Die Probleme der Ü-30-Gang

Von Christian Bernhard
emerson-augen
© Imago

München - Wenn der amtierende Champions-League-Sieger nach acht Meisterschaftsspielen bereits zehn Punkte hinter dem Tabellenführer liegt, kann man getrost von einer Krise sprechen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der AC Milan ist momentan genau in dieser Situation. Nach der 0:1-Heimniederlage gegen den FC Empoli liegen die Rossoneri mit zwei Siegen und zehn Punkten zwischen Atalanta Bergamo und Catania Calcio nur auf Rang elf der Serie A.

Vor dem Champions-League-Spiel gegen Schachtjor Donezk (Mi., 20.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) plagt Milan vor allem eine akute Heimschwäche. In den bisherigen vier Serie-A-Heimspielen holte die Mannschaft von Trainer  Carlo Ancelotti magere drei Punkte. Insgesamt wartet Milan bereits seit dem 21. April auf einen Serie-A-Sieg vor heimischem Publikum.

SPOX.com nennt fünf Gründe für die Krise in Milanello.

1. Ohne Kaka geht nichts

Im Spiel gegen Empoli fehlte Kaka. In Abwesenheit des Brasilianers mangelt es im Offensivspiel an Ideen, Überraschungsmomenten und Torgefahr. Kaka ist der erfolgreichste Torschütze des Teams (Sechs Tore in sechs Serie-A-Partien).

Ancelotti lässt das aber nicht als Ausrede gelten: "Die Abwesenheit von Kaka darf nicht als Entschuldigung für unsere Leistung genommen werden. Wir müssen auch ohne ihn viel besser auftreten."

Dennoch bestätigt Ancelotti Milans Abhängigkeit von Kaka: "Wenn die Räume eng werden, fehlt uns wie gegen Empoli momentan die Qualität. Die Mannschaft spielt zu langsam und daher sehen besonders unsere Stürmer oft schlecht aus, da sie zu wenig Bälle bekommen."

2. Die Stürmer treffen nicht

Ronaldo, Filipo Inzaghi, Alberto Gilardino und Pato sind vier klingende Namen, helfen aber aus unterschiedlichen Gründen der Mannschaft momentan nicht weiter. Ronaldo plagt sich seit Ende Juli mit einer Muskelverletzung herum und hat noch kein Pflichtspiel bestritten. Derzeit schuftet il fenomeno im berühmtem Milan-Lab für sein Comeback.

Gilardino und Inzaghi haben zusammen nur zwei Tore in der Liga erzielt und das hoch gelobte Talent Pato ist erst ab Januar in Pflichtspielen spielberechtigt. Da kommt Kaka wieder ins Spiel: Der Brasilianer hat fast die Hälfte aller Meisterschaftstore erzielt.

3. Die Transferpolitik

Mit Silvio Berlusconi als Präsident sollte Geld eigentlich keine Rolle spielen. Im Sommer wurden aber "nur" Emerson und Pato verpflichtet. Berlusconi verteidigte die Einkaufspolitik: "Wir haben uns nach neuen Spielern umgeschaut, aber in den meisten Fällen haben wir festgestellt, dass die, die wir bereits hatten, besser waren als die, die auf dem Markt waren."

Milan hat neben Kaka aber mit Alessandro Nesta, Andrea Pirlo und Gennaro Gattuso gleich mehrere Spieler, die im zu dünnen Kader kaum zu ersetzen sind.

4. Die Mannschaft ist zu alt

Im Spiel gegen Empoli standen acht Über-30-Jährige in der Milan-Startelf. Das Durchschnittsalter lag bei 31,1 Jahren, die Abwehr mit Torwart Dida kam sogar auf 33 Jahre im Schnitt.

Für Ancelotti - wie könnte es anders ein - kein Problem: "Physisch sind wir momentan topfit." Allerdings fiel schon in der letzten Saison mehrfach auf, dass Milan in der Schlussviertelstunde die Puste ausgeht. 

5. Die heilige Kuh Ancelotti  

Ancelotti ist seit November 2001 Trainer bei Milan und hat in dieser Zeit alles gewonnen: zwei Champions-League-Titel, einen Scudetto, einen europäischen Supercup und eine Coppa Italia.  Nach dem verlorenen CL-Finale 2005 gegen den FC Liverpool stand er allerdings kurz vor dem Rauswurf.

Berlusconi hat mittlerweile aber einen Narren gefressen an Ancelotti. "Wir hängen alle sehr an ihm und haben uns noch überhaupt keine Gedanken gemacht, wer eines Tages auf ihn folgen könnte."

Auch Vizepräsident Adriano Galliani unterstrich am Montag die Loyalität zu Ancelotti: "Wir werden die Krise mit diesem Trainer und diesen Spielern überwinden."

Artikel und Videos zum Thema