BVB: Michael Zorc im Interview - "Rechnen überlasse ich den Journalisten"

Michael Zorc (r.) zieht nach dem letzten Spiel des Jahres für den BVB Bilanz
© getty

Der 2:1-Sieg im Spitzenspiel gegen Verfolger Borussia Mönchengladbach war die Krönung einer nahezu perfekten Hinserie für Borussia Dortmund. Entsprechend zufrieden zeigte sich Sportchef Michael Zorc nach der zweitbesten Vorrunde der Vereinsgeschichte.

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Im Interview in der Mixed Zone sprach er über die Gründe für die Leistungsexplosion im Vergleich zur letzten Saison sowie den Anteil von Trainer Lucien Favre und Neuzugang Axel Witsel. Nur eine Sache ärgerte ihn.

Frage: Herr Zorc, wie fällt Ihr Fazit der Hinrunde aus?

Michael Zorc: Eine außergewöhnlich gute Leistung der Mannschaft, sowohl in Meisterschaft als auch in der Champions League. Erster in der Vorrunde mit fünf Spielen ohne Gegentor, 42 Punkte in der Liga - mehr Punkte haben wir nur einmal in unserer Historie geholt. Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben im Sommer gesagt, wir müssen wieder Frische reinkriegen, wir müssen neuen Elan reinkriegen. Das hat die Mannschaft umgesetzt. Heute war es nochmal wichtig, nach der Niederlage in Düsseldorf zurückzukommen, da hat das Team mentale Stabilität bewiesen. Ich finde, wir haben ein Klassespiel gemacht und mehr als verdient gewonnen. Deshalb können wir jetzt zufrieden in die Weihnachtspause gehen.

Zorc über Handspiel von Kramer: "Vielleicht bin ich zu doof"

Frage: Was sagen Sie zu Christoph Kramers Handspiel vor dem 1:1?

Zorc: Es ist wahrscheinlich regelkonform oder soll regelkonform sein. Wenn man von einem Meter mit 120 kmh angeschossen wird, ist es Elfmeter. Aber wenn man sich anköpft, ist es keiner. Ich verstehe es nicht. Vielleicht bin ich zu alt oder zu doof. Das erschließt sich mir nicht und hat auch nicht viel mit Fußball zu tun und mit Logik auch nicht. Ich mache dem Schiedsrichter nicht unbedingt einen Vorwurf, aber da passt die Regelauslegung nicht.

Frage: Hatten Sie nach dem Spiel in Düsseldorf etwas Sorge, dass sich ein bisschen die große Flatter einstellen könnte?

Zorc: Nein, dafür sind wir zu stabil. Natürlich sind bei uns drei Verteidiger ausgefallen und wir mussten dann im Spiel noch die Verletzung von Paco Alcacer hinnehmen, der vermutlich einen Muskelfaserriss hat. Dafür haben wir es spielerisch top gelöst.

Frage: Der BVB hat als Tabellenführer aktuell neun Punkte Vorsprung. Hatten Sie im Sommer mit so einer stabilen Hinrunde gerechnet?

Zorc über BVB: "Haben ganz viel mentale Stärke bewiesen"

Zorc: Nein. Es war eine Entwicklung, die sich über die letzten Wochen ergeben hat. Wir sind ja nicht so ganz einfach in die Saison gekommen und haben uns auch da reingebissen. Da haben wir ganz viel mentale Stärke bewiesen und immer wieder Spiele nach Rückständen gedreht. Da reift dann natürlich auch der Glauben. Und das Ergebnis war am Ende, dass wir auch viele enge Spiele gewinnen konnten. Das Rechnen überlasse ich den Journalisten.

Frage: Worauf führen Sie die Entwicklung zurück?

Zorc: Die Mannschaft hat mehrmals gezeigt, dass es schwer ist, sie zu besiegen. Das war im letzten Jahr wesentlich einfacher gegen uns. Wir haben auch viel dafür getan, um einige robuste Typen zu holen. Natürlich hat auch der Trainer seinen Anteil, der eine klare Balance zwischen Offensivfußball und Absicherung findet. Das macht es alles aus. Aber es ist ja erst die Hälfte gespielt.

Frage: Wie haben Sie Julian Weigl als Aushilfs-Innenverteidiger gesehen?

Zorc: Julian hat das hervorragend gemacht. Wir hatten durch ihn einen sehr gepflegten Spielaufbau, aber auch in den Duellen in der Defensive gegen Plea hat er es gut gelöst. Er hat auf einer für ihn ungewohnten Position ein tolles Spiel gezeigt.

Frage: Mario Götze hat nach seiner Einwechslung beide Assists zu den Toren gegeben. Was sagen Sie zu seiner Entwicklung?

Zorc: Es war ganz anders als am Dienstag eine tolle Leistung heute. Er hat das Spiel mitentschieden, insbesondere mit der zweiten Vorlage, die er genau getimet hat. Er hat immer wieder Bälle festgemacht. Auch diesmal hat die Arbeitsteilung mit Paco also funktioniert.

Zorc schwärmt von Witsel, Sancho und Reus

Frage: Wie wichtig war Axel Witsel für die Stabilität der Mannschaft?

Zorc: Er ist mit seiner internationalen Erfahrung und seiner Abgeklärtheit ein ganz wichtiger Spieler. Er gibt nach innen Selbstvertrauen und strahlt das Gleiche nochmal nach außen aus. Aber schauen Sie sich auch die Entwicklung von Marco Reus an. Das ist phänomenal, was er geleistet hat. Oder Sancho, da können wir viele Leute nehmen, die für unsere Entwicklung stehen. Aber jetzt reicht es auch mit den ganzen Lobeshymnen, die Spieler lesen das ja am Ende noch alles.

Frage: Und wie bewerten Sie die Arbeit von Lucien Favre?

Zorc: Ein großes Kompliment an ihn und sein Team. Er hat vom ersten Tag an eine klare Vorstellung gehabt, wie unser Spiel laufen soll. Diese Abläufe hat er im Training immer wieder eingeübt und die Mannschaft hat es irgendwann verinnerlicht. Das sieht man. Ich finde, er hat eine sehr gute Balance zwischen schönem, attraktiven Spiel und gleichzeitig einer gesunden Absicherung gefunden. Es hat ihn ja immer ausgezeichnet, dass er insbesondere mit jungen Spielern sehr im Detail arbeitet. Und das hatten wir uns schon erhofft, als wir ihn verpflichtet haben. Aber die Arbeit ist ja nicht beendet, sondern geht am 3. Januar weiter.

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