SV Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 2:4: Werder muss zum zweiten Mal nach 1980 absteigen

SID
Werder Bremen hat gegen Gladbach verloren.
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Werder Bremen hat den Gang in die Zweitklassigkeit nicht verhindern können. Gegen Borussia Mönchengladbach gab es ein 2:4, der Thomas-Schaaf-Effekt verpuffte. Manger Frank Baumann würde trotz des Abstiegs gerne weitermachen. Die Fans skandieren derweil "Vorstand raus". Auch bei Borussia Mönchengladbach herrschten nach dem Verpassen der internationalen Wettbewerbe lange Gesichter.

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Als der Abpfiff ertönte war es mucksmäuschenstill im Bremer Weserstadion. Fassungslosigkeit und Entsetzen war den Gesichtern der Werder-Profis anzusehen, der zweite Bundesliga-Abstieg nach 1980 traf die Hanseaten bis ins Mark.

Interims-Trainer Thomas Schaaf, der das Wunder von der Weser als Last-Minute-Nachfolger von Florian Kohfeldt bewerkstelligen sollte, redete kurz mit seinem Kollegen Marco Rose und schlich nach dem 2:4 (0:1) gegen Borussia Mönchengladbach, womit der Abstieg besiegelt wurde, mit hängendem Kopf in die Kabine.

"Im Moment ist es schwer, etwas zu sagen", äußerte Schaaf bei Sky, "wir haben es nicht hingekriegt, wie wir uns das vorgenommen haben. Wir haben die Riesenmöglichkeit zum Ausgleich vergeben, den wir gebraucht hätten. Wir haben uns zu spät gewehrt."

Niklas Moisander: "Ein trauriger Tag für die ganze Stadt"

Der Schock saß tief beim SV Werder. "Das ist ein trauriger Tag für die ganze Stadt, den Verein und die Fans", sagte Werder-Kapitän Niklas Moisander am Sky-Mikrofon, "es tut mir leid, dass wir abgestiegen sind. Es ist schwer, Worte zu finden."

Noch anderthalb Stunden nach Abpfiff standen die Fans vor dem Stadion, skandierten "Vorstand raus" und machten ihrem Ärger Luft. Drinnen deutete Sportchef Frank Baumann an, dass er weitermachen wolle, die schmerzhafte Analyse des katastrophalen Saisonfinales steht aber noch aus.

Mit nur einem Punkt aus den letzten zehn Spielen waren die Norddeutschen am letzten Spieltag auf den Abstiegsplatz gerutscht, während sich der 1. FC Köln noch in die Relegation rettete. Die Geißböcke gewannen gegen Schlusslicht Schalke 04 mit 1:0.

Die Werder-Profis sackten nach Spielende reihenweise auf dem Rasen zusammen oder zogen sich auf der Bank das Trikot über den Kopf. Theodor Gebre Selassie ließ sich von Rose trösten.

Die höchste deutsche Spielklasse verliert einen weiteren ruhmreichen Traditionsklub. Gladbach verpasste unter dem scheidenden Coach Marco Rose trotz des Sieges einen Platz in der Conference League und musste eine weitere Enttäuschung verkraften.

Werder Bremen geht gegen Gladbach unter

Schon der erste echte Angriff brachte einen schweren Rückschlag für Werder (3.). Lars Stindl vollendete eine Kombination der Gäste zum Führungstreffer, die Bremer verhielten sich dabei viel zu passiv. Kurz nach dem Wechsel erhöhte Marcus Thuram auf 2:0 für die Borussia (52.), bevor auch noch Rami Bensebaini (58.) und Florian Neuhaus (67.) gegen nun desolate Hausherren nachlegten. Milot Rashica (81.) nach Videobeweis und Niclas Füllkrug (83.) gelangen die Ehrentore für die Norddeutschen.

Der Nachmittag der Entscheidung begann mit einem großen Fanauflauf am Weserstadion. Rund 1500 Anhänger der Grün-Weißen stimmten Gesänge an und zündeten teilweise Pyrotechnik, als der Mannschaftsbus vor dem Duell vorfuhr. Die Stadt hüllte sich unter dem Motto "Wir schaafen das" in grün-weiß.

Schaaf, Doublesieger von 2004, hoffte, dass die große Unterstützung seiner Mannschaft noch einmal einen Schub verleiht. Nach der Trennung von Kohfeldt am vergangenen Sonntag hatte die Klub-Ikone gefordert, aus der Anspannung Kraft zu schöpfen.

