"Sonst war alles umsonst"

Von Für SPOX.com in Porto: Haruka Gruber
Slomka, Kuranyi, Schalke
© Imago

Porto - Womöglich war es eine spontane Geste des Respekts, womöglich eine inszenierte Geste des Schwindels.

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Im Inneren des Estadio do Dragao: Mirko Slomka läuft in Richtung der wartenden Journalisten, schaut kurz zur Seite, erblickt den ihm entgegenkommenden Marcelo Bordon und breitet seine Arme zum Empfang aus.

Zwei Männer, eine Umarmung, etwas Smalltalk. Wie harmonisch, würde nicht der Eindruck haften bleiben, dass die Szene ein für die Medien arrangiertes Schauspiel war.

Dem FC Schalke 04 dürstet es danach, wieder etwas Ruhe in das aus den Fugen geratene Vereinsleben zu bekommen. Es wird jedoch mehr vonnöten sein als eine Umarmung zwischen dem zur Disposition stehenden Trainer und seinem angeblich meuternden Kapitän.

CL-Viertelfinale für die Katz?

Der Eindruck nach dem Einzug ins Champions-League-Viertelfinale durch das 4:1 nach Elfmeterschießen beim FC Porto (Highlights und Stimmen im Video bei SPOX.TV) ist nämlich dieser: Sollte Schalke am Samstag in Bielefeld nicht gewinnen, wird klubintern schleunigst die nächste Trainerdebatte angestoßen - dem größten internationalen Erfolg seit dem UEFA-Cup-Erfolg ungeachtet.

"Slomka bleibt bis Saisonende unser Trainer", sagte Präsident Josef Schnusenberg zwar, doch der Trainer weiß um die Automatismen, die bei einer Enttäuschung bei der Arminia greifen werden. "Es ist schön, dass wir in Porto weitergekommen sind. Vielleicht könnte es den Umschwung bedeuten. Uns muss aber auch klar sein, dass wir in Bielefeld nachlegen müssen. Wenn es uns nicht gelingt, war alles umsonst."

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Gerüchte um Daum

Alles umsonst für Slomka, dem die Demission drohen würde. Als mögliche Kandidaten für die Nachfolge gelten Mainz' Jürgen Klopp, Erik Gerets (Marseille), Fred Rutten (Twente Enschede), an dem Hamburg interessiert ist - und Kölns Christoph Daum.

Wie aus dem Schalker Umfeld zu vernehmen ist, wäre Daum wegen seines extravaganten Habitus nicht tragbar, anderen Hinweisen zufolge soll S04 bereits Kontakt zu Daum geknüpft haben.

Hingegen ist Ex-Hannover- und Iran-Coach Branko Ivankovic, der sich selbst ins Gespräch brachte ("Es ist richtig, dass ich einer der Kandidaten bin, wenn Schalke den Trainer wechselt"), offenbar kein Thema.

Harte Zeiten für Müller

Alles umsonst aber auch für Slomkas Mentor und S04-Manager Andreas Müller, dem das Gezerre um seinen Intimus in den letzten Tagen zu schaffen macht.

Weniger freudig, mehr erschöpft sprach er von der Hoffnung, dass "der Erfolg in Porto die Mannschaft beflügelt" und sich die Stimmung doch bessern möge. Sichtlich Mühe bereitete es ihm, über die Szene zu sprechen, als Kevin Kuranyi bei seiner Auswechslung Slomka den Handschlag verweigert hatte.

Müller habe es nicht gesehen und er könne sich das nicht vorstellen, doch die Mimik des Managers sprach Bände: Hoffentlich ist an der Geschichte nichts dran. Hoffentlich brocken wir uns nicht den nächsten selbstverschuldeten Problemfall ein. 

Standpauke für Kuranyi?

Kuranyi dementierte zwar einen Affront gegen seinen Trainer ("Ich war müde und hatte was getrunken. Deswegen habe ich ihn nicht richtig gesehen"). Doch Slomkas Replik lässt in die Tiefen des Schalker Mannschaftsgefüges blicken.

"Ich kann Kevins Frust verstehen, weil das Spiel ungemein schwer war für ihn. Dennoch erwarte ich, dass er einschlägt, wenn ich ihm die Hand reiche. Er muss akzeptieren, dass er auch mal raus muss", sagte Slomka.

Der 40-Jährige weiter: "Ich werde noch einmal mit Kevin darüber reden. Denn wenn das Spiel schiefgegangen wäre, hätten wir eine neue Baustelle eröffnet." Und davon haben sie auf Schalke mehr als genug.

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