Abseits der Paparazzi

Von Daniel Börlein
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© Getty

München - Kaka, Ronaldinho, Didier Drogba, Cristiano Ronaldo: Sie alle sind Weltstars, und in einer Champions-League-Elf der Vorrunde hätten die meisten wohl auch ihren Platz.

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Weil aber jeder weiß, dass Ronaldinho gerne feiert und Ronaldo gerne fällt, stellt SPOX.com elf Spieler der Gruppenphase vor, die mit überragenden Leistungen auf sich aufmerksam machten, aber keinen Stammplatz im Olymp der Superstars haben.

Bei einigen liegt das alleine daran, dass sie kein Paparazzi-taugliches Charisma haben, bei anderen liegt es schlicht an ihrer Jugend. Vorhang auf!

Torwart

Artur Boruc (Celtic Glasgow): Der polnische Nationalkeeper war bester Torhüter der Champions-League-Gruppenphase und der Garant fürs Weiterkommen von Celtic Glasgow. Boruc glänzt durch Ruhe und Abgeklärtheit und ist in einer eher durchschnittlichen Mannschaft der absolute Souverän. Dank seiner Robustheit verfügt Boruc über eine exzellente Strafraumbeherrschung. Seine tollen Reflexe hat der 1,93-Hüne ohnehin schon von Legia Warschau mit nach Glasgow gebracht.

Abwehr

Nemanja Vidic (Manchester United): Zusammen mit Rio Ferdinand bildet der Serbe derzeit das beste Innenverteidiger-Duo in Europa. Nur vier Gegentreffer musste ManU in der Gruppenphase hinnehmen. Vor allem in Luft ist Manchesters Abwehr kaum zu überwinden. Knapp zwei Jahre ist Vidic nun in Old Trafford.Nach kurzen Anpassungsschwierigkeiten hat der 26-Jährige seine Zurückhaltung längst abgelegt, gibt nun selbstbewusst Kommandos und hat anfängliche Defizite im Aufbauspiel beheben können. Obwohl Vidic gerne mal die härtere Gangart wählt, kommt er meist mit fairen Mitteln aus. Im laufenden Wettbewerb gab es noch keine Gelbe.

Kolo Toure (Arsenal London): Wie das Duo Vidic/Ferdinand bildet auch das Arsenal-Pärchen William Gallas und Kolo Toure eine überragende Innenverteidigung. Die Londoner kassierten ebenfalls nur vier Tore in sechs Champions-League-Spielen. Der erfahrene Gallas ist dabei das Hirn und der Organisator, Toure ist das Herz und die Lunge. Der Ivorer ist ein echtes Energiebündel, unglaublich engagiert, physisch präsent und Zweikampfstark. Wie alle Zöglinge von Arsene Wenger ist er technisch hervorragend ausgebildet und stark im Spielaufbau. Wirkte Toure früher häufig noch übermotiviert und hektisch, strahlt er - bei allem Engagement - inzwischen auch Ruhe und Souveränität aus.

Luisao (Benfica Lissabon): Kaum zu glauben, dass der Brasilianer noch immer "nur" bei Benfica Lissabon spielt. Der 26-Jährige kann das Spiel dank Technik und Spielverständnis von hinten aufbauen und ankurbeln. Zudem vermeidet Luisao Grätschen und unnötige Tacklings, wodurch er die komplette Gruppenphase ohne Gelbe Karte überstand. Lediglich in Sachen Torgefahr hat Benficas Abwehchef noch Luft nach oben. Da müsste er seine Kopfballstärke noch viel häufiger ausspielen.

Mittelfeld

Lucho Gonzalez (FC Porto): Die Portugiesen sind gerade in der Champions League immer wieder für Überraschungen gut. Während beim Titelgewinn 2004 Deco den Mittelfeld-Genius gab, heißt der kreative Kopf nun Lucho Gonzalez. Der Argentinier kann mit der Kugel eigentlich alles und erinnert nicht nur optisch an seinen Landsmann Ariel Ortega. Tiefer Körperschwerpunkt, extrem ballsicher und einen Haken nach dem anderen. Der 26-Jährige beherrscht den finalen Pass, glänzt aber auch selbst als Vollstrecker, bevorzugt allerdings vom Elfmeterpunkt.

