BVB - Hertha BSC 1:0: Sieben Punkte auf Platz fünf - Can besorgt CL-Big-Point für den BVB

Stellte sich schützend vor den vielkritisierten BVB-Trainer Lucien Favre: Dortmunds Matchwinner gegen Hertha BSC Emre Can.
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Borussia Dortmund hat den Vorsprung in der Tabelle auf Platz drei auf vier Punkte ausgebaut. Der BVB gewann sein Heimspiel am 30. Spieltag der Bundesliga mit 1:0 (0:0) gegen Hertha BSC - und stellte dabei einen neuen Vereinsrekord auf: 81 Tore schossen die Schwarzgelben noch nie nach 30 Partien. Auch deshalb richtete sich Matchwinner Emre Can energisch an die Kritiker von Trainer Lucien Favre.

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"Das ist ein großartiger Trainer, der zu 100 Prozent zum BVB passt. Ich kann es nicht verstehen, wenn man die Rückrunde sieht", sagte Can nach dem Arbeitssieg gegen die bis dato unter Trainer Buno Labbadia noch ungeschlagene Hertha: "Wir haben zwei Spiele verloren, sonst haben wir immer gepunktet. Ich hoffe, dass ich noch mehrere Jahre mit ihm hier arbeiten kann."

Spielerisch überzeugte der BVB gegen gut stehende, aber unterm Strich zu harmlose Berliner zwar nicht. Am Ende stand jedoch der Dreier, der die Dortmunder einen großen Schritt näher an das selbsterklärte Ziel der Champions-League-Qualifikation bringt. Weil die Konkurrenz um Gladbach, Leverkusen und Leipzig nicht gewinnen konnte, beträgt der Abstand auf den ersten Europa-League-Platz fünf vier Spieltage vor dem Ende sieben Punkte. Vermutlich auch deswegen jubelte der zuletzt vielkritisierte Favre erstaunlich heftig.

BVB - Hertha BSC: Die Stimmen zum Spiel

Lucien Favre (Trainer BVB): "Ein sehr schönes Tor. Die Verlängerung von Julian Brandt war entscheidend. Emre macht das sehr gut, auch der Pass von Jadon. Das haben wir sehr schön gemacht. Wir hatten noch mehr Torchancen, aber das 1:0 genügt. Es war klar verdient. Wir wollen so weitermachen."

Emre Can (BVB): "Uns ist es gelungen, kein Tor zu kassieren. Dann habe ich eine Chance gehabt und habe versucht, das Tor zu machen. Ich bin froh, dass es so geklappt hat. Es ist zurzeit ein bisschen schwierig. Man muss ehrlich sein: Ein paar Spielern fehlt vielleicht ein bisschen die Spannung ohne die Fans. Heute war es vielleicht so ein Spiel. Wir haben gut verteidigt. Hertha hatte keine richtige Torchance. Dann musst du vorne ein Tor schießen, das hat geklappt. Manchmal musst du so Spiele gewinnen."

... zu Sanchos bestraften Friseurbesuch unter der Woche: "Man muss Jadon ein bisschen führen. Er ist ein super Junge, außerhalb des Platzes auch. Es stimmt, dass ich mich sehr gut mit ihm verstehe. In solchen Sachen muss er einfach etwas schlauer sein. Jeder braucht mal einen Friseur, da muss er erwachsener werden. Das darf er sich in Zukunft nicht mehr leisten, solche Fehler zu machen. Wir als Mannschaft sind da auch verantwortlich. Wir sind nicht genervt. Wir wissen, dass er in manchen Dingen disziplinierter sein muss. Das weiß er aber auch. Ich glaube nicht, dass er das extra macht. Vielleicht ist es ihm nicht bewusst, vielleicht vertraut er in manchen Dingen zu viel anderen Menschen. Er braucht Menschen, die ihn führen. Da ist das Umfeld sehr wichtig."

