FC Bayern patzt gegen SC Freiburg: Zweifel, Ratlosigkeit und Häme

Niko Kovac blieb mit dem FC Bayern gegen Freiburg zuhause zum vierten Mal in Folge sieglos.
© getty

Mit dem späten Remis gegen den SC Freiburg (1:1) nährt der FC Bayern München vor dem Duell mit Tabellenführer Borussia Dortmund die Zweifel an seiner Spielweise. Im Lager des Rekordmeisters macht sich Ratlosigkeit breit. Abgesehen auf die Frau von Thomas Müller ist aber niemandem nach einer Diskussion um Trainer Niko Kovac zu Mute.

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"Und ihr wollt Deutscher Meister sein?", hallte es hämisch aus dem Gästeblock der Allianz Arena. Aber auch die eigenen Fans auf der Südtribüne kannten nach dem Schlusspfiff keine Gnade. Sie verabschiedeten ihre Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Katakomben.

Etwas anderes, das gestand sich später selbst Sportdirektor Hasan Salihamidzic ein, hatten die Stars des FC Bayern an diesem Samstagnachmittag einfach nicht verdient. "Uns fehlen momentan Spritzigkeit und Freude", resümierte der konsternierte Sportdirektor nach dem 1:1 gegen den SC Freiburg.

Hasan Salihamidzic kritisiert Spielweise des FC Bayern

Man habe nur die ersten 15, 20 Minuten "gut" und "druckvoll" agiert. "Das sah wirklich nach Fußball aus." Danach, so Salihamidzic, sei man aber in die Muster der vergangenen Wochen zurückgefallen. Zu langsam, zu eintönig, nicht zwingend genug im letzten Drittel. Alles beim ungeliebten Alten also. Sein weniger aufschlussreicher Ausblick: "Ich frage mich auch, warum wir keine Fortschritte machen. Wir müssen das analysieren."

Salihamidzic äußerte sich immerhin zu dem tristen Auftritt des Rekordmeisters. Präsident Uli Hoeneß ging wie der Großteil der Mannschaft wortlos durch die Mixed Zone. Niklas Süle winkte ebenso wie Arjen Robben mit der Begründung ab, er habe noch einen Termin, James Rodriguez "telefonierte" und der Kapitän, Manuel Neuer, beließ es bei seinem einmütigen Sky-Interview am Spielfeldrand anstatt ausführlich Stellung zu den Problemen seines Teams zu beziehen.

Niko Kovac ratlos: "Wir müssen gewinnen"

Niko Kovac musste sprechen. Der Trainer wirkte allerdings ebenso ratlos wie Salihamidzic, machte die Chancenverwertung als Hauptgrund für den vierten Heimpatzer in Folge aus. Eine richtige Erklärung für die bisweilen müden, uninspirierten Aktionen mit Ball und das schläfrige Verhalten ohne Ball lieferte er allerdings auch nicht.

"Es ist schon in den letzten fünf Spielen so, dass wir die Gegentore durch eine Flanke kassieren", merkte er an, als ihn der Sky-Reporter zum späten Freiburger Ausgleich durch Lucas Höler befragte. "Wir müssen dieses Spiel gewinnen."

Lösungsansätze? Fehlanzeige. "Wenn wir die Antwort hätten, hätten wir schon lange umgestellt", sagte Torschütze Serge Gnabry angefressen. "Wir haben viel Druck ausgeübt, hatten viele Ecken und viele Standards. Das müssen wir dann halt besser ausspielen."

Richtungsweisendes Spiel gegen Borussia Dortmund

Der erste Punktverlust vor heimischer Kulisse gegen Freiburg seit 1997 hatte das Nervenkostüm der Münchner merklich ausgedünnt. Wohl auch deshalb, weil es sich um die erste von zwei Generalproben vor dem so wichtigen Auswärtsspiel bei Tabellenführer Borussia Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr im LIVETICKER) handelte.

Im Falle einer Niederlage gegen den BVB würde der Rückstand auf die Spitze bereits sieben Punkte betragen. Ein Szenario, das so gar nicht dem Selbstverständnis des deutschen Serienchampions entspricht. "Ich weiß nicht, ob man so früh in der Saison schon vor einem Schlüsselspiel sprechen kann", sagte Gnabry, "aber es ist klar, dass dieses Spiel sehr wichtig für uns wird."

Vor allem für Kovac. Die Arbeitssiege gegen Wolfsburg (3:1), Athen (2:1), Mainz (2:1) und Rödinghausen (2:1) hatten dem Trainer nach vier erfolglosen Spielen in Folge zuletzt wieder ein Stückchen Normalität zurückgebracht. Übermäßig viel Kredit sammelte er dadurch aber nicht. Salihamidzic reagierte pampig auf die Trainerdiskussion. Es sei "blödsinnig", Kovac und dessen Zukunft infrage zu stellen, pampte er einen Journalisten an und dampfte ab.

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Frau von Thomas Müller sorgt für Ärger

Allerdings mehren sich die Kovac-Kritiker neuerdings auch im eigenen Lager. Thomas Müllers Ehefrau war den Coach wegen der späten Einwechslung des Nationalspielers mit einem vielsagenden Post auf Instagram angegangen. Auch wenn ihr Mann ("Es war aus der Emotion heraus. Sie liebt mich halt, was soll ich machen?") und Kovac ("Thomas hat das ja nicht geschrieben") den Vorfall herunterspielten: Er passte irgendwie zu diesem trostlosen Samstagnachmittag.

Umso bemühter zeigte sich Müller eine Woche vor dem Dortmund-Spiel, eine Kampfansage in typisch bayrischer Manier zu senden. Nicht an Kovac, sondern an die Liga: "Wir werden jetzt nicht die Grundfesten des FC Bayern infrage stellen. Auch wir werden wieder zurückkommen. Dessen können Sie sich sicher sein."

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