Die Gründe für den katastrophalen Rasen in Hannover: Zum Spielen in den Sandkasten

Felix Klaus hat mit den schwierig Platzverhältnissen zu kämpfen.
© imago

Ein mit Sand überschütteter Rasen in der Hannoveraner Arena machte präzises Kombinationsspiel beim Niedersachsenderby zwischen 96 und dem VfL Wolfsburg kaum möglich. Und das, obwohl es erst das vierte Spiel auf dem im November verlegten Rasen war.

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Von 1998 bis 2011 spielte Dietmar Hamann in England, der Heimat des sagenumwobenen englischen Rasens. Nirgendwo auf der Welt soll es ja so perfekt getrimmte, saftig sprießende und tiefgrüne Wiesenflächen geben wie in den Stadien der Premier-League-Vereine. Durch diese Erfahrungen ist Hamann also natürlich etwas verwöhnt.

Umso schockierter war er darüber, was er am Sonntagnachmittag in seiner Rolle als Sky-Experte zwischen den vier Tribünen der Hannoveraner Arena zu sehen bekam. Der Platz war in einem derart schlechten Zustand, dass den beiden Mannschaften kaum präzises Kombinationsspiel möglich war. Immer wieder versprang der Ball oder blieb in den tiefen Löchern einfach hängen.

"Für Bundesliga-Fußball ist das kein Zustand", sagte Hamann. Und um das zu ändern, erklärte er noch, bräuchte es "keinen Harken, sondern einen Bagger". Der Platz glich eher einer Sandfläche mit Spuren von Rasen als einer Rasenfläche mit Spuren von Sand. Trainer Andre Breitenreiter nannte ihn fast schon liebevoll "einen Sandkasten".

Woher der ganze Sand aber kam, das wussten die Hannoveraner Verantwortungsträger zunächst offenbar selbst nicht. "Bei der letzten Begehung Mitte der Woche war das noch nicht so", sagte etwa Manager Horst Heldt nach dem Spiel. "Das werde ich mir in Ruhe erklären lassen." Laut der Bild hätten zwei Greenkeeper eineinhalb Stunden vor Anpfiff kübelweise Sand auf den offenbar durchweichten Platz gekippt.

Trainingseinheiten im Stadion

Durchaus erstaunlich ist, dass die Partie gegen Wolfsburg erst die vierte auf diesem Rasen war. Für rund 100.000 Euro wurde er im November neu verlegt. Der Grund für dessen nach wenigen Wochen bereits katastrophalen Zustand ist wohl ein anderer Rasen in katastrophalem Zustand: nämlich der auf dem Trainingsplatz.

Wegen der dortigen schlechten Verhältnisse haben sich im Laufe der Hinrunde Edgar Prib (Kreuzbandriss) und Jonathas (Sehnenteilriss) schwer verletzt. "Wir setzen uns jeden Tag einer Verletzungsgefahr aus", sagte Breitenreiter damals: "Wir schädigen uns selbst." Der Verein reagierte daraufhin, sperrte den Platz und ließ ihn sanieren.

Trainiert werden musste in der Zwischenzeit aber natürlich weiterhin. Nur wo? Ein möglicher Ausweichplatz verfügt über keine Drainage und ist deshalb nach Niederschlag kaum nutzbar, den Plätzen des Nachwuchsleistungszentrums fehlt eine Flutlichtanlage. Also wich die Mannschaft für etliche Trainingseinheiten ins Stadion aus. Statt dann in der Winterpause ins Trainingslager zu fliegen, blieb die Mannschaft zu Hause - und malträtierte den Stadionrasen weiterhin.

Seit kurzem ist immerhin der Trainingsplatz fertig saniert und wieder nutzbar. Feines Kurzpassspiel braucht dort aber erstmal eher nicht trainiert werden, bei den Spielen im Stadion kann er nämlich nicht umgesetzt werden. "Der Trainingsplatz ist jetzt eher Wembley", sagte Breitenreiter: "Und dann spielen wir auf Sand."

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