... zu Favre: "Das ist ein großartiger Trainer, der zu 100 Prozent zum BVB passt. Ich kann es nicht verstehen, wenn man die Rückrunde sieht. Wir haben zwei Spiele verloren, sonst haben wir immer gepunktet. Ich hoffe, dass ich noch mehrere Jahre mit ihm hier arbeiten kann."

Julian Brandt (BVB): "Es war schon gegen Paderborn ähnlich. Wenn Gegner tief stehen und sehr gut verteidigen, beißt man sich ab und zu die Zähne aus. Das haben wir heute auch getan. Das Schöne an der Mannschaft ist, dass da so viel Qualität ist, ein-, zweimal schaffen wir es immer, durchzubrechen. Natürlich leide ich. Mir ist es lieb, wenn einem mehr Räume geboten werden. Das Wochenende ist wichtig für uns, wir mussten punkten. Es geht darum, die Champions-League-Qualifikation so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen. Heute haben wir einen Riesenschritt gemacht. Das steht über allem. Das war heute kein Gaumenschmaus."

Bruno Labbadia (Trainer Hertha): "Wir sind auf eine sehr spielstarke Mannschaft getroffen. Da mussten wir schon ein Stück leiden, weil wir viel laufen mussten. Aber das hat die Mannschaft hervorragend gemacht. Wir hatten sehr einfache Ballverluste. Man hat gemerkt, dass wir nicht diese Sicherheit hatten wie in den Spielen davor. Das hat auch mit dem Gegner zu tun. Die Mannschaft hat alles getan. Man braucht in Dortmund ein Quäntchen Glück. Wir müssen anerkennen, dass Dortmund eine Top-Mannschaft hat und wir noch einen ganzen Weg dahin haben, alleine in den Bereich reinzukommen."

Vladimir Darida (Hertha): "Das Ergebnis ist leider nicht gut für uns. Wir sind nur die ersten 30 Minuten gelaufen. Dortmund hat den Ball von rechts nach links verlagert, das war nicht so gut von uns. Zum Ende der ersten Halbzeit haben wir es gut gemacht. Schade, dass wir in der zweiten Halbzeit nicht so gut im letzten Drittel waren. Der letzte oder vorletzte Pass hat gefehlt."

BVB - Hertha BSC: Die Analyse

Der mit Witsel anstelle des gelbgesperrten Hummels startende BVB im ersten Durchgang mit einer offensiv ähnlich blassen Vorstellung wie vergangenen Sonntag in Paderborn. Zwar sammelten die Hausherren bis zur Pause 66 Prozent Ballbesitz an, doch die Berliner verteidigten alle BVB-Bemühungen ausgezeichnet.

Die im Vergleich zum 2:0 gegen Augsburg unveränderte Hertha agierte ohne Ball sehr diszipliniert, blieb wunderbar kompakt und legte zudem ein gutes Pressing an den Tag. Viel Entlastung nach vorne brachten die Gäste jedoch nicht zustande, die Partie spielte sich meist in ihrer Hälfte ab.

Dortmund letztlich nur mit einer brauchbaren Gelegenheit, die Hazard freistehend neben das Tor setzte. Die Hausherren blieben in den ersten 45 Minuten bei fünf Versuchen ohne Abschluss aufs Tor - das gab es zuletzt im Februar in Bremen, zu Hause passierte dies sonst nur im November gegen Paderborn. Für Hertha ist das keine Neuigkeit, in drei der vier vorherigen Labbadia-Spiele blieb man ohne Gegentor.

Dieses Bollwerk hielt in Halbzeit zwei dann jedoch nur zwölf Minuten. Dortmund schaffte es auf Anhieb und vor allem mit Verlagerungen besser, die dichten Reihen des Gegners auseinander zu ziehen. Auch das Umschaltspiel in die Offensive wurde schneller und präziser.

