Außer Messi könnt ihr alle gehen!

Von Thomas Gaber
Barcelona, Deco, Messi
© Imago

München - Wenn Bill Murray in "Und täglich grüßt das Murmeltier" ein und denselben Tag immer wieder erlebt, amüsieren sich die Zuschauer. Wenn der FC Barcelona in "Wie bin ich vor dem Tor möglichst ungefährlich" ein und dasselbe Spiel immer wieder abliefert, geht das den Zuschauern irgendwann auf die Nerven.

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Das 0:1 im Halbfinal-Rückspiel der Champions League bei Manchester United (die Highlights bei SPOX.TV) war ein Abziehbild  unzähliger Auftritte der Katalanen in den letzten zwei Jahren. Nach wie vor vermag kaum eine Mannschaft in Europa ein Spiel derart zu kontrollieren wie der FC  Barcelona, egal, ob der Gegner Recreativo Huelva oder Manchester United heißt.

Doch der Ertrag fällt immer öfter dürftig aus. Erspielte sich Barca im Hinspiel gegen ManUnited wenigstens noch eine Großchance nach einer atemberaubenden Kombination über Iniesta, Messi und Eto'o, blieb die Offensive im Old Trafford völlig harmlos.

(Das zweite Halbfinale Chelsea vs. Liverpool um 20.45 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) 

"Haben ein großes Spiel gemacht" 

Trainer Frank Rijkaard strickte wie nach dem Hinspiel Legenden. "Wir haben wieder ein großes Spiel gemacht. Uns hat lediglich ein Tor gefehlt", sagte der Niederländer. Manchester sei in beiden Spielen keinen Deut besser gewesen, "aber sie haben eben ein Tor geschossen im Gegensatz zu uns", so Rijkaard.

Da im Fußball aber eben nur Tore bzw. Ergebnisse zählen und Barcas horrend hoher Ballbesitz in beiden Spielen gegen Manchester allenfalls bei Statistik-Freaks Gefallen findet, sind Rijkaards Tage endgültig gezählt.

"Ich habe meine Zukunft nicht selbst in der Hand", sagte Rijkaard, "ich habe aber nicht vor hinzuschmeißen." Der Coach gab zu, "dass die Mannschaft Hilfe benötigt". Dafür ist Rijkaard nicht mehr der Richtige. Die Mannschaft spielt nach Schema F, das taktische Know-how ist überschaubar. Was aber noch viel schlimmer ist: Barca gab sein Faustpfand, die Genialität, sukzessive aus der Hand.   

Von den letzten neun Spielen in der Primera Division hat Barcelona nur eins gewonnen. Der Rückstand auf Tabellenführer Real Madrid beträgt unglaubliche 14 Punkte.

Der Ausverkauf steht an 

Doch Rijkaard steht nicht allein auf der Abschussliste. Ronaldinho wird den Verein wahrscheinlich Richtung Mailand verlassen. Die Verpflichtung von Thierry Henry erwies sich als großes Missverständnis, der Franzose ist im Trikot der Azulgrana ein Schatten seiner selbst.

Gianluca Zambrotta, der Barcas Ausscheiden mit einem lächerlichen Fehlpass auf Torschütze Paul Scholes einleitete, wird wohl nach Italien zurückkehren. Auch die Zukunft von Deco, Eidur Gudjohnsen, Edmilson und Sylvinho ist ungewiss.

Die besten Bilder aus Old Trafford!

"Das Ende einer Ära", titelten mehrere spanische Zeitungen am Mittwoch. "Der Weg ist zu Ende. Barca war einmal groß. Jetzt ist es Zeit für einen Neuanfang", schrieb die "As".

"Wenn man kein Tor schießt, wirft man keine Mannschaft der Welt raus. Und was macht Barca hinterher? Sie suchen nach Entschuldigungen. Doch diese Saison ist eine einzige Katastrophe", wetterte das Barca-nahe Blatt "El Mundo Deportivo".

Messi ist die Zukunft

Der Mannschaft hilft nur eine Radikalkur. Lediglich die Eigengewächse Xavi, Iniesta und Carles Puyol sind unantastbar, über ihnen steht nur Messi. Der kleine Argentinier ist Barcas Zukunft, um ihn und Bojan Krkic muss eine neue Mannschaft aufgebaut werden. Barca braucht zudem eine neue Philosophie, eine neue Eingebung. Mit Getafes Trainer Michael Laudrup steht Rijkaards Nachfolger praktisch Gewehr bei Fuß.

Der will die Saison "mit Anstand zu Ende bringen". Doch die restlichen vier Liga-Spiele sind einfach nur lästig. Ob Barca am Ende Platz zwei, drei oder vier belegt, interessiert in Catalunya niemanden. Erst recht nicht, wenn Real Madrid ganz oben steht.

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