Wenigstens einer kam durch

Von Marcel Reif
Marcel Reif, Kolumne, Premiere
© Getty

Schalke 04 steht im Achtelfinale der Champions League, Werder Bremen und der VfB Stuttgart haben sich aus der Königsklasse verabschiedet. So sieht sie aus, die Bilanz der Bundesliga nach der Gruppenrunde. Nicht weniger, aber vor allem leider nicht sehr viel mehr hat das deutsche Trio erreicht.

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Der Deutsche Meister VfB Stuttgart etwa kam erst in der Champions League an, als es schon zu spät war. Das war nicht gut und mehr gibt es zu den Schwaben auch nicht zu sagen.

Im Gegensatz dazu bedarf das Abschneiden des SV Werder einer ausführlicheren Analyse. Die Bremer sind als die erfahrenste deutsche Mannschaft in die Königsklasse gestartet, und noch dazu in einer Gruppe, vor der man nicht in die Knie gehen musste. Trotz dieser guten Voraussetzungen sind sie international für entschieden zu leicht befunden worden. Mich hat vor allem die Art und Weise ihrer Auswärtsauftritte geärgert. Sie haben sich, bei allem Respekt, von Teams vermöbeln lassen, gegen die dies nie und nimmer hätte möglich sein dürfen. Um bei Lazio Rom zu verlieren, muss man sich sehr bemühen und das haben die Hanseaten nach Kräften getan.

Und dann ihr Endspiel in Athen: Schlimm genug, dass sich die Bremer in diese Situation hineinmanövriert hatten, ließen sie das Ausscheiden schließlich noch ohne großartig beeindruckende Gegenwehr über sich ergehen. Das ist ausgesprochen ärgerlich, weil es mir zeigt, dass Werder nach wie vor über große spielerische Mittel verfügt, aber leider über nichts anderes. Es gibt eben Partien, und die in Griechenland war so eine, da kann ich gerne mal schön spielen, doch vor allem muss ich richtig dagegenhalten, bis die Ernte eingefahren ist.

Diese sogenannte deutsche Tugend allerdings fehlt den Bremern, das ist ihr entscheidendes Manko. Wenn ein Typ wie Torsten Frings nicht dabei ist, wehrt sich keiner und es geht gewaltig den Bach runter. Ein Beleg für diese Einschätzung ist, dass die Bremer ihre beste Auswärtsleistung in Madrid zeigten, gegen eine Elf, die in erster Linie spielerisch zum Erfolg kommen möchte. Nur treten in der Königsklasse eben auch rustikalere Teams an, dieser Wettbewerb ist kein Wunschkonzert für Schönspieler. (Die Reaktionen jetzt im Video bei SPOX.TV!)

Wenigstens ein Team

Nun zum FC Schalke. Die Knappen stehen im Achtelfinale. Respekt, Glückwunsch und Danke! (Alle Tore und die Reaktionen zum Trondheim-Spiel jetzt als Video in SPOX.TV!) So haben wir wenigstens eine Mannschaft, die in der Champions League überwintert, und das schien noch vor ein paar Wochen keinesfalls sicher. Aber bei aller Freude über diesen Erfolg sollten wir uns nichts vormachen: Die Schalker haben in der Gruppenrunde sehr viel verschenkt.

Eine glückliche Fügung des Schicksals hat ihnen dann einen "Final"-Gegner beschert, der eigentlich in der Champions League nichts zu suchen hat, zumindest nicht in diesem Zustand. Für so manchen Spieler bei Rosenborg Trondheim ist das Tempo auf diesem Niveau einfach zu hoch, was diese Mannschaft geboten hat, war nur beschränkt lustig. Die Norweger sind also kein Maßstab, die Gegner, die jetzt kommen, werden stärker sein.

Dennoch muss der Weg für Schalke nicht unbedingt im Achtelfinale enden. Erstens haben sie gegen Trondheim immerhin mal ein "Endspiel" gewonnen. So oft ist ihnen das in den letzten Jahren nicht geglückt, das gibt Selbstvertrauen. Und zweitens gilt nach wie vor und vor allem in den K.-o.-Runden: Form schlägt Klasse. Vielleicht wachsen Kevin Kuranyi und Co. ja mal über sich hinaus.

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