Danke an die Regie

Von Stefan Moser
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© Getty

München - Sich für das Achtelfinale der Champions League zu qualifizieren, ist eine überaus elegante Art, seine Probleme zu bewältigen. Lukrativ ist es obendrein.

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Mit rund zwölf Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen darf der FC Schalke nun rechnen, nachdem die Mannschaft am Dienstag durch ein souveränes 3:1 gegen Rosenborg Trondheim die K.o.-Runde der Königsklasse erreicht hat. (Alle Tore und die Reaktionen jetzt im Video bei SPOX.TV!  )

Zwar sitzt der Verein nach wie vor auf einem Schuldenberg von über 100 Millionen Euro, viel wichtiger als der finanzielle Aspekt ist aber wohl der sportliche Wert des Erfolges - und die Hoffnung auf einen therapeutischen Effekt.

"Das Spiel heute kann ein Wendepunkt für die gesamte Saison sein. Den Schwung wollen wir mit in die Bundesliga nehmen", sagte Manager Andreas Müller stellvertretend für die gesamte sportliche Führung, die vor der Partie gehörig unter Druck stand.

Slomka sammelt Argumente

Vor allem Trainer Mirko Slomka musste dringend Argumente sammeln für die von Präsident Josef Schnusenberg angekündigte "Bestandsaufnahme" in der Winterpause. Nun hat er eins - sogar ein sehr nachhaltiges.

"Wir haben als Mannschaft heute Geschichte geschrieben", wusste auch Kevin Kuranyi, als feststand, dass Schalke zum ersten Mal überhaupt in der Champions League überwintern wird.

Ein Triumph, der allein durch seinen historischen Stellenwert genug Ausstrahlung hat, um das zuletzt doch ziemlich angespannte königsblaue Klima in eine Aufbruchstimmung zu verwandeln.

Merkwürdige Bilanz

"Für uns war der Sieg heute sehr, sehr wichtig. Wir wissen, dass die Saison bisher nicht so optimal für uns gelaufen ist", räumte auch Gerald Asamoah, Torschütze zum wichtigen 1:0 (12.), ein.

Was "nicht so optimal" bedeutet, zeigt schon ein Blick auf den reichlich merkwürdigen Weg, auf dem sich seine Mannschaft letztlich für das Achtelfinale qualifiziert hat: Insgesamt hat Schalke in sechs Spielen in der Champions League nur fünf Tore erzielt - jedes einzelne davon gegen Rosenborg Trondheim.

Dazu noch je ein 0:0 gegen Chelsea und gegen Valencia, macht zusammen acht Punkte. Kein anderer Teilnehmer an der K.o.-Runde hat weniger Tore geschossen und weniger Punkte gesammelt. Weil der FC Valencia aber zweimal gegen Rosenborg verloren hat, reichte es in Gruppe B trotzdem für Platz zwei.

Von Problemkindern zu Hoffnungsträgern

Und vorerst reicht es auch, um den bisherigen Saisonverlauf vergessen zu machen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil gerade die Schalker Problemkinder maßgeblichen Anteil am Sieg gegen die Norweger hatten.

So trafen mit Asamoah und Kuranyi  endlich wieder zwei Stürmer das Tor. Und Carlos Grossmüller zeigte, dass er als Fußballer offensichtlich eine wesentlich bessere Ausbildung genossen hat, denn als vermeintlicher Streitschlichter.

Nach seinem Würgegriff gegen den Frankfurter Michael Thurk wurde der Uruguayer in der Bundesliga für fünf Spiele gesperrt, für die Champions League aber war er spielberechtigt. Die Verantwortlichen forderten vor der Partie Wiedergutmachung - und Grossmüller kam ihrer Forderung nach.

"Einer der Garanten für den Sieg"

"Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Er ist ein toller Fußballer und war heute einer der Garanten für den Sieg", lobte Slomka seinen Spielmacher.

Grossmüller war die zentrale Figur im Schalker Spiel und bereitete zwei Treffer vor. Vor allem aber änderte er mit seiner fußballerischen Klasse fast den gesamten Aggregatszustand der Mannschaft.

Schalke kombinierte ungewohnt flüssig, entdeckte den Kurzpass als Stilmittel, spielte schnell über die Außen - und Grossmüller gab den Takt an und verteilte die Bälle. Er war zweifellos der Regisseur, der auf dem Feld das königsblaue Happy End inszenierte.  

Geste für die Suspendierten

Eine Nebenrolle durften dabei nach Abpfiff selbst noch Ivan Rakitic und Mladen Krstajic spielen, die für das Spiel aus dem Kader gestrichen wurden, weil sie Sonntagnacht in einer Duisburger Disco verbracht hatten, was Slomka für eine unpassende Vorbereitung für ein Champions-League-Spiel hielt.

Nach Abpfiff aber organisierte Zlatan Bajramovic die Trikots der beiden Suspendierten und verteilte sie an die Mannschaftkollegen, die darin dann auch zusammen mit ihren Fans den Triumph feierten.  

"Das war ein deutliches Zeichen der Mannschaft an die Öffentlichkeit, dass wir zusammen stehen. Wir haben morgens schon darüber gesprochen, dass wir mit einem Sieg dafür sorgen müssen, dass dieses Thema ganz schnell vergessen wird. Es war eine tolle Geste auch für die beiden Spieler", erklärte sich Slomka mit der gelungenen Demonstration einverstanden.

Ze Roberto ist beeindruckt

Beeindruckt von der Mannschaft und von der Stimmung zeigte sich indes auch Ze Roberto. Der 26-Jährige von Botafogo Rio de Janeiro gilt neben Albert Streit als einer der Wunschspieler von Müller und Slomka. Und beide sind bereits ein Thema für die Winterpause.

Ze Roberto jedenfalls war am Dienstag schon mal in der Arena auf Schalke: "Die Atmosphäre in dem Stadion ist einmalig. Ich habe einen super ersten Eindruck vom Verein", lautete sein Urteil.

Das wird Müller sicher freuen - genau wie die zwölf Millionen, mit denen er jetzt zusätzlich locken kann.

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