Seltsame Trollkinder

Von Florian Regelmann
Rosenborg, Trondheim, Fans
© Getty

München - Nach der Heimpleite gegen den FC Valencia benötigt Schalke 04 in der Champions League (20.45 Uhr im SPOX-Live-Ticker und bei Premiere) unbedingt drei Punkte. Der Gegner Rosenborg Trondheim ist zwar kein Schwergewicht auf europäischer Bühne, unangenehm aber allemal. Vor allem auswärts.

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Anfang der 90er Jahre zog Rosenborg erstmals aus, um den Großen in Europa das Fürchten zu lehren. Zwischen 1995 und 2002 erreichte Rosenborg ohne Unterbrechung die Gruppenphase in der Champions League und machte mit einigen Überraschungserfolgen auf sich aufmerksam.

Wer zur Auslosung fuhr, der hatte schon die Schweißperlen auf der Stirn und nur einen Gedanken: Bloß nicht nach Trondheim. Im Falle von Real Madrid wurden die Gebete nicht erhört. Im November 1997 mussten die Königlichen nach Trondheim und fuhren mit einer 0:2-Pleite im Gepäck wieder nach Hause.

Achtung vor Rosenheim Trondborg

"Rosenheim Trondborg, oder wie die heißen, haben in der Champions League nichts zu suchen", ist das berühmteste Zitat über die Norweger und stammt - natürlich - von Franz Beckenbauer. Zwar entschuldigte sich der Kaiser später, aber dieser seltsame Klub vom nördlichen Polarkreis passt einfach nicht in die Eliteliga der Milans, der Reals oder ManUs.

Wie passend ist da der Spitzname der Rosenborg-Elf: Troillungan. Übersetzt: die Trollkinder. Wer sich in der Mythologie auskennt, weiß, dass Trolls oft schadenbringende Geisterwesen in Zwergen-Gestalt waren.

Seltsame Namensgebung

Als der Klub im Jahr 1917 gegründet wurde, trug er den Namen "Odd", was soviel wie "Spitze" oder "Speerspitze" heißt. Auf Englisch heißt es aber nichts anderes als "seltsam". Erst 1927 wurde der Name in Rosenborg Ball Klub geändert.

Bis zur Champions League war es ein langer Weg für die Schwarz-Weißen aus Trondheim. 1967 gewann man zum ersten Mal die norwegische Meisterschaft. Der Goalgetter, bis heute eine Rosenborg-Legende, hieß zu dieser Zeit Odd Iversen - ein seltsamer Zufall?

Auch wenn Rosenborg in den vergangenen Jahren nicht mehr so oft den Spielverderber spielen konnte und derzeit in der norwegischen Meisterschaft nur Rang sieben belegt, ist ein Auftritt in Trondheim keine leichte Aufgabe.

Spätestens mit dem Sensations-Remis beim FC Chelsea an der Stamford Bridge am 1. Spieltag (1:1) haben die Trondheimer bewiesen, dass sie jederzeit in der Lage sind, die Großen zu ärgern.

Temperaturen noch moderat

Ein Vorteil für Schalke: Wenn Kuranyi und Co. am Abend im mittlerweile top-modernen Lerkendal Stadion einlaufen, schreiben wir den 3. Oktober. Wettertechnisch ist das nicht unerheblich. Am nördlichen Polarkreis herrscht zwar durch den Golfstrom bedingt im Sommer ein relativ mildes Klima, dafür kann es im Winter richtig kalt werden, fies kalt, minus 30 Grad sind da keine Seltenheit.

Die Qualität des Rasens ist oft dementsprechend, nett ausgedrückt, unterdurschnittlich. Nicht so an einem 3. Oktober. Stand Mittwoch 14 Uhr: Trondheim, 11 Grad, bedeckt. In Gelsenkirchen ist es aktuell gerade mal drei Grad wärmer. Die Verhältnisse werden gut sein, daran sollte es nicht scheitern.

Drei Punkte aus der Königsstadt

In der Königsstadt Trondheim geht es für die Slomka-Elf nicht darum, die norwegischen Kronjuwelen aus dem Nidaros-Dom zu klauen, sondern ganz einfach darum, drei ganz wichtige Punkte in der Königsklasse des Fußballs zu entführen.

Damit dieses Unterfangen nicht schief geht, müssen die Schalker vor allem auf einen brandgefährlichen Stürmer achten. Und der heißt aktuell wieder Iversen. Zwar nicht mehr Odd, sondern Steffen, aber es ist und bleibt ein seltsamer Fußball-Klub, der da vor 90 Jahren gegründet wurde. Die Trollkinder vom Polarkreis.

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