Leverkusen schießt Wolfsburg tiefer in die Krise

Leverkusen musste schon zum vierten Mal in dieser Saison mit einem Rückstand in die Halbzeitpause
© Getty

Bayer Leverkusen hat das zweite Pflichtspiel ohne Trainer Roger Schmidt gewonnen. Die Werkself gewann am 9. Spieltag der Bundesliga mit 2:1 (0:1) beim VfL Wolfsburg, der damit die fünfte Niederlage der Saison verkraften muss.

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Vor 26.398 Zuschauern in der Volkswagen-Arena gingen die Wölfe durch das 1. Saisontor von Maximilian Arnold in Führung (37.).

Elf Minuten vor dem Ende glich Admir Mehmedi für die Werkself aus, nur vier Minuten später drehte Tin Jedjav die Partie zugunsten der Gäste.

Leverkusen feiert damit den ersten Sieg beim VfL seit einem 3:2 im Oktober 2010. Die Wölfe hatten die sechs Pflicht-Heimspiele zuvor gegen die Rheinländer allesamt gewonnen. Bayer erzielte aber in den letzten 29 Pflichtspielen gegen den VfL stets mindestens einen Treffer.

Erstmals in der Klub-Historie bleibt Wolfsburg dagegen in den ersten fünf Bundesligaheimspielen sieglos (zwei Remis, drei Pleiten) und weist die schwächste Heim-Punktzahl der Vereinsgeschichte zu diesem Zeitpunkt auf. Der VfL hat seit dem 2:0 am 1. Spieltag in Augsburg nicht mehr gewonnen - die längste Serie ohne Sieg seit fast sechs Jahren.

Und: Wölfe-Coach Valerien Ismael hat nun seine beiden ersten Bundesligaspiele auf der Trainerbank verloren. Das passierte zuletzt Pierre Littbarski im Februar 2011.

Reaktionen:

Valerien Ismael (Trainer Wolfsburg): "Das Tor zur Führung hat uns Kraft gegeben, und wir haben uns viel vorgenommen für die zweite Halbzeit. Dann haben wir uns aber komplett zurückgezogen und das Feld Leverkusen überlassen. Ein enttäuschendes Ergebnis für uns."

Markus Krösche (Co-Trainer Leverkusen): "Wir sind unglücklich in Rückstand geraten, haben uns am Ende aber unsere Chancen erspielen können. Das zeigt, was in der Mannschaft steckt und ihre Mentalität."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beim VfL gibt es im Vergleich zum 1:0-Pokalsieg in Heidenheim zwei Wechsel in der Startelf: Für Bruma (Rotsperre) und Vieirinha (Muskelfaserriss) spielen Knoche und Draxler von Beginn an. Benaglio steht erstmals seit dem 30. April wieder im Tor. Der 19-jährige Möbius sowie der 21-jährige Hansen sind erstmals in den Bundesligakader berufen worden.

Sieben Neue dagegen bei Bayer nach dem Pokalaus in Lotte: Volland fehlt aufgrund seiner Rotsperre, auch Tah (muskuläre Probleme) und Hilbert stehen nicht im Kader. Dazu nehmen Özcan, Kießling, Baumgartlinger und Kruse auf der Bank Platz. Für sie beginnen Leno, Bender, Mehmedi, Jedvaj, Brandt, Aranguiz und Henrichs. Boeder steht erstmals in dieser Saison im Bundesligakader.

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7.: Leverkusen kommt über links in den Strafraum und hat mit Aranguiz und Bender gleich zweimal die Chance zum Abschluss. Zunächst kann Benaglio die flache Hereingabe nicht festhalten, dann scheitert Bender an einem Abwehrbein aus dem Rückraum.

7.: Knoche muss früh behandelt werden und scheint sich eine Gesäßmuskelverletzung zugezogen zu haben. Ismael schickt Hansen aufs Feld, der zu seinem Bundesligadebüt kommt.

19.: Über einen Doppelpass zwischen Brandt und Aranguiz kommt der Ball links im Strafraum zu Wendell, der den hüpfenden Ball aus der Luft mit links an den rechten Pfosten donnert.

28.: Nach Pass von Draxler setzt sich Gomez gegen Wendell und Jedvaj in den Strafraum durch und umkurvt Leno am linken Fünfereck. Er dreht sich aber Richtung Torauslinie und scheitert dann am Außennetz.

37., 1:0, Arnold: Rodriguez spielt einen langen Ball rechts raus zu Caligiuri, Jedvaj rückt aus dem Zentrum heraus. Die Flanke des Wolfsburgers landet im Strafraum beim aufgerückten Arnold, der aus kurzer Distanz mit rechts einnetzt.

44.: Bender verlängert einen Eckball von links per Kopf zum langen Pfosten. Hernandez rauscht im Rücken von Rodriguez heran. Der Ball fliegt knapp links am Pfosten dabei. Rodriguez traf den Ball nicht, dafür den Stürmer - der Elfmeterpfiff bleibt aus.

