fred Rutten war nach dem Spiel bemüht, den Blick nach vorne zu richten: "Die Niederlage tut sehr weh. Der Verein, die Fans, und auch wir wollten unbedingt in die Champions League. Jetzt müssen wir irgendwie den Kopf wieder frei bekommen für das Spiel gegen Bochum am Samstag." 

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Vor dem Anpfiff: Schalke-Coach Rutten bietet den wieder genesenen Jones von Beginn an auf. Olympia-Rückkehrer Rafinha sitzt auf der Bank, der verletzte Farfan steht nicht mal im Kader.

5.: Erster zaghafter Vorstoß der Schalker, aber Kuranyis Schüsschen aus 16 Metern hält Franco sicher.

16.: Erste Unsicherheit! Garcia schickt Forlan, der flankt aber ungenau in den Strafraum. Bordon klärt.

19., 1:0, Agüero: Bordon klärt zunächst einen Schuss von Forlan auf der Linie. Der Abpraller landet bei Perea. Dessen Flanke findet den freistehenden Agüero, der per Kopf vollstreckt.

34.: Forlan wird an der Strafraumgrenze nicht angegriffen und legt in aller Ruhe auf Simao ab. Dessen Schlenzer aus halblinker Position klatscht an den rechten Pfosten.

47.: Heitinga legt im Sechzehner mit dem Kopf auf Raul Garcia ab, doch der Mittelfeldspieler trifft aus elf Metern nur das linke Außennetz.

51., 2:0, Forlan: Agüero spielt auf Forlan, der davon profitiert, dass Gegenspieler Bordon ausrutscht. Kurzer Antritt, vorbei an Höwedes, klasse rechts unten vollstreckt.

60.: Fast ein Eigentor! Perea will aus 17 Metern zu Franco zurückspielen - doch der Ball landet fast im eigenen Netz.

70.: Nicht zu fassen... Nach schönem Pass von Rafinha schießt Westermann Leo Franco die Kugel aus fünf Metern in die Arme.

82., 3:0, Luis Garcia: Nach schönem Solo von Agüero gegen Bordon pariert Schober den Schuss des Argentiniers, doch der legt den Abpraller quer auf Luis Garcia, der nur noch einzuschieben braucht.

86.: Pander im Strafraum mit der Notbremse gegen Luis Garcia. Rot!

87., 4:0, Maxi Rodriguez: Der Argentinier verwandelt den fälligen Elfmeter sicher rechts unten.

So lief das Spiel: Temporeiche Anfangsphase. Atletico übte Druck aus, doch Schalke befreite sich mit klugen Kurzpässen immer wieder geschickt aus der Defensive. Nach einer Viertelstunde jedoch auf einmal der Bruch bei S04. Nach vorne ging nichts mehr - und was noch schlimmer war: In der Verteidigung verlor Königsblau die Orientierung. Das 1:0 war die konsequente Folge.

Nicht viel anders die zweite Hälfte. Atletico mit Chance um Chance und dem 2:0 direkt nach dem Wiederanpfiff. Daraufhin zog sich Madrid etwas zurück, ließ die harmlosen Schalker kommen, um selber auf Konter zu lauern. Nach einer Schwächephase zwischen Minute 60 und 75, in der Schalke durchaus ein Tor hätte machen können, machte Atletico den Sack zu.

Der Star des Spiels: Sergio Agüero. Olympische Spiele in der Hitze von China… was ist das schon? Trotz der erfolgreichen, aber nichtsdestotrotz strapaziösen Gold-Mission in Fernost spielte Agüero von Beginn an und war gleich wieder der beste Mann der Rojiblancos. Das 1:0 erzielt, das 2:0 und 3:0 aufgelegt: Das nennt man wohl Werbung in eigener Sache vor den Augen des Quasi-Schwiegervaters Maradona...

Die Gurke des Spiels: Jermaine Jones. Der umtriebige Terrier im Schalker Mittelfeld war in Madrid schlicht zu umtriebig. Wirkte nach seiner Verletzungspause besonders in der ersten Hälfte überdreht, hielt seine Position nicht, verließ immer wieder seinen Posten halbrechts und zog nach innen. Einer der Gründe für den Einbruch der Schalker ab Minute 15.

Denn: Rechtsverteidiger Heiko Westermann, der sich ebenfalls häufig nach vorne bewegte, bekam es wegen Jones' taktischer Disziplinlosigkeit häufig mit zwei Gegenspielern zu tun. Der Beginn einer Kettenreaktion: Höwedes half Westermann, deswegen fehlte einer in der Mitte, und am Ende wirkte die komplette Mannschaft wie paralysiert.

Die Lehren des Spiels: Alle guten Eindrücke aus dem bisherigen Saisonverlauf sind Makulatur: Schalke 04 hat sich offenbar doch nicht weiterentwickelt.

Ähnlich wie im vergangenen Jahr offenbarte S04 gravierende Mängel im Spielaufbau, zumal diesmal auch die sonst so effektiven Standards erschreckend ungefährlich waren. Und wenn dann noch mit der Verteidigung das Prunkstück des Teams derart schwächelt wie in Madrid, setzt es eben eine bittere Klatsche.

Ex-Coach Mirko Slomka sagte vor dem Spiel: "Schalke hat einen Schritt in Richtung internationale Spitzenmannschaft gemacht." Ein Satz, der nach den 90 Minuten im Vicente Calderon revidiert werden muss.

Alle Ergebnisse zur Champions-League-Qualifikation!

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