Franck Ribery beim FC Bayern München: Der König dankt nicht ab

Franck Riberys Vertrag beim FC Bayern läuft 2019 aus - er bewirbt sich für eine Verlängerung.
© getty

Seit der Ankündigung von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, seine goldene Ära beim FC Bayern neige sich allmählich dem Ende zu, dreht Franck Ribery auf wie zu alten Zeiten. Nach seinem späten Siegtor gegen RB Leipzig avanciert der 35-jährige Franzose auch im Duell mit Eintracht Frankfurt zum Matchwinner. Trainer Niko Kovac und seine Mitspieler singen Lobeshymnen, der Doppelpacker selbst signalisiert, ein weiteres Jahr dranhängen zu wollen. Können die Bayern-Bosse diesem Angebot widerstehen?

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Franck Ribery hob den linken Arm voller Genugtuung in Richtung Gästeblock, mit dem rechten klopfte er sich auf das Wappen auf seiner Brust. Seine Auswechslung in der 89. Minute beim 3:0-Sieg in Frankfurt hätte auch der perfekte Abschluss eines perfekten Abschiedsspiels sein können. Ob sie den Mann mit der Nummer 7 in einem halben Jahr aber wirklich verabschieden wollen, dass wissen sie in München mittlerweile nicht mehr so recht.

Schließlich sei "König Franck" trotz seiner 35 Jahre noch immer ein Spieler vom Format "Weltklasse", der in jedem Training, in jeder Partie, ja sogar außerhalb des Platzes "Immenses" für den Rekordmeister leiste, schwärmte Trainer Niko Kovac wenige Minuten später im Gespräch mit den Journalisten. Es sei "schön", ihn zu haben. Mit dem Franzosen habe man einen Spieler, der sich nie auf seinen Lorbeeren ausruhe.

Blöd nur, dass Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge eben jenen Weltklasse-Spieler samt dessen langjährigen Partner Arjen Robben zu Beginn des Monats schon mehr oder weniger aus der bayerischen Landeshauptstadt verabschiedet hatten. Bei Robben kam die Botschaft, zur neuen Saison eine Verjüngungskur einleiten zu wollen, umgehend an. Der 34-jährige Niederländer verkündete ohne jegliche Gegenwehr prompt, er werde im Sommer neue Wege außerhalb von Deutschland einschlagen.

Lob für Franck Ribery: "Wahnsinnsqualität"

Ribery hingegen schwieg. Vermutlich, weil er sauer war. So ist er eben manchmal. Wie ein kleines, miesepetriges Kind, das keinen Tag ohne sein Spielzeug ertragen kann. Aber Ribery ist auch so erfolgshungrig wie kaum ein Zweiter. Er lässt sich seine Krone nicht ohne Weiteres entwenden, schon gar nicht, wenn er sich noch bereit fühlt, sie zu tragen. Anders waren seine Auftritte in den vergangenen drei Wochen kaum zu erklären.

Gegen den Pokalsieger aus Frankfurt traf der Doppelpacker erstmals seit Februar 2015 im dritten Bundesliga-Spiel in Folge. Zuvor hatte er beim 1:0 gegen Leipzig und 3:0 gegen Nürnberg geglänzt.

"Sensationell, wie er uns nicht nur als Aktivposten, sondern auch als Torschütze hilft", lobte Thomas Müller. "Franck hat unter Beweis gestellt, dass er immer noch eine Wahnsinnsqualität hat. Wenn ich mit 35 noch so rennen kann, bin ich froh", meinte Niklas Süle.

Karl-Heinz Rummenigge macht Franck Ribery Hoffnung

Der Mann der Stunde selbst äußerte sich unmittelbar nach Abpfiff bei Sky bescheiden."Ich versuche immer, 100 Prozent zu geben. Das ist meine Mentalität. Ich genieße es. Es macht Spaß", sagte er. Schenkt man allerdings Rummenigge Glauben, hallte wenig später mehrfach das Wort "prolongation", der französische Begriff für "Verlängerung", durch den Kabinentrakt.

Der Vorstandsvorsitzende berichtete: "Franck hat gerade aus Spaß gesagt, dass er seinen Vertrag verlängern will." Rummenigge weiß aber, dass der Grad zwischen Spaß und Ernst gelegentlich sehr schmal sein kann. "Wir haben noch nichts vorbereitet", sagte der 63-Jährige. Noch nichts also.

