Gladbach verzweifelt an zehn Hamburgern

Kapitän Lars Stindl vergab einen von zwei Gladbacher Elfmetern
© Getty

Borussia Mönchengladbach ist am 7. Spieltag der Bundesliga nicht über ein 0:0 gegen den Hamburger SV hinausgekommen. Die Gäste spielten dabei über 60 Minuten in Unterzahl. Die Fohlen verschossen darüber hinaus zwei Elfmeter und vergaben eine Vielzahl bester Torchancen.

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49.636 Zuschauer im Borussia-Park sahen eine hitzige erste Hälfte mit wenigen Torchancen aber viel Kampf und einigen strittigen Situation. HSV-Keeper Rene Adler hielt einen Strafstoß von Andre Hahn (26.). Zuvor sah Cleber die Rote Karte nach einem Foul an Lars Stindl.

Nach dem Seitenwechsel verschoss die Borussia den zweiten Elfmeter. Diesmal scheiterte Stindl an der Latte (61.). Zwei vergebene Strafstöße unterliefen den Fohlen zuletzt im Jahr 1984 beim 3:3 gegen den Karlsruher SC.

Gladbach ist damit seit drei Pflichtspielen sieglos und gab erstmals in dieser Bundesligasaison Punkte vor heimischer Kulisse ab. Hamburg ist weiter ohne Sieg und sammelte den zweiten Punkt.

Die Reaktionen:

Andre Schubert (Borussia Mönchengladbach): "Ich sehe den Punkt für den HSV nicht als verdient an. Das war ein Spiel, das man so nur einmal in zehn Jahren hat. Wir haben das Spiel von Anfang an klar dominiert, haben versucht Lücken zu finden. Irgendwann wurden die Lücken größer. Torchancen waren reichlich da, aber wir haben sie nicht genutzt. Das war der Knackpunkt."

Markus Gisdol (Hamburger SV): "Trotz des Ergebnisses von 0:0 war das ein Spiel, in dem viel drin war. Für uns war es natürlich schwer, speziell nach der Roten Karte. Gladbach ist zu Hause eine Macht, das war uns bewusst. Wir haben 90 Minuten lang die Disziplin gehalten. Daher ist der Punkt nicht unverdient."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Heim-Coach Andre Schubert wechselt viermal im Vergleich zum 0:4 auf Schalke: Korb, Wendt, Herrmann und Stindl ersetzen Vestergaard, Jantschke, Traore (alle Bank) und Hazard, der mit einer Kniereizung ausfällt. Es ist das erste Spiel seit der Saison 2014/2015, in dem weder Raffael noch Hazard zