FC Bayern nach Dortmund und vor Sevilla: Diesmal blieb die Schulter heil

James Rodriguez gratuliert dem dreifachen Torschützen Robert Lewandowski.
© Getty

Der FC Bayern München demontiert Borussia Dortmund zum Auftakt der heißen Saisonphase und tankt Selbstvertrauen für das Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Sevilla. Jetzt heißt es für die Münchner, ein Deja-vu zu vermeiden.

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Die Demütigung erreichte ihren Höhepunkt in der 24. Minute. "Ihr seid schlechter als der HSV" schallte es aus der Südkürve, wo die sangeslustigen Fans des FC Bayern stehen. Aus der Dortmunder Kurve kam verständlicherweise erstmal nichts. Fassungslos nahmen die BVB-Anhänger die Demontage ihres Teams zur Kenntnis.

Da fiel es auch nicht ins Gewicht, dass der Vergleich mit dem HSV faktisch falsch war. Die Hamburger brauchten in dieser Saison nur 19 Minuten, um sich wie gewohnt drei Tore einschenken zu lassen. Der BVB hielt immerhin 23 Minuten durch.

FC Bayern gegen BVB "nahezu perfekt"

Es war eine Galavorstellung des FC Bayern in den ersten 45 Minuten, unterstützt von einer BVB-Mannschaft, die mit der früherer Generationen unter Jürgen Klopp nur noch wenig gemeinsam hatte und sich einen dilettantischen Fehler nach dem anderen leistete.

Anders als in den Pokalspielen der letzten Jahre, in denen der BVB auch schon deutlich unterlegen war, nutzten die Bayern ihre Chancen gnadenlos und schraubten das Ergebnis in die Höhe. Und anders als in den Spielen unter Thomas Tuchel, die auch mit deutlichen Niederlagen endeten (1:5, 1:4), war der qualitative Unterschied beider Teams eklatant.

"Wir haben rasant losgelegt und die Räume, die da waren, gleich gut genutzt. Wir haben die Aktionen auch abgeschlossen und nicht viele Chancen ausgelassen", sagte Thomas Müller. "Dann hat man natürlich schon das fehlende Selbstvertrauen und die Verunsicherung von Dortmund gemerkt. Wir haben einfach weiter draufgehalten." Für Mats Hummels war die erste Halbzeit "nahezu perfekt".

FC Bayern wieder mit der Heynckes-Mischung

Die Bayern dominierten den BVB nach Belieben, aber nicht mit der erdrückenden Art Fußball, die sie noch unter Pep Guardiola vorgeführt haben, sondern wieder mit der Heynckes-Mischung, die sie auch im Triple-Jahr 2013 ausgezeichnet hatte. Zur Halbzeit war der Ballbesitzanteil fast gleichmäßig verteilt (54 zu 46 Prozent pro Bayern).

Die Bayern wechselten zwischen hohem Pressing und abwartendem Verteidigen, Ballbesitzfußball in der Dortmunder Hälfte und schnellem, geradlinigem Umschaltspiel. Ein Mix, der für den BVB an diesem Tag deutlich zu viel war. Der BVB wirkte im Vergleich eindimensional.

"Wir haben unsere spielerische und technische Überlegenheit ausgespielt", sagte Jupp Heynckes, der die Messlatte für seinen Nachfolger wieder extrem hochzulegen scheint.

FC Bayern: Keine neuen Verletzten

Wie hoch exakt werden wieder einmal die nächsten Wochen zeigen. Denn in München hat es sich eingebürgert, dass die Bewertung einer Saison nicht von der Schönheit des Fußballs, sondern von der Anzahl der Trophäen abhängt.

Und da stehen die Bayern kaum anders da als in den Jahren unter Guardiola oder Carlo Ancelotti. Wenn man ein Jahr zurückblickt, dann machten die Münchner auch vor dem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid mit dem BVB kurzen Prozess - auch wenn sich die Dortmunder damals bei weitem nicht so tollpatschig anstellten wie am Karsamstag.

Aber die Bayern fühlten sich gut gerüstet für die anstehenden Duelle mit den Königlichen, ehe die Diagnose für Robert Lewandowski eintrudelte. Der Torjäger hatte sich in der Schlussphase nach einem Foul von Roman Bürki an der Schulter verletzt und verpasste das Hinspiel.

Diesmal blieb die Schulter heil, die Bayern spielten die Partie kontrolliert nach Hause. "Wir wollten kein wildes Spiel daraus werden lassen", sagte Hummels, der vor einem Jahr gegen Madrid ebenfalls verletzt fehlte. "Wir wollten das Spiel kontrollieren, nicht so oft hinterherlaufen und Verletzungen vermeiden, sodass wir am Dienstag in einer Top-Verfassung sein werden."

Die jüngsten fünf Heimspiele des FC Bayern gegen den BVB

SaisonWettbewerbErgebnis
2017/18Bundesliga6:0
2017/18DFB-Pokal2:1
2016/17DFB-Pokal2:3
2016/17Bundesliga4:1
2015/16Bundesliga5:1

Mats Hummels spricht vom Champions-League-Sieg

In Sevilla trifft der FC Bayern auf eine Mannschaft, die mit dem 2:2 gegen den FC Barcelona auch die letzte Gefahr zerstreut hat, unterschätzt zu werden. Seit der Auslosung gibt es ohnehin keinen Spieler, der nicht vor Sevilla gewarnt hätte.

Die Münchner sind aber auch so selbstbewusst, die Favoritenrolle anzunehmen - nicht nur in diesem Duell. Der in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder kritische Hummels wirkte in seiner Wortwahl am Samstag nahezu euphorisch. Der FC Bayern sei in Top-Form eine der besten Mannschaften der Welt und könne die Champions League gewinnen.

Dazu müssen die Münchner nach vier vergeblichen Anläufen (Real Madrid, FC Barcelona, Atletico Madrid, Real Madrid) aber endlich mal wieder ein spanisches Team aus der Königsklasse werfen.

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