Nach dem Schock des frühen Rückstandes erkannte der 60-Jährige 2934 Tage nach seinem bis dato letzten Spiel als Werder-Coach kämpferische Elemente seines Teams, aber die Borussia wirkte deutlich strukturierter.

Angefeuert von 100 Klub-Mitarbeitern kamen die Gastgeber mit frischem Elan nach der Pause aus der Kabine, doch der erneute schnelle Gegentreffer war ein echter Wirkungstreffer. Und Werder, nun völlig neben der Spur.

Daran änderten auch die beiden Tore zum 2:4 nichts mehr. "Wir haben die Hoffnung nicht verloren und schließlich noch zwei Tore gemacht", betonte Moisander.

Werder Bremens Joshua Sargent nach dem Abstieg.
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Werder Bremens Joshua Sargent nach dem Abstieg.

Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach: Die Stimmen

Thomas Schaaf (Trainer Werder Bremen): "Es ist schwer, überhaupt etwas zu sagen. Die Spieler sitzen in der Kabine. Stille. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Wir haben es leider nicht so hingekriegt, wie wir es uns erhofft haben. Es hat nicht gereicht, was wir geliefert haben. Wir haben es leider nicht so umsetzen können, wie wir es uns vorgenommen haben, mit mehr Überzeugung, mit mehr Selbstbewusstsein. Das frühe Gegentor hilft dir natürlich nicht, selbst auf die Beine zu kommen. Mitte der ersten Hälfte waren wir besser drin, wir haben die Riesenmöglichkeit zum Ausgleich vergeben, den wir gebraucht hätten. Nach dem zweiten Gegentor fallen noch mehr die Köpfe.

Wir müssen uns an die eigene Nase packen. Es ist eine Riesenenttäuschung und Leere bei mir. Ich habe es versucht und hatte gehofft, dass ich der Mannschaft noch so viel mitgeben kann, dass es reicht. Wir brauchen jetzt nicht über morgen, übermorgen reden. Sind heute genug mit uns selbst beschäftigt. Das haut uns genug die Beine weg. Alles was dann kommt, das kommt dann. Ich hab's versucht, wir haben versucht, eine Wende reinzukriegen. Das hat nicht funktioniert. Ärgert uns alle, ärgert mich am meisten. Dass es dann so nach hinten losgeht: Ist dann eben so."

Frank Baumann (Manager Werder Bremen): "Ich bin brutal enttäuscht. Aber ab morgen beginnen die Planungen für die neue Saison. Wir müssen uns so aufstellen, das wir in der Lage sind, direkt wieder aufzusteigen. Ich stehle mich nicht aus der Verantwortung."

Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Hier gibt es heute nur Verlierer. Wir sind einer davon. In der Summe ist das enttäuschend für uns. Mit dem Tag meiner Bekanntgabe hat sich die Grundstimmung im Verein geändert. Dann kamen keine Ergebnisse dazu. Da haben die Jungs schwer daran zu tragen gehabt. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ob ich ein schlechtes Gewissen habe. Aber ich sage selbstkritisch, dass sich mit dem Tag meiner Bekanntgabe die Grundstimmung im Verein geändert habe. Ich werde aus der Geschichte auch was mitnehmen, ich glaube, dass mir jeder abkaufen kann, dass es mir in den letzten Wochen nicht immer gut ging. Ichc wünsche Borussia Mönchengladbach, dass sie nächste Saison wieder einen Raketenstart hinlegen werden.

Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach: Aufstellungen

Bremen: Pavlenka - Gebre Selassie, Toprak (79. Agu), Moisander, Friedl - Maximilian Eggestein - Mbom (55. Osako), Schmid - Bittencourt (79. Möhwald) - Selke (66. Füllkrug), Sargent (67. Rashica). - Trainer: Schaaf

Mönchengladbach: Sommer - Ginter, Elvedi, Bensebaini (84. Jantschke) - Zakaria, Neuhaus - Lainer, Lazaro (74. Wendt) - Wolf (84. Herrmann), Stindl (74. Hofmann) - Thuram (74. Embolo). - Trainer: Rose

Bundesliga: Werder Bremen ist abgestiegen

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
15.Arminia Bielefeld3426:52-2635
16.1. FC Köln3434:60-2633
17.Werder Bremen3436:57-2131
18.Schalke 043425:86-6116

 

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