Luciano Galletti (Olympiakos Piräus): Die Griechen sind sicherlich die große Überraschung bislang. Maßgeblich daran beteiligt ist Luciano Galletti. Der 27-Jährige wirbelt auf dem rechten Flügel und glänzt dabei mit Ballsicherheit und Torgefahr.

Dreimal traf der Argentinier, der dank einer unkonventionellen Schusstechnik auch aus der Distanz gefährlich ist, wenngleich Galletti das Dribbling einem Torabschluss fast immer vorzieht.

Esteban Cambiasso (Inter Mailand): Luis Figo, Dejan Stankovic, Olivier Dacourt: Inter Mailand hat überragende Mittelfeldsakteure. Doch die Spielbestimmende Gestalt ist derzeit Esteban Cambiasso. Vor allem nach den Verletzungen von Patrick Viera und Luis Figo übernahm der Argentinier zunehmend Verantwortung und entwickelte sich vom soliden "Sechser" zum echten Spielgestalter. Seine defensiven Stärken hat der 27-Jährige dabei keineswegs eingebüßt, nur dass er inzwischen auch im Spielaufbau sicher und mit hohem Tempo die Fäden zieht.

Cesc Fabregas (Arsenal London): Kaum zu glauben, aber der Spanier ist immer noch erst 20 Jahre alt - und schon ein Weltstar. Fabregas bringt alles mit, was ein kompletter Fußballer braucht: Schnelligkeit, Technik, Übersicht, mentale Stärke. Trotz seiner Jungend ist er der unumstrittene Leader im Mittelfeld bei Arsenal. Bemerkenswert sind seine schier unglaubliche Spielintelligenz und sein überragender Instinkt. Egal ob im eigenen Strafraum oder vor dem gegnerischen Tor - irgendwie ist Fabregas immer da, wo jemand gebraucht wird. Inzwischen schießt er auch noch Tore: In der Champions League immerhin drei Stück in vier Spielen.

Sturm

Zlatan Ibrahimovic (Inter Mailand): Großes Talent wurde dem Schweden ja schon immer bescheinigt. In dieser Saison scheint Ibrahimovic nun endlich auch mal was daraus zu machen. Perfekte Ballbeherrschung, trotz einer Größe von 1,92 Meter, ist schon immer ein Markenzeichen des 26-Jährigen. Mittlerweile setzt Ibrahimovic das allerdings auch zugunsten seiner Mitspieler ein, zieht zwei, drei Gegenspieler auf sich und passt dann auf einen besser postierten Kollegen. Und auch vor dem Tor klappt's bislang. Mit fünf Treffern ist Ibrahimovic zusammen mit Cristiano Ronaldo bislang bester Torschütze der Champions League.

Mirko Vucinic (AS Rom): Totti, de Rossi, Juan, die Roma hat viele Stars. In deren Schatten hat sich allerdings Mirko Vucinic zu einem der Top-Offensivallrounder der bisherigen Champions-League-Saison entwickelt. Der 24-Jährige ist unheimlich variabel, kann entweder in der Spitze oder auf einer offensiven Mittelfeldposition eingesetzt werden.Seine ersten Meriten hat sich der Montenegriner als äußerst zuverlässiger Joker erworben. Allerdings ist Vucinic kein Brecher-Typ, sondern ein Spieler, der den Ball in den Fuß haben will und mit der Kugel auch durchaus was anfangen kann. Und: Vucinic braucht nicht viele Chancen.

Karim Benzema (Olympique Lyon): Der 19-Jährige ist die neue große Sturm-Hoffnung Frankreichs, und das völlig zu Recht. Benzema vereint viele Fähigkeiten: Er ist robust, schnell, technisch versiert und sucht immer den direkten Weg zum Tor. Gerne nimmt Benzema mit dem Ball am Fuß Fahrt auf und versucht es dabei oft auf eigene Faust. Teilweise erinnert das sehr an Thierry Henry. Allerdings fehlt Lyons Angreifer noch der Killerinstinkt, denn in der Gruppenphase wären mehr als drei Tore drin gewesen. Dennoch: Benzema ist ein Juwel, das noch viel von sich Reden machen wird.

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