Im Sparring auch noch verprügelt

Von Thomas Gaber
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© Imago

München - Die Fakten sind so klar wie gnadenlos. Seit Einführung der Champions League 1991/92 haben deutsche Mannschaften nach zwei Spieltagen niemals zuvor weniger Punkte geholt als in dieser Saison - drei von 18 möglichen.

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Schalke 04 gebührt die Aufnahme ins Huldigungsreservoir für den Sieg in Trondheim (Alle Tore und die Stimmen als Video bei SPOX.TV). Doch auch der Dreier im hohen Norden ändert wenig an der niederen Wertschätzung des deutschen Fußballs in Europa.

"Bankrotterklärung der Bundesliga" schrieb die spanische Zeitung "As" am Donnerstag. Über die Rolle des verprügelten Sparringspartners kommt das Bundesliga-Triumvirat Stuttgart, Schalke und Bremen derzeit nicht hinaus.

Piräus gelingt Historisches

Vor allem Werder avancierte beim 1:3 gegen Olympiakos Piräus zur Lachnummer. 31 Mal hatten die Griechen zuvor vergeblich versucht, ein Auswärtsspiel in der Champions League zu gewinnen, mit den Partien im früheren Landesmeister-Cup waren es sogar 46.

In Bremen gelang Piräus am Mittwochabend Historisches. Und dafür bedurfte es nicht einmal einer überdurchschnittlichen Leistung.

Werder ließ sich in den letzten 20 Minuten einfach überlaufen und kassierte prompt drei Tore. "Uns hat das Champions-League-Feuer gefehlt, um so ein Spiel zu gewinnen", polterte Manager Klaus Allofs. "Ich muss der Mannschaft den Vorwurf machen, dass zu einem Champions-League-Spiel mehr gehört."

Thomas Schaaf nahm Allofs von seiner Kritik ausdrücklich aus. Dabei traf der Werder-Coach schwer nachvollziehbare Entscheidungen.

Torsten Frings musste bei seinem Comeback nach zweimonatiger Verletzungspause durchspielen, obwohl er nach eigener Aussage "lange nicht vernünftig trainiert" hat. "Aber wenn der Trainer meint, ich soll spielen, spiele ich halt", so Frings.

"Egal ob Königsklasse oder Kreisklasse"

Zudem wechselte Schaaf den an der Leiste angeschlagenen Boubacar Sanogo sowie den gerade erst genesenen Tim Borowski ein, ließ dafür die fitten Leon Andreasen und Ivica Vranjes auf der Bank schmoren.

"Wir haben im zweiten Durchgang nur noch zugeschaut, viel zu viel zugelassen und überhaupt nicht mehr die Zweikämpfe gesucht. Es ist vollkommen egal, ob man Königsklasse oder Kreisklasse spielt. Wenn man die Zweikämpfe nicht annimmt, dann wird man überall das Nachsehen haben", analysierte Schaaf.

Der grottenschlechten Schluss-Viertelstunde setzte Torhüter Christian Vander mit seinem Fehler vor dem dritten Tor die Krone auf, als er einen harmlosen Schuss abprallen ließ.

Champions League spielt verrückt

Piräus ist nach dem Sieg in Bremen übrigens Tabellenführer der Gruppe C. Genauso wie Olympique Marseille in Gruppe A, Schachtjor Donezk in Gruppe D und Fenerbahce Istanbul in Gruppe G.

Die Champions League spielt verrückt - nur leider sind die deutschen Teams nicht schuld daran. Neben Werder ist auch der VfB Stuttgart noch punktlos. Das 0:2 gegen die Gruppe der Auserwählten des FC Barcelona glich zwar einer Vorführung, doch viel schwerer wiegt der verschenkte Sieg zum Auftakt bei den Glasgow Rangers.

Wenigstens geht man in Stuttgart nicht sofort zur Tagesordnung über. "Mich kotzt das alles langsam an hier. Jedes Mal machen wir uns ein gutes Spiel durch Überheblichkeit kaputt, weil wir bei Standardsituationen pennen", sagte Torjäger Mario Gomez bei Premiere.

Schalkes Chancen gestiegen

Für Stuttgart und Werder ist das Achtelfinale in weite Ferne gerückt. Schalkes Chancen sind durch das 2:0 in Trondheim dagegen gestiegen.

Schön war's nicht, aber wenigstens erfolgreich. "Wir haben geduldig auf unsere Chance gewartet", sagte Torschütze Kevin Kuranyi. Im Gegensatz zu Stuttgart und Werder hat Schalke wenigstens dann auch zugeschlagen.

Mit Phrasen a la "Wir hätten auch in Führung gehen können", (VfB-Manager Horst Heldt) oder "Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt und hätten nur unsere Chancen besser nutzen müssen" (Werders Per Mertesacker) macht man sich nur lächerlich.

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