Knüpft Ribery nach der Winterpause an seine letzten Auftritte an, dürften die Verantwortlichen ins Grübeln geraten. Daraus machte auch Rummenigge keinen Hehl. "Ich finde es gut, wenn ein Junge wie er auch nach über zehn Jahren im Verein noch den Schmäh hat, wie man in Bayern sagt. Das ist doch schön. Ich bin ein Freund davon. Ich habe auch schon immer gesagt, dass es keine zu alten Spieler gibt, sondern nur gute und weniger gute Spieler gibt. Und er ist ein sehr guter Spieler. Wir werden also sehen, was passieren wird - vor allem, wenn er so weiterspielt wie zuletzt", sagte der Bayern-Boss.

Franck Ribery: Vorbild Tom Starke?

Eine erneute Ribery-Verlängerung würde auf den ersten Blick zwar dem angedachten Umbruch der Münchner widersprechen. Andererseits: Die Erfahrung eines derart verdienten Spielers könnte wertvoll für die Entwicklung talentierter Akteure wie Kingsley Coman, Serge Gnabry oder Alphonso Davies sein. Warum sollte Ribery, ähnlich wie beispielsweise Torwart-Oldie Tom Starke, nicht noch länger bleiben, wenn er sich nach wie vor mit dem Verein identifiziert und akzeptiert, den Jüngeren den Vortritt zu lassen?

Dass er nicht mehr so formidabel dribbeln kann wie in seiner Blütezeit, dass ihm ab und zu die Luft für packende Zweikämpfe fehlt, ist unbestritten. Eine Art Mentor, der hin und wieder in die Rolle des Edeljokers schlüpfen kann, wäre aber wohl niemandem ein Dorn im Auge.

Zumal Ribery im Vergleich zu Robben körperlich belastbarer ist. Zuletzt bremste ihn im Oktober eine kleine Wirbelverletzung für sechs Tage aus."Man muss schon sagen, dass der Franck heute der beste Spieler war, nicht nur wegen seiner Tore. Fast jeder gefährliche Angriff lief über ihn", erkannte auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach dem Sieg in Frankfurt.

Franck Ribery in der Bundesliga 2018/19

KategorieWert
Einsatzminuten883
Tore4
Vorlagen0
Kreierte Großchancen1
Passquote in gegnerischer Hälfte77,48 %
Gewonnene Zweikämpfe37,11 %
Gewonnene Dribblings41,38 %

Niko Kovac lobt FC Bayern: "Findet sich immer mehr"

Gedanken an Riberys Zukunft verschwende er vor dem Jahreswechsel jedoch nicht. "Wir sind froh, dass wir diese schwierige Woche mit drei Siegen abgeschlossen haben und jetzt erst mal ein paar Tage Pause machen können", sagte Salihamidzic. Süle formulierte es ein wenig anders. Er freue sich auf "ein paar Bier", meinte der Innenverteidiger schmunzelnd.

Obwohl die statistisch schwächste Hinrunde seit der Saison 2010/11 hinter den Bayern liegt: Sie haben sich zur rechten Zeit berappelt. Nach fünf Liga-Siegen in Folge beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter Borussia Dortmund "nur" noch sechs Punkte, die Zuversicht im eigenen Lager wächst - gerade weil mittlerweile auch wieder unangenehme Aufgaben in unangenehmen Situationen (viele Verletzte, bescheidene Platzbedingungen) relativ souverän gelöst werden.

"Man sieht, dass die Mannschaft sich immer mehr findet", so Kovacs Fazit.

Niklas Süle mit Kampfansage an Borussia Dortmund

Dass erstmals seit April 2017 in vier Spielen am Stück wieder die Null steht, ist ein Beleg für die zurückerlangte bayrische Stabilität und Selbstsicherheit. Auch wenn es gegen die Eintracht in den ersten 20 Minuten durchaus zwei, drei Mal im Kasten von Manuel Neuer hätte klingeln können. "In der Phase haben wir uns schwer getan", räumte Süle ein, "danach haben wir sehr gut gespielt, fast nichts mehr zugelassen und Frankfurt dominiert."

Aus diesem Grund könne man auch in der Rückrunde mit den Münchnern rechnen. "Wir werden alles versuchen", versprach Süle, "um am Ende der Saison so viele Titel wie möglich zu holen. Wir haben immer noch die Qualität, um etwas Großes zu leisten."

Und sie haben Franck Ribery. Den König, der nicht wehrlos abdankt.

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