Zunächst vergab Sancho aus kurzer Distanz die beste Chance des Spiels, kurz danach vergeigte der als falsche Neun aufgestellte Brandt eine große Kontergelegenheit - und legte wenig später per Kopf das Führungstor von Hummels-Ersatz Can auf. Nur eine Minute zuvor hatte die Hertha nach einem Konter durch den eingewechselten Esswein ihre bis dato beste Offensivszene.

Anschließend gestaltete sich die Partie etwas offener, ohne jedoch die vorherige Rollenverteilung zu verlieren. Dortmund verteidigte gut, Hertha blieb offensiv ungefährlich. Kurz vor Schluss vergab Sancho das mögliche 2:0 für den BVB, dessen Sieg aufgrund der Leistungssteigerung in der Offensive im zweiten Abschnitt in Ordnung geht.

BVB - Hertha BSC: Die Aufstellungen

BVB: Bürki - Piszczek, Can, Akanji - Hakimi, Witsel (80. Balerdi), Delaney, Guerreiro (90. Schmelzer)- Sancho, Hazard (79. Morey) - Brandt (68. Reyna).

Hertha BSC: Jarstein - Pekarik, Boyata, Torunarigha, Mittelstädt - Grujic (88. Maier), Skjelbred (62. Piatek), Lukebakio (46. Ngankam), Darida, Dilrosun (30. Esswein, 88. Samardzic) - Ibisevic.

BVB gegen Hertha BSC: Die Daten des Spiels

  • Tor: 1:0 Can (57.)
  • Hertha-Coach Labbadia absolvierte sein 250. Spiel als Bundesliga-Trainer.
  • 81 Tore nach 30 BL-Spielen sind neuer Vereinsrekord für den BVB.
  • Bundesligarekord! Herthas Darida lief 14,65 Kilometer und bricht damit den von ihm selbst aufgestellten Höchstwert.
  • Dortmund erzielte 55 Tore in der 2. Halbzeit - Ligahöchstwert.
  • Der BVB gewann 8 der vergangenen 9 Spiele (1 Niederlage) und spielt mit 33 Punkten (wie 2015/16) die zweitbeste Rückrunde der Vereinsgeschichte - nur in der Meistersaison 2011/12 war Dortmund noch besser in der Rückserie (35 Zähler).
  • Der BVB sammelte in 13 Rückrundenspielen nun bereits mehr Punkte (33) als in der kompletten Hinrunde (30).
  • In 13 BL-Spielen gegen Hertha BSC sammelte Dortmunds Brandt acht Scorerpunkte (fünf Tore, drei Assists) - mehr als gegen jedes andere BL-Team.
  • Abwehrspieler Rente aus der U23 und Pherai aus der U19 standen erstmals im Kader des BVB.

Der Star des Spiels: Manuel Akanji (BVB)

Der in der Hinrunde häufig fehlerbehaftete Schweizer Innenverteidiger bestätigte seine zuletzt aufsteigende Form. Spielt nun mit besserer Körpersprache und wirkt insgesamt deutlich sicherer in seinen Aktionen. Führte in Luft und auf dem Boden acht Zweikämpfe und verlor keinen einzigen. Dazu einige gute Bälle bei der Spielauslösung.

Der Flop des Spiels: Dodi Lukebakio (Hertha BSC)

Kam lediglich zu 18 Ballaktionen und verlor jeden seiner vier Zweikämpfe - sowie den einen in der Luft. Zudem mit acht Ballverlusten und somit einer Passquote von nur knapp über 60 Prozent. Offensiv daher nicht zu sehen und zur Pause ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Harm Osmers

Ohne Schwierigkeiten in einem fairen Spiel. Hätte dem eingewechselten Ngankam nach seinem Foul an Hazard aber Gelb geben können (65.). Dazu hätte man das Handspiel von Boyata im eigenen Strafraum mit Elfmeter bestrafen müssen. Der zur Hilfe gerufene VAR entschied jedoch anders - angesichts des gegen Dortmund ausgesprochenen Elfmeters in der Vorwoche nach Cans Handspiel nur schwer verständlich.

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