FC Bayern gewinnt gegen Eintracht Frankfurt: Herbstmeisterschaft ist Nebensache

Von Adrian Fink
Der FC Bayern ist Herbstmeister
© Getty

Der FC Bayern hat mit 1:0 gegen Eintracht Frankfurt gewonnen und ist damit zum siebten Mal in Folge Herbstmeister. Dabei kommen die besten Nachrichten eigentlich aus den anderen Stadien.

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Es kommt nicht alle Tage vor, dass die Bayern weniger den Ball haben als ihr Gegner. Noch seltener kommt es vor, dass der Gegner in diesen Fällen nicht Real Madrid, FC Barcelona oder Manchester City heißt, sondern Eintracht Frankfurt.

Die Hessen stellten die Gäste aus München mit ihrem mutigen Auftritt vor große Probleme und sammelten Übergewicht in beinahe allen relevanten Statistiken: über 50 Prozent Ballbesitz (2. Halbzeit: 60:40), 12:5 Torschüsse, 481:443 Pässe, 118:114 gelaufene Kilometer. Erst zum dritten Mal in dieser Saison gab nach Dortmund und Leverkusen ein Bayern-Gegner mehr Torschüsse ab als die Münchner (12:5).

Doch am Ende siegte die bayerische Effizienz. "Man hat gesehen, dass es ein sehr schwieriges Spiel war gegen einen Gegner, der kämpferisch überragend war. Es war ein hartes Stück Arbeit für uns. Meine Mannschaft hat sich über 95 Minuten top präsentiert", lobte Heynckes das Engagement seines Teams: "Nicht von der spielerischen Seite, wie wir es gewohnt sind, aber bei solchen Spielen muss man dagegenhalten und fighten, und das haben wir gemacht."

Vidal mit dem einzigen Tor der Partie

Besonders im zweiten Durchgang beschränkte sich der Rekordmeister auf das Verwalten des Vorsprungs und tauchte nicht mehr nennenswert vor dem Gehäuse von Hradecky auf (kein Torschuss aufs Tor in Hälfte zwei). Und dieser Matchplan ging auf. Frankfurt war zwar bemüht, Hochkaräter suchte aber auch auf der anderen Seite vergebens. "Man hat heute unser Bayern-Herz gesehen. Da hat jeder gekämpft. Es war ein hitziges Spiel, aber es hat uns großen Spaß gemacht, den Vorsprung zu verteidigen", berichtete etwa Müller nach der Partie.

Da passt es ins Bild, dass Bayerns Vorzeigekämpfer Arturo Vidal das goldene Tor des Tages erzielte. Damit war Vidal nicht nur an fünf der letzten acht Bundesligatore der Bayern direkt beteiligt, sondern ist auch der einzige Spieler, der an den vergangenen vier Spieltagen erfolgreich war.

Nicht nur wegen seines Treffers war der Chilene das Thema des Spiels. Bereits nach fünf Minuten forderte ein Großteil der 51.500 Zuschauer die Rote Karte für Vidal, als dieser nach einem Ballverlust am eigenen Strafraum Aymen Barkok fällte. Schiedsrichter Harm Osmers zeigte Gelb. "Bei 17 anderen Bundesligisten wäre es eben Rot gewesen", polterte Frankfurts Sportdirektor Fredi Bobic nach dem Spiel.

Bobic: "Ohrfeige für den Schiri"

Als Vidal nach 53 Minuten Marius Wolf zu Boden brachte und Osmers nochmal Gnade walten ließ, hatten die Frankfurter kein Verständnis mehr für den Unparteiischen. "Wir wollen ja keine Leute vom Platz fliegen sehen, aber es ist ein klares Foul kurz vor dem Sechzehner. Die Ohrfeige für den Schiedsrichter ist dann, dass [Heynckes] ihn eine Minute später auswechselt", ärgerte sich Bobic.

Während das der letzte Aufreger um Vidal war, stand Osmers weiterhin im Fokus. Nach 72 Minuten schickte er den starken Marius Wolf nach dessen Foul an James zum Duschen. Nachdem der Schiedsrichter sich die Situation aber selbst nochmal überprüfte, reduzierte er die Strafe auf Gelb - und Wolf kam aus der Kabine zurück aufs Feld. Die Niederlage verhindern konnte aber auch er nicht mehr.

Heynckes: "Herbstmeisterschaft nicht so wichtig"

Seit der Rückkehr Heynckes' sind die Bayern wieder voll auf Kurs und haben nur gegen Gladbach Federn lassen. Einem Ausrutscher stehen sieben Siege gegenüber. Da die Konkurrenz aus Leipzig nicht wirklich aus dem Trott kommt, sind die Bayern der Liga nicht nur wieder klar enteilt (8 Punkte), sondern auch vorzeitig Herbstmeister. Zum siebten Mal in Folge.

"Die Herbstmeisterschaft ist nicht so wichtig", wollte Heynckes die Bedeutung des inoffiziellen Titels nicht zu hoch hängen. "Wichtig ist, dass wir gewonnen haben und den Vorsprung ausbauen konnten." Angesichts der kommenden Aufgaben (Köln, Stuttgart) ist es nicht ausgeschlossen, dass die Bayern an Weihnachten einen noch üppigeren Vorsprung vorzuweisen haben.

Trotzdem ist Heynckes bekanntermaßen kein Freund von ausufernder Euphorie: "Wir haben in den letzten Wochen Fahrt aufgenommen. Das Tabellenbild ist sehr erfreulich, auch der Vorsprung. Aber ich schieße jetzt keine Raketen ab."

Und vielleicht kommt Heynckes ein Kampfspiel wie gegen Frankfurt ja sogar entgegen, damit sich erst gar keine Konzentrationsstörungen einschleichen. Immerhin wartet kurz vor Heiligabend noch das Pokal-Duell gegen den BVB. Geht dieser Clash verloren, können sich die Bayern vom Vorsprung in der Liga nichts kaufen - der erste Titel wäre futsch.

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