Schalke 04 - Eintracht Frankfurt 1:2: Stevens wütet nach VAR-Drama

Huub Stevens war nach der Pleite gegen Frankfurt außer sich.
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Schalke 04 hat einen weiteren Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt kassiert, Eintracht Frankfurt einen weiteren Schritt in Richtung Champions League gemacht. Gesprächsthema Nummer eins nach dem dramatischen 1:2 (1:1) in der Veltins Arena war aber nicht die Tabellensituation, sondern Schiedsrichter Sascha Stegemann.

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Schalke-Coach Huub Stevens beschuldigte Stegemann, nachdem dieser wegen eines vermeintlichen Handspiels von Daniel Caligiuri in der Nachspielzeit auf Strafstoß für die Hessen entschieden hatte.

"Es ist ungerecht", schimpfte Stevens bei Sky, "weil die Mannschaft alles dafür getan hat, einen Punkt mitzunehmen. Dafür sind sie nicht belohnt worden, durch bestimmte Sachen von außen." Ins Detail gehen wollte der sichtlich aufgebrachte Niederländer nicht. "Sonst werde ich auch noch bestraft", sagte er.

Caligiuri meinte über die spielentscheidende Szene: "In den Bildern sieht es natürlich scheiße aus, aber in der zweiten Situation sieht man, dass ich noch einen leichten Schubser von hinten bekomme. Meiner Meinung nach geht er hundertprozentig an die linke Schulter und von da geht er dann an den Arm. Wenn er an die Schulter geht, ist das doch kein Handspiel, wenn er von da an die Hand fliegt."

So unglücklich und ärgerlich die späte Niederlage war: Eine gute Nachricht hatte der 28. Spieltag für die Schalker parat. Der VfB Stuttgart kam im Keller-Duell mit dem 1. FC Nürnberg nicht über ein 1:1 hinaus.

Das Polster auf den Relegationsplatz beträgt damit weiterhin fünf Zähler. Der FC Augsburg (25 Punkte) kann am Sonntag jedoch mit einem Remis gegen die TSG Hoffenheim an den Königsblauen (26 Punkte) vorbeiziehen.

Die Eintracht hingegen orientiert sich weiter Richtung Champions League. Nach dem späten Siegtor in der Veltins Arena durch Luka Jovic (90.+9) herrschte bei den Adlern grenzenloser Jubel.

Schiedsrichter Sascha Stegemann stand bei Schalkes später Pleite im Fokus.
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Schiedsrichter Sascha Stegemann stand bei Schalkes später Pleite im Fokus.

"Wir haben heute sicher nicht unser bestes Spiel gezeigt, aber entscheidend ist, dass wir hungrig geblieben sind und bis zum Schluss den Sieg holen wollten. Ich denke, wir haben unter dem Strich verdient gewonnen", resümierte Jovic.

Stevens war anderer Meinung. "Wir hätten mehr verdient gehabt", sagte der "Knurrer", der selbst eine Stunde nach Abpfiff noch immer knurrte.

Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung schauzte er in der Mixed Zone einen Reporter an, der ihn auf das mit Gelb-Rot geahndete Foul von Suat Serdar kurz vor dem späten Elfmeterpfiff angesprochen hatte. "Hör auf! Ich antworte dir nicht mehr. Weg! Du bist lächerlich. Du stehst hier und bist der große Junge, aber du bist lächerlich. Hast du kein Gefühl dafür?" Dessen Kollege, der die Frage wiederholte, bezeichnete er als "Papagei".

Die Reaktionen zu Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Huub Stevens (Interimstrainer Schalke 04): "Man konnte deutlich sehen, dass wir in den ersten 15 Minuten nicht die Frische hatten wie Frankfurt. Das ist ganz normal. Aber wir haben uns bravourös zurückgekämpft. Großes Kompliment, wie wir gespielt haben gegen eine gute Frankfurter Mannschaft, die einen Lauf hat. Ich will nicht zu viel sagen über die letzte Situation. Ich bin für den VAR, aber als Trainer darfst du nicht alles sagen, dann kannst du bestraft werden."

Adi Hütter (Trainer Eintracht Frankfurt): "Ich muss von einem glücklichen Sieg sprechen, wenn man mit der allerletzten Situation gewinnt. Ich kann mit Schalke mitfühlen. Ich habe in den ersten 20 Minuten ein tolles Spiel gesehen, dann hat Schalke zurückgeschlagen, und es war ein offenes Spiel."

Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt): "Die ersten 20 Minuten waren richtig gut von uns, da haben wir auch die Räume so bespielt, wie wir uns das vorgenommen hatten. Danach haben wir es oft unnötig kompliziert gemacht und teilweise zu hektisch agiert. Es war kein einfaches Spiel für uns, weil Schalke auch sehr tief stand."

Alexander Nübel (Schalke 04): "Am Ende ist es sehr bitter für uns, denn wir haben einen guten Fight abgeliefert. Hinten raus waren wir ein bisschen platt, aber das ist nach so einem Spiel normal. Wir hätten eigentlich ein Unentschieden verdient gehabt."

