VfL Wolfsburg - FC Bayern München 2:3: Flick bittet nach Sieg um Vertragsauflösung

Hansi Flick möchte die Bayern im Sommer 2021 verlassen.
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Bayern-Trainer Hansi Flick hat nach dem 3:2 (3:1)-Sieg (die Highlights im Video) seines Klubs beim VfL Wolfsburg für den großen Knall gesorgt: Er bat öffentlich um eine Vertragsauflösung.

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"Es ist so, dass ich der Mannschaft heute gesagt habe, dass ich dem Verein unter der Woche nach dem Spiel in Paris gesagt habe, dass ich gerne am Ende der Saison aus meinem Vertrag raus möchte. Das ist Fakt", sagte Flick weniger als eine Stunde nach Spielschluss bei Sky.

Flick weiter: "Ich wusste, dass das heute ein sehr schwieriges Spiel für uns ist. Und ich habe mich dann heute entschlossen, der Mannschaft zu sagen, nach dem sehr, sehr wichtigen Sieg, dass ich dem Verein das gesagt habe, dass ich gerne am Ende der Saison aus meinem Vertrag raus möchte. Es war mir einfach wichtig, dass die Mannschaft das von mir erfährt, weil es das ein oder andere an Flurfunk schon gibt."

Thomas Müller verriet bei Sky, wie Flick es der Mannschaft mitgeteilt hatte: "Er hat es uns nicht begründet. Natürlich dass er auch sehr viel Energie gelassen hat in den letzten extrem intensiven 1,5 Jahren. Trainer beim FC Bayern zu sein - da braucht man schon grundsätzlich ein dickes Fell. Man wird viel gefragt, man muss sich immer vor die Mannschaft stellen. Es waren intensive Zeiten. Aber genau begründet hat er es nicht, das muss er uns auch nicht begründen."

Hier geht es zu weiteren Stimmen und Reaktionen.

Hansi Flick: Neuer Bundestrainer beim DFB?

"Meine Zukunft ist noch überhaupt nicht klar", betonte Flick. "Es gab noch kein Gespräch in diese Richtung. Natürlich ist der Bundestrainerjob eine wichtige Option, über die jeder Trainer nachdenken muss, Die letzten Wochen waren auch nicht leicht für mich."

Flick gilt als absoluter Wunschkandidat des DFB für die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw, der sein Amt nach der EM und dann 15 Jahren zurückgeben wird. Der DFB hatte angekündigt, keine Trainer anzusprechen, die anderswo unter Vertrag stehen. Das könnte sich bei Flick bald ändern, sollte der Rekordmeister seinem Wunsch nach Vertragsauflösung stattgeben.

Flicks Vertrag bei Bayern München läuft noch bis 2023, zuletzt waren aber die atmosphärischen Störungen zwischen ihm und Sportvorstand Hasan Salihamidzic immer offensichtlicher geworden. Flick erspart sich und dem Rekordmeister durch seine Entscheidung nun womöglich auch einen zähen ultimativen Machtkampf, den wohl niemand hätte gewinnen können.

Wie der FC Bayern München auf Flicks Begehr auf Vertragsauflösung reagiert hat, ist noch unklar. Ein Sprecher des Rekordmeisters teilte auf Anfrage von SPOX und Goal mit, dass es am Samstag keine Stellungnahme vom Verein oder einem der Verantwortlichen geben werde.

VfL Wolfsburg - FC Bayern: FCB so gut wie Deutscher Meister

Derweil eilt der Titelverteidiger mit Riesenschritten zur 30. Bundesliga-Meisterschaft, der neunten hintereinander. Vier Tage nach dem Ausscheiden aus der Champions League gegen Paris Saint-Germain trafen Jamal Musiala (15., 37.) und Eric Maxim Choupo-Moting (24.) für Bayern, Wout Weghorst (35.) und Maximilian Philipp für Wolfsburg (54.).

Bayern nutzte damit den Patzer von RB Leipzig am Vorabend und baute den Vorsprung an der Spitze fünf Spieltage vor Saisonende auf sieben Zähler aus. Leipzig war am Freitag nur zu einem 0:0 bei der TSG Hoffenheim gekommen.

