HSV-Befreiungsschlag gegen zehn Stuttgarter

Von David Kreisl
Aaron Hunt erzielte mit gütiger Mithilfe von Ron-Robert Zieler das 1:0 für den HSV
© Getty

Der in der Kritik stehende Markus Gisdol hat mit seinem Hamburger SV einen Befreiungsschlag gelandet! Am 11. Spieltag der Bundesliga gewannen die Hanseaten in einem kuriosen Spiel im Volksparkstadion mit 3:1 (1:0) gegen den VfB Stuttgart - für den HSV war es der 500. Heimsieg in der Klubgeschichte.

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Das Spiel wurde von beiden Seiten vom Anpfiff weg präsent mit Zug zum Tor und fußballerisch ansprechend geführt, erhielt aber nach nicht einmal einer Viertelstunde einen Knick: Referee Guido Winkmann stellte Stuttgarts Dzenis Burnic zu Unrecht mit Gelb-Rot vom Platz.

Der HSV, der schon vor dem Platzverweis mit seiner Aggressivität dominierte, übernahm im Anschluss die Kontrolle. Der VfB, bei dem Berkay Özcan nach der Gelb-Roten Karte vom linken Flügel im 4-2-3-1 neben Aogo ins Zentrum rückte, agierte fortan im 4-4-1, hatte aber Probleme, den HSV vom Kasten fernzuhalten, geschweige denn selbst Chancen zu kreieren. Bis zur Halbzeit gaben die Gäste keinen Schuss in Richtung Hamburger Tor ab - auf der anderen Seite fanden die Rothosen mit einer gefällig kombinierenden Offensive immer wieder große Lücken im Zentrum und zwischen den Stuttgarter Linien vor.

Mit dem überraschenden Ausgleich per Elfmeter kurz nach der Pause verlor der HSV für kurze Zeit komplett den Faden und verfiel in ein ängstliches und schludriges Spiel, konnte das Spiel mit einem Doppelschlag der beiden besten Akteure auf dem Platz - Filip Kostic und Jann-Fiete Arp - aber schnell drehen. Vor allem der 17-jährige Arp tat sich zwar körperlich oft schwer gegen die Innenverteidiger des VfB, war aber dank seiner Technik und Unbekümmertheit eine riesige Bereicherung für die Offensive der Hanseaten.

Die Daten zum Spiel

Tore: 1:0 Hunt (20.), 1:1 Ginczek (55./HE), 2:1 Kostic (65.), 3:1 Arp (69.)

Gelb-Rote Karte: Burnic (13.)

  • Jann-Fiete Arp, der am vergangenen Spieltag als erster 2000er-Jahrgang im Oberhaus treffen konnte, feierte sein Startelf-Debüt im Oberhaus. Für seine zwei Bundesliga-Tore brauchte der 17-Jährig nur drei Spiele - jetzt ist er der erfolgreichste Ligatorschütze bei den Hanseaten.
  • Dzenis Burnic kassierte den ersten Bundesliga-Platzverweis seiner Karriere - und ist der jüngste Spieler, der in der Bundesliga einen Platzverweis für den VfB sah (19 Jahre, fünf Monate und 13 Tage).
  • Nach 4 Liga-Heimspielen in Folge ohne Tor (negativer Vereinsrekord!) gelang den Rothosen wieder ein Treffer im heimischen Stadion. Zudem erzielte der HSV erstmals seit Februar 2016 wieder drei Tore in einem Heimspiel in der Bundesliga.
  • Stuttgart bleibt auswärts weiterhin ohne Punkt. Erstmals überhaupt steht der VfB nach sechs Auswärtsspielen einer Bundesligasaison ohne Punkt da.

Der Star des Spiels: Filip Kostic

Hatte die meisten Torschüsse (fünf), die meisten Torschussvorlagen (vier), erzielte zudem den Treffer zum essenziellen 2:1 - Kostic war in einer über weite Strecken sehr guten HSV-Offensive der Beste. Immer anspielbar und mit seiner Schnelligkeit nicht zu halten für seine Gegenspieler. Einziger Wermutstropfen eines engagierten Auftritts: Kostic vergab eine Viertelstunde vor dem Ende zwei Großchancen.

Der Flop des Spiels: Ron-Robert Zieler

Zieler legte sich das 0:1 in Slapstick-Manier selbst in die Maschen, als er den Freistoß von Hunt erst nicht fangen konnte und dann den Abpraller vom Pfosten ins eigene Tor bugsierte. Strahlte auch im Anschluss nicht immer Sicherheit aus.

Der Schiedsrichter: Guido Winkmann

Griff nach 13 Minuten entscheidend ins Spielgeschehen ein, als er Burnic mit Gelb-Rot vom Platz schickte - wobei die zweite Verwarnung nach der gerechtfertigten ersten Gelben eine klare Fehlentscheidung war. Der Zweikampf mit Aaron Hunt war unglücklich, aber nicht einmal ein Foul, geschweige denn ein gelbwürdiges. Auch ansonsten fehlte oft eine klare Linie. Gab nach Absprache mit dem Video-Assistenten in der 54. Minute einen Elfmeter für den VfB - die richtige Entscheidung.

Die Reaktionen der Trainer

Markus Gisdol (Trainer Hamburger SV): "Wir waren von Beginn an gut im Spiel, haben dominiert und zahlreiche Chancen rausgespielt. Für mich war die Gelb-Rote-Karte ein Knackpunkt, ich war vor allem gespannt auf die Psyche unserer Mannschaft. Oftmals ist es so, dass man sich gegen einen Riegel aus zehn Mann festrennt. Ich fand es bravourös, wie cool unsere Mannschaft die Chancen herausgespielt hat. Auch nach dem 1:1 sind die Jungs gut in die Positionen gekommen. Es war ein verdienter Sieg."

Hannes Wolf (Trainer VfB Stuttgart): "Wir sind ganz gut ins Spiel gekommen, hatten aber ein paar Situationen, in denen unser Pressing nicht funktioniert hat. Dann gibt es die Situation, in der es Gelb-Rot gibt. Ich habe mir eigentlich vorgenommen, nichts zum Schiedsrichter zu sagen. Ich verstehe nur nicht ganz, dass da jemand in Köln sitzt und nicht eingreifen darf, weil es eine Gelbe Karte ist. Es ist nicht mal ein Foul. Wir kriegen dann ein bitteres Gegentor, kein Vorwurf an Ron-Robert Zieler. Es war der erste Fehler, seitdem er da ist. Mit der ersten Chance aus dem Spiel nach dem Ausgleich kriegen wir das 1:2, danach konnten wir es nicht mehr halten. Ein bitterer Nachmittag."

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