50.: Möglichkeit für Kampl, der halblinks angespielt wird und nach einem kurzen Schritt nach innen aus rund 20 Metern abzieht. Sein Schlenzer fliegt über das rechte Toreck.

62.: Bender spielt links steil auf Brandt, der genau im richtigen Moment startet. Er verpasst jedoch den Zeitpunkt zur Hereingabe auf den freien Chicharito und versucht es dann selbst - rechts am Kasten vorbei.

79., 1:1, Mehmedi: Wolfsburg bekommt einen Angriff der Werkself, der von rechts nach links und wieder zurück um den Sechzehner läuft, mit acht (!) Mann nicht verteidigt und sieht kollektiv zu, wie Henrichs letzlich von rechts flach in die Mitte flankt und Mehmedi dort unbedrängt aus wenigen Metern einnetzt.

83., 1:2, Jedvaj: Nach einer Ecke von links bekommen die Wölfe den Ball gleich dreimal in Überzahl nicht geklärt. Nach einem geblockten Versuch von Dragovic wird der Ball rechts im Strafraum zu Jedvaj gestochert, der alleine vor Benaglio cool bleibt und unten rechts einschiebt.

90.+4: Benaglio kommt nach vorne und legt per Kopf für Gerhardt auf. Aus dem Getümmel kommt er noch zu einer guten Schusschance, scheitert aber an Leno.

Fazit: Wolfsburg zielstrebiger im ersten Abschnitt und nicht unverdient in Führung. Nach der Pause kam vom VfL überhaupt nichts mehr, Leverkusen wurde offensiv gefährlicher und gewann letztlich zu Recht.

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Der Star des Spiels: Julian Brandt. Im ersten Abschnitt noch mit am kreativsten auf Seiten der Gäste, nach der Pause der auffälligste Mann. War entscheidend an der Entstehung der beiden Treffer beteiligt. Technisch stark, gute Dribblings, vier Torschussvorlagen und mit den meisten Pässen in der gegnerischen Hälfte.

Der Flop des Spiels: Julian Draxler. Kam aus einer Verletzung zurück und braucht noch Zeit, um hundertprozentige Fitness zu erlangen. Gemessen an seinem Talent und den eigenen Ansprüchen allerdings ein sehr blasser Auftritt. Ohne Torschuss, dazu mit den wenigsten Ballaktionen aller Wolfsburger.

Der Schiedsrichter: Tobias Stieler. Nur ein mittelmäßiger Auftritt des Schiedsrichters. Hätte Kampl für sein absichtliches Handspiel im Mittelfeld Gelb zeigen müssen (31.). Beim Duell zwischen Hernandez und Rodriguez im VfL-Strafraum kurz vor der Pause trifft der Wolfsburger den Stürmer am Oberkörper, ein Elfmeterpfiff wäre zwingend gewesen.

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Das fiel auf:

  • Leverkusens Pressing im 4-4-2/4-2-2-2 war im ersten Abschnitt nur selten gut gestaffelt und ausbalanciert. Wolfsburg griff zwar häufig auf einen langen Ball aus der Innenverteidigung zurück, schaffte es aber auch mit flachen Zuspielen immer wieder, über die Flügel ins letzte Drittel zu kommen.
  • Sobald sich der VfL ins Mittelfeld kombinieren konnte, reichten häufig zwei, drei präzise Zuspiele, um Bayers Defensive alt aussehen zu lassen - was natürlich auch an der nicht eingespielten Viererkette liegt. Bezeichnend dafür war beispielsweise Jedvajs unnötiges Herausrücken vor dem 0:1.
  • Die Gäste verzeichneten zwar einige gute Umschaltsituationen in der eigenen Hälfte, konterten dann aber meist in Unterzahl. Bayers Angriffsspiel mangelte es allgemein an Tempo und der nötigen Dynamik. Zudem lief es fast immer über links, die rechte Seite wurde häufig nicht miteinbezogen.
  • Die Werkself verstand es in den zweiten 45 Minuten besser, das Spiel aus der Abwehr heraus nach vorne zu tragen. Wolfsburg hatte im Kampf um die zweiten Bälle häufiger das Nachsehen, so dass das Leverkusener Spiel viel tiefer in die VfL-Hälfte getragen werden konnte. Dort erhöhte Bayer die Präsenz und auch Passsicherheit, hochkarätige Torchance ergaben sich daraus aber meist nicht.
  • Wolfsburgs zweite 45 Minuten waren verheerend. Der VfL blieb ohne jede nennenswerte Offensivaktion und schoss nach dem Führungstor erst in der Nachspielzeit wieder aufs Tor. Die Passquote lag dann nur noch bei miserablen 60 Prozent. Die Elf schaltete viel zu früh in den Verwaltungsmodus und hatte nach den beiden Gegentoren dann keinen Plan B in der Hand, um noch einmal gefährlich zu werden.

Wolfsburg - Leverkusen: Die Statistik zum Spiel