Schalke-Boss Clemens Tönnies über Transfer von Leon Goretzka: Eine Frage des Stils

Leon Goretzka wechselt im Sommer ablösefrei vom FC Schalke 04 zum FC Bayern
© Getty

Schalkes Remis gegen Hannover 96 trat bei der Diskussion über den Wechsel von Leon Goretzka zum FC Bayern München in den Hintergrund. Schalke-Boss Clemens Tönnies schoss dabei übers Ziel hinaus.

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Christian Heidel versuchte noch zu retten, was nicht mehr zu retten war. Die Aussagen von Clemens Tönnies seien verkürzt wiedergegeben worden, der Vorstandsvorsitzende wünsche sich wie jeder andere auch, dass Leon Goretzka "die Rückrunde seines Lebens spielt" und mit Schalke in der Bundesliga sowie im DFB-Pokal Erfolge feiere.

Das ist sicher richtig, aber auch dieser Teil ist nur ein kurzer Ausriss des Auftritts von Tönnies bei Sky. Der Schalke-Boss argumentierte in der Sendung sehr emotional, das gab er auch offen zu. Es war förmlich zu spüren, dass Tönnies die Entscheidung Goretzkas persönlich nimmt.

Tönnies darf natürlich enttäuscht sein über den Abschied des Mittelfeldspielers. Er darf ihn auch als Fehler einstufen. Doch er ging noch weiter. Tönnies gab einen Einblick in sein Seelenleben. Für die Position, die der 61-Jährige in seinem Klub einnimmt, ließ er allerdings etwas zu tief blicken.

Tönnies Kritik an Goretzka hätte nicht sein müssen

Es hätte nicht sein müssen, dass Tönnies seine erste Reaktion ("Er sollte das Trikot von Schalke 04 nicht mehr tragen") öffentlich machte.

Es hätte nicht sein müssen, dass er über eine mögliche Verbannung Goretzkas auf die Tribüne spekulierte und damit den Charakter des Nationalspielers in Frage stellte.

Es hätte auch nicht sein müssen, dass er das ausgerechnet am Tag des ersten Heimspiels nach der Verkündung des anstehenden Transfers macht und damit die Stimmung noch mehr aufheizte.

Das alles mehrere Tage nach seinem Gespräch mit Goretzka. Die Sätze mögen also emotional aufgeladen gewesen sein, aus der Emotionalität heraus gefallen sind sie aber nicht. Sie zeugten von schlechtem Stil.

Heidel und Tedesco zeigen Tönnies, wie es geht

Tönnies sieht sich selbst nicht nur als Funktionär auf Schalke, sondern auch als ersten Fan des Vereins - nicht umsonst stellt er sich bei Derbys gegen den BVB in den Fanblock. In dieser TV-Sendung ist der gekränkte Fan Tönnies aber übers Ziel hinausgeschossen.

Zumal ihm seine Angestellten Heidel und Domenico Tedesco am Freitag vorgemacht hatten, wie man souverän mit dieser Situation umgehen kann. Beide machten ihre Enttäuschung über den Wechsel deutlich, warben aber gleichzeitig für einen fairen Umgang mit Goretzka.

Immerhin ist der Abschied eines Spielers bei auslaufendem Vertrag ein handelsüblicher Vorgang und Goretzka hat sich in seinen bisher viereinhalb Jahren für Schalke immer vorbildlich verhalten. "Er kann zu Bayern München wechseln, das steht nicht unter Strafe", sagte auch Heidel am Sonntag.

Daran sollte sich auch Tönnies erinnern, wenn er das nächste Mal über Goretzka spricht oder wenn Schalke 04 einen Spieler verpflichtet, der noch bei einem anderen Verein unter Vertrag steht bzw. dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft.

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