Die Spielanalyse zu Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Schalke-Trainer Stevens veränderte sein Team im Vergleich zum 0:2 im Pokal gegen Bremen auf zwei Positionen: Sane (muskuläre Probleme) und Rudy (Bank) machten für Caligiuri und Bruma Platz.

Eintracht-Coach Hütter brachte nach dem 3:0 gegen Stuttgart drei neue Spieler: Abraham, Willems und de Guzman rückten für Ndicka (Bank), Rode (Wadenprobleme) und Haller (Bauchmuskelprobleme) in die Elf.

Ndicka wurde allerdings schon kurz vor der Pause (37.) eingewechselt, weil Hinteregger sich nach einem Zweikampf mit Serdar verletzt hatte. Es war eine umkämpfte erste Halbzeit auf Schalke - mit dem besseren Beginn für die von Anfang an selbstbewusst und zielstrebig auftretenden Gäste.

Allein in der ersten Viertelstunde gab die SGE sechs Torschüsse ab. Dass nur einer davon im Netz landete, war dem stark aufgelegten S04-Keeper Nübel geschuldet. Rebics Tor (13.) nach einem gut vorgetragenen Frankfurter Angriff war mehr als verdient.

Den Hausherren drohte, so schien es in der Anfangsphase, ein weiteres Heimspiel zum Vergessen - bis Serder nach einem Freistoß die für einen kurzen Moment unachtsame Eintracht-Defensive überraschte und aus dem Nichts den Ausgleich besorgte (21.).

Nach dem 1:1 entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit guten Chancen auf beiden Seiten, der in der Schlussphase schrittweise verflachte. Erst in der Nachspielzeit wurde es noch einmal hektisch, als Serdar Gelb-Rot sah und Kostic an die Hand von Caligiuri schoss und Referee Stegemann auf den Elfmeterpunkt zeigte. Jovic verwandelte eiskalt zum insgesamt verdienten Last-Minute-Sieg für die Hessen.

Die Daten zu Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

  • Tore: 0:1 Rebic (13.), 1:1 Serdar (21.), 1:2 Jovic (90.+9)
  • Gelb-Rote Karte: Serdar (25. / 90.+3)
  • Kostic war in den vergangenen sechs Bundesliga-Spielen immer an mindestens einem Tor beteiligt (vier Tore und vier Assists). Das gelang ihm nie zuvor im deutschen Oberhaus.
  • Serdar erzielte das erste Bundesliga-Tore für Schalke im heimischen Stadion nach 392 torlosen Minuten und beendete die längste Durststrecke der Schalker Bundesliga-Geschichte vor heimischer Kulisse.
  • Da Costa stand als einziger Frankfurter in jedem der 40 Pflichtspiele 2018/19 in der Startelf. Er verpasste insgesamt nur 42 Minuten.

Der Star des Spiels: Alexander Nübel (Schalke 04)

Wenn es noch einen Beweis brauchte, warum Nübel aktuell zu Recht den Vorzug vor Fährmann erhält, dann lieferte ihn der U21-Nationalspieler gegen die Eintracht. Verhinderte schon nach drei Minuten die Führung der Hessen mit einem Weltklasse-Reflex aus fünf Metern gegen Jovic. War auch beim technisch anspruchsvollen Gegentor durch Rebic noch mit den Fingerspitzen dran, zeigte in der Folge, speziell kurz nach dem Seitenwechsel, viele weitere Glanzparaden und wusste das Schalker Spiel mit klugen Abwürfen oder Abschlägen schnell zu machen. War beim späten, wuchtig geschossenen Jovic-Elfmeter machtlos.

Der Flop des Spiels: Jonathan de Guzman (Eintracht Frankfurt)

Gebrauchter Nachmittag für den Frankfurter Mittelfeldmann, der sich nach einem taktischen Foul an Serdar früh die Gelbe Karte holte (23.) und körperliche Präsenz vermissen ließ. Gewann bis zur Pause nur 38 Prozent seiner Zweikämpfe, wurde danach folglich ausgewechselt. Bei Schalke schwach: Embolo, dem gerade in Durchgang eins zahlreiche Bälle versprangen.

Der Schiedsrichter: Sascha Stegemann

Wie in seinen meisten Einsätzen gut in der Vorteilsauslegung und klar in der Ansprache. Hatte das umkämpfte Geschehen auf Schalke gut im Griff und präsentierte sich zu Beginn tadellos , ehe er sich in der 31. Minute zu einer Fehlentscheidung hinreißen ließ, indem er den Gästen einen klaren Strafstoß nach einem Foul von Bruma an Rebic im Strafraum trotz Sichtung der Fernsehbilder verweigerte. Die Frankfurter protestierten zu Recht. In der zweiten Hälfte wurde es zunächst ruhiger um Stegemann. Embolo bekam nach einem Zweikampf mit Willems zu Recht keinen Strafstoß von dem 43-Jährigen (59.). In der Nachspielzeit zeigte Stegemann nach Absprache mit seinem Videoassistenten dann für die Frankfurter auf den Punkt, nachdem Kostic an die Hand von Caligiuri geschossen hatte. Eine Entscheidung, die für große Diskussionen sorgte, letztlich aber nachvollziehbar war.

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