Feng Shui im Camp Nou

Von Für SPOX.com in Barcelona: Haruka Gruber
barcelona, schalke
© Imago

Barcelona - Als ob Mirko Slomka ein Feng-Shui-Buch gelesen hätte. Mit der richtigen Anordnung des Inventars könne man doch versteckte Lebensenergien freisetzen, sagt die fernöstliche Harmonielehre, beziehungsweise dachte offensichtlich auch der Trainer des FC Schalke 04.

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Halil Altintop zurückgezogen als verkappter Zehner, Gerald Asamoah vom rechten Flügel in die Spitze, dafür Jermaine Jones auf halbrechts, Fabian Ernst als einziger defensiver Mittelfeldspieler.

Überraschend löste sich Slomka von seinem 4-2-2-2-Dogma und verordnete im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals beim FC Barcelona nach fast einem halben Jahr wieder das 4-4-2 mit Mittelfeld-Raute. Eine Frage der Anordnung eben.

Das beste Spiel der Saison

Zugegeben, mit der Sensation wurde es nichts und das Spiel ging 0:1 verloren, doch die Leistung vor allem in der ersten halben Stunde war höchst beeindruckend.

"Wir haben Barca teilweise an die Wand gespielt", sagte Jermaine Jones. Und für Kapitän Marcelo Bordon war "es unser bestes Spiel der Saison".

Der zuletzt so gescholtene Slomka hat demnach einiges richtig gemacht - aber warum ging seine Feng-Shui-Taktik schlussendlich doch nicht auf? Die fünf Knackpunkte.

Kobiaschwilis Verletzung

Der Georgier lässt die Leichtfüßigkeit vergangener Tage zwar vermissen, doch mit seiner Spielintelligenz und dem sicheren Passspiel ist er der "ideale Spieler für die halblinke Mittelfeld-Position", sagte Manager Andreas Müller.

Wäre da nur nicht seine Verletzungsanfälligkeit. Die Auswechselung in der 32. Minute wegen Adduktorenproblemen war gleichbedeutend mit dem Ende der Schalker Offensiv-Herrlichkeit. "Wir hatten einen sehr guten Spielfluss, nach Kobis Ausscheiden gab es aber einen Bruch in unserem Spiel", so Heiko Westermann im Gespräch mit SPOX.com.

Psycho-Knacks durch Toures Tor

Eine Aneinanderreihung von Nachlässigkeiten und schlicht Pech führte zum Treffer von Barcas Yaya Toure in der 43. Minute. Westermann lässt Bojan Krkic in Ruhe flanken, Bordon lenkt den Ball im hohen Bogen Richtung eigenes Tor, Mladen Krstajic kratzt das Leder per Kopf von der Linie - genau vor die Füße des Ivorers.

Der Rückstand, so kurz vor dem Pausenpfiff. "Vom Kopf her geht es nicht schlimmer", sagte Fabian Ernst.

Westermanns Gelbe Karte

Ein recht unnötiges Foul und die Folgen. Nach der Verwarnung in der 26. Minute agierte Schalkes Linksverteidiger deutlich zurückhaltender, musste sich darauf beschränken, Krkic ohne Fouls zu stoppen, was nur selten gelang.

"Aber ich konnte nicht mehr allzu viel riskieren, sonst wäre ich vom Platz geflogen." Verständlich, dennoch war das 0:1 auch seiner Passivität geschuldet.

4. Kräfteverschleiß de luxe

Slomkas Marschroute für die ersten 45 Minuten war nicht zu übersehen: Pressing, Pressing, Pressing. "Wir wollten gleich nach vorne spielen und auf Teufel komm raus noch in der ersten Hälfte ein Tor machen", so Kuranyi gegenüber SPOX.com.

Die Kehrseite des aggressiven Forecheckings jedoch: Kräfteverschleiß de luxe. Slomka ging volles Risiko, wollte vermutlich mit einem 1:0 in die Pause gehen und danach auf die Defensive und den Fußball-Gott hoffen. Eine vertretbare, mutige Entscheidung, die aber nicht aufging. Was blieb, war Müdigkeit.

Der gleichsam erschöpfte Ernst, in Halbzeit eins noch überragend als Kettenhund von Andres Iniesta und Antreiber im defensiven Mittelfeld: "Aufgrund unserer sehr intensiven Spielweise hat die Kraft gefehlt, um die Partie noch einmal zu drehen."

5. Wo bitte steht das Tor?

Die Müdigkeit ist die eine Sache, die eklatant schwache Chancenauswertung die andere.

Zehn Champions-League-Spiele, sieben Mal ohne eigenen Torerfolg, für einen der insgesamt sechs Treffer in der Königsklasse benötigte Schalke im Schnitt über 20 Torschüsse. Da hilft nicht einmal Feng Shui.

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