Damit liegen die Münchner über ihren eigenen, von Trainer Hansi Flick ausgerufenen Plan. "Wir wollen alles geben und so schnell wie möglich Meister werden. Wir schauen positiv auf die fünf Punkte und diesen Abstand wollen wir in jedem Spiel halten. Dafür brauchen wir auch in Wolfsburg einen Sieg und drei Punkte", hatte Flick am Freitag gesagt, bevor RB in Hoffenheim stolperte.

Das knappe Spielergebnis in Wolfsburg spiegelte nicht im Geringsten den Spielverlauf wider, die zwei Gegentore entsprangen vor allem der großen Sorglosigkeit, die die Münchner in der Defensive in dieser Saison an den Tag legen.

Für den FC Bayern geht es nun mit den Spielen gegen Bayer Leverkusen (Dienstag, 20. April) und Mainz (Samstag, 24. April) weiter. Wolfsburg bleibt trotz der zweiten Niederlage in Serie weiter auf Platz drei, weil der Vierte Eintracht Frankfurt bei Borussia Mönchengladbach verlor.

VfL Wolfsburg - Bayern München: Die Stimmen

Oliver Glasner (Trainer VfL Wolfsburg): "Um gegen die Bayern zu gewinnen, braucht man eine Leistung auf absolutem Topniveau. Aber dafür war unser Verhalten in der Defensive zu fehlerhaft, und in der Offensive hat uns die Effizienz gefehlt. Aber der Wille war immer da, und wir wollen jetzt auch unbedingt den Platz in der Champions League."

Hansi Flick (Trainer Bayern München): "Es war mir wichtig, dass es die Mannschaft von mir erfährt, dass ich den Verein zum Saisonende verlassen möchte. Die Gründe dafür bleiben erst einmal intern. Ich kann aber sagen, dass es keine leichte Entscheidung für mich war. Ich habe mit diesem Team eineinhalb Jahre sehr gut zusammengearbeitet."

VfL Wolfsburg - FC Bayern München: Die Analyse

Gerade mal eine Veränderung hatte Bayerns Trainer Hansi Flick im Vergleich zum bitteren, weil das CL-Aus bringenden Sieg in Paris vorgenommen - und die schlug voll ein. Für den angeschlagenen Coman spielte Musiala. Der 18-Jährige wird von den Älteren im Kader liebevoll "Bambi" genannt, "Schlange" wäre aber genauso angebracht: Wie sich Musiala vor dem 1:0 (15.) mit dem Ball durch den Wolfsburger Strafraum tänzelte, bewegliche Hüfte, lockere Beine, sah herrlich geschmeidig, spontan und gleichzeitig durchchoreographiert aus.

Und ganz nebenbei gab er auch noch dem Vorlagengeber Davies eine kleine Lektion in effektivem Tanzen: Davies hatte zuvor zwar stark Nationalspieler Baku vernascht und stehen gelassen, war aber bei seinem Tanz durch den Wolfsburger Strafraum ins Stocken geraten und hatte Glück, dass Musiala genau richtig stand und den Ball zu seinem Tanz aufnehmen konnte.

Bis zum Führungstreffer hatte sich das Geschehen vorwiegend in einem recht schmalen Korridor rund um die Mittellinie abgespielt, mit leichten Vorteilen für Wolfsburg, das sich in den Anfangsminuten durch mutiges und frühes Anrennen mühte, die Kontrolle über das Spiel zu erlangen. Nach Musialas erstem Treffer hatte die Mannschaft von Trainer Glasner den Münchnern aber nicht mehr allzu viel entgegenzusetzen. Das 2:0 entsprang zwar maßgeblich einem Torwartfehler von Casteels, der Alabas Flanke von der linken Seite ohne Not Choupo-Moting vor den Kopf abwehrte (24.), doch schon zuvor hatten es die Wolfsburger Sane, Musiala und eben Alaba viel zu leicht gemacht.

