Bayer Leverkusen - FC Bayern 1:2: Last-Minute-Weihnachtsmeister! Lewandowski bestraft Patzer

Einmal mehr der Matchwinner für den FC Bayern: RObert Lewandowski.
© getty

Tabellenführung an Weihnachten: Der FC Bayern hat sein Fabel-Jahr 2020 siegreich beendet - mit kräftiger Unterstützung von Bayer Leverkusen. Am 13. Spieltag behauptete sich die Mannschaft von Hansi Flick dank eines Doppelpacks von Weltfußballer Robert Lewandowski mit 2:1 (1:1) und schob sich in der Tabelle damit zwei Punkte vor die Werkself.

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Zwei kapitale Fehler von Nationalspieler Jonathan Tah, bei denen auch der Leverkusener Keeper Lukas Hradecky nicht ganz unbeteiligt war, kosteten dem Team von Peter Bosz wertvolle Punkte.

"Wir waren in der ersten Halbzeit dominant, hätten vielleicht sogar mehr Tore schießen können. Dann haben wir Geschenke verteilt. Das sind kindische Fehler, komplett unnötig", tobte Hradecky bei Sky. Auch Bosz ärgerte sich: "Das waren zwei blöde Tore. Ich möchte das gar nicht kommentieren. Wir müssen daraus lernen. Punkt."

Auf der Gegenseite herrschte nach einem Jahr mit einer Siegquote von 85 Prozent pure Freude. "Was für ein Jahr haben wir gespielt, ich hoffe, wir werden 2021 so weiterspielen", sagte Lewandowski und sinnierte: "In letzter Sekunde so ein Tor und damit so ein wichtiger Sieg."

Tatsächlich passe dieses Last-Minute-Drama wie die Faust aufs Auge zu diesem FC Bayern anno 2020. Zumindest, wenn es nach Thomas Müller geht: "Dass wir in der letzten Sekunde noch das Führungstor machen, passt vielleicht in einen Hollywoodfilm für unser Fußballjahr 2020", sagte er bei Sky.

Der Sieg aus dem Hause Hollywood geriet hinterher aber auch ein wenig zur Nebensache. Gesprächsthema Nummer eins war Leroy Sane, den FCB-Trainer Flick nach 32 Minuten ein- und nach 68 Minuten wieder auswechselte.

"Thomas (Müller; Anm. d. Red.) ist unverzichtbar für uns, Serge (Gnabry; Anm. d. Red.) hat einen Sprung in der zweiten Halbzeit gemacht. Also der Wechsel von Leroy", erklärte Flick seine Entscheidung. "Es geht am Ende darum, dass die Mannschaft Erfolg hat, da muss man als Einzelner auch mal zurückstecken. Wir mussten so reagieren. Das wird er schon verkraften. Er kriegt all unsere Unterstützung."

Auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic betonte: "Wir glauben total an Leroy. Er hatte es natürlich auch nicht so leicht mit seiner Verletzung. Wir wissen aber, was für Qualitäten er hat - und dass wir sie noch brauchen werden."

Bayer Leverkusen - FC Bayern: Die Analyse

Leverkusens Trainer Bosz stellte seine Viererkette im Vergleich zum 4:0-Derybsieg in Köln um: Weiser und Wendel wichen für Tapsoba und Sinkgraven. Tapsoba orientierte sch aber auf die Innenverteidiger-Position neben Tah, während Dragovic dafür auf die rechte Abwehrseite rückte.

Bei den Bayern wechselte Coach Flick gegenüber dem 2:1-Heimerfolg über Wolfsburg nur einmal (Davies für Sane), entschied sich aber für eine interessante taktische Variante. Er ließ wieder im weniger überraschenden 4-2-3-1 spielen, allerdings startete Abwehrchef Alaba überraschend auf der Doppelsechs mit Tolisso.

Für ein Startelf-Comeback des wiedergenesenen Kimmich reichte es indes noch nicht, der Nationalspieler wirkte in den letzten 25 Minuten mit - und punktete sofort mit vielen Ballgewinnen. Gerade gegen die Leverkusener und ihren Matchplan, ballsicher und doch zielstrebig nach vorne zu agieren, hätte ein organisierender Stabilsator wie er den Münchnern aber schon von Anfang an gut getan.