Wolfsburg kam zwar aus dem Nichts durch Weghorst zum Anschlusstreffer (35.), weil Casteels mit einer seiner wenigen guten Aktionen im Mittelfeld erfolgreich einen Pass von Müller abgefangen und den Treffer einleitete. Doch quasi im Gegenzug ließ Schlager Musiala im Strafraum nach Müllers Vorlage zu "Air Jamal" werden und zum 3:1 einnicken(37.).

Eigentlich hätte es danach nicht mehr viel über das Spiel zu erzählen geben dürfen. Doch Verteidigen scheint für den FC Bayern der Klasse 2020/2021 vor allem ein freiwilliges Wahlfach zu sein, das von den Spielern nur sporadisch besucht wird. Otavio hatte auf links ganz viel Platz, Boateng verlor im Strafraum Philipp aus den Augen, der sein drittes Saisontor (54.) erzielte - sein zweites gegen den FC Bayern.

Die Münchner schwammen in der Folge zwar defensiv ein wenig, Wolfsburg wurde etwas aktiver, doch Entscheidendes passierte nicht mehr. Lucas Hernandez musste in der Nachspielzeit allerdings humpelnd ausgewechselt werden - eine Diagnose steht noch aus.

VfL Wolfsburg - FC Bayern München: Die Aufstellungen

Wolfsburg: Casteels - Mbabu, Lacroix, Brooks, Otavio - Schlager, Gerhardt - Baku (55. Brekalo), Philipp, Victor (60. Roussillon) - Weghorst.

Bayern München: Neuer - Pavard, Boateng, Hernandez (90. Nianzou), Davies - Kimmich, Alaba - Musiala (73. Coman), Müller, Sane - Choupo-Moting.

VfL Wolfsburg - FC Bayern München: Die Daten des Spiels

  • Tore: 0:1: Musiala (15.), 0:2 Choupo-Moting (24.), 1:2 Weghorst (35.), 1:3 Musiala (37.), 2:3 Philipp (54.).

  • Mit seinem 434. BL-Spiel ist Manuel Neuer an Wolfgang Kleff vorbeigezogen und liegt alleine auf Platz 10 der Rekord-Torhüter der BL-Historie.
  • Der VfL Wolfsburg kassierte nach exakt 500 Minuten und erstmals seit dem 2:2 gegen Leipzig Mitte Januar zu Hause wieder einen Gegentreffer.
  • Der FC Bayern hat auch im 66. Pflichtspiel in Serie getroffen und den Rekord im deutschen Profifußball weiter ausgebaut.
  • Mit 18 Jahren und 50 Tagen ist Musiala der viertjüngste Doppelpacker der Bundesliga-Historie - nur Timo Werner (17J, 249T), Kai Havertz (17J, 343T) und Daniel Halfar (18J, 28T) waren jünger. Zugleich ist Musiala der jüngste Bundesligaspieler, dem insgesamt sechs Treffer gelangen.
  • Kein anderer Spieler aus Europas Top-5-Ligen gab in dieser Ligasaison so viele Assists wie Thomas Müller (17).

Der Star des Spiels: Jamal Musiala (FC Bayern)

Sechs Bundesligatore hat Musiala dank seines Doppelpacks in Wolfsburg jetzt schon erzielt. Und das, obwohl er nur vergleichsweise wenige 581 plus heute 73 Minuten in der Bundesliga spielen durfte. Bayerns Mann für die Zukunft ist der Neu-Nationalspieler ohnehin, doch man würde ihm auch in der aktuellen Gegenwart durchaus eine noch bedeutendere Rolle zutrauen und wünschen.

Der Flop des Spiels: Koen Casteels (Wolfsburg)

Sah Wolfsburgs Keeper bei Musialas Tanz zu Bayerns 1:0 noch maximal unglücklich aus, als ihm der Ball durch die Arme ins Tor flog, war seine völlig missratene Abwehr bei David Alabas Flankenball die direkte Vorlage zu Eric Maxim Choupo-Motings Kopfballtreffer zum 2:0. Gebrauchter Nachmittag für den belgischen Nationaltorhüter, der zu den Säulen der ansonsten starken Wolfsburger Saison gehört.

Der Schiedsrichter: Felix Zwayer

Der erfahrene Berliner hatte mit der Partie des Tabellendritten gegen den Tabellenführer keine Probleme.

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