Es mangelte der Flick-Elf in Durchgang eins an Zugriff und Ballzirkulation, die Offensive um den frischgebackenen Weltfußballer Lewandowski hing völlig in der Luft. Eine vielsagende Statistik: Neuer spielte in der ersten Halbzeit mehr Pässe (29) als Alaba (22) und Tolisso (22).

Bayern-Coach Flick wechselt Sane ein - und dann wieder aus

Dass es trotzdem mit einem Remis in die Pause ging, war mehr den Leverkusenern zu verdanken, die nach ihrem schönen Führungstreffer durch Schick (14.), der den Ball nach einer Ecke unhaltbar per Volley im Netz versenkte, zu wenig Kapital aus den sich ihnen bietenden Räumen schlugen - und Lewandowski obendrein noch ein Geschenk machten.

Der Ausgleichstreffer (43.), verschuldet durch ein katastrophales Missverständnis zwischen Hradecky und Tah, gab den Gästen Aufwind. Nach dem Seitenwechsel arbeiteten sie sich Schritt für Schritt ins Spiel rein und ließen weniger zu. Flicks Elf kam aber zu keinem Torerfolg mehr, weil sie offensiv nur selten wirklich zwingend wurde.

Der nach 32 Minuten für den angeschlagenen Coman eingewechselte Sane musste nur 36 Minuten später wieder herunter, weil er kaum Akzente setzte. Die wenigen klaren Chancen des Rekordmeisters parierte der in Durchgang zwei deutlich besser aufgelegte Hradecky - bis zur dritten und letzten Minute der Nachspielzeit, in der Lewandowski aus dem Nichts einen Stockfehler von Tah ausnutze und zum viel umjubelten 2:1 für den FCB traf.

Bayer Leverkusen - FC Bayern: Die Aufstellungen

Leverkusen: Hradecky - Dragovic, Tah, Tapsoba, Sinkgraven - Baumgartlinger, Amiri, Wirtz - Bailey (82. Demirbay), Diaby, Schick (82. Alario)

Bayern: Neuer - Süle, Boateng, Hernandez, Davies - Tolisso (68. Kimmich), Alaba - Coman (32. Sane, 68. Musiala), Müller, Gnabry - Lewandowski

Bayer Leverkusen - FC Bayern: Die Daten des Spiels

  • Tore: 1:0 Schick (14.), 1:1 Lewandowski (43.), 1:2 Lewandowski (90.+3)
  • Der FCB beendete das Spiel mit einer Passquote von 78 % - der schwächste Wert in einem Pflichtspiel der Bayern unter Flick.
  • Das zwischenzeitliche 1:1 war Lewandowskis 32. Bundesliga-Kopfballtor im Trikot der Bayern - seit detaillierter Datenerfassung 2004/05 trafen nur zwei Spieler häufiger für einen Verein per Kopfball: Kevin Kuranyi 33-mal für Schalke und Stefan Kießling 36-mal für Leverkusen.
  • Zum 30. Mal bereitete Müller in der Bundesliga ein Lewandowski-Tor vor - kein anderer Spieler legte dem Polen mehr als 13 Treffer vor (Kimmich).
  • Kleines Jubiläum: Bayerns Mittelfeldspieler Tolisso bestritt seine 50. Bundesliga-Partie.

Der Star des Spiels: Robert Lewandowksi (FC Bayern München)

Zweimal beschenkt, zweimal erfolgreich. Eines Weltfußballers würdig, dieser Lewandowski. Ungemein wichtig für die Elf von Flick.

Der Flop des Spiels: Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)

Machte eigentlich kein schlechtes Spiel, patzte aber zweimal entscheidend. Beim 1:1 rasselte er in Hradecky beim Versuch eine Flanke zu klären, dem Last-Minute-Siegtreffer von Lewandowski ging ein schlimmer Ballverlust von ihm zuvor. Ein bitterer Abend für den Nationalspieler.

Der Schiedsrichter: Felix Zwayer

Solide Vorstellung des Berliners. Musste in dem fair geführten Topspiel nur selten eingreifen, verteilte lediglich zwei Gelbe Karten (die eine in der 24. für Gnabry, die andere in der 72. für Bailey). Auch die Entscheidung, das vermeintliche 2:0 für Leverkusen wegen Abseits von Schick zurückzunehmen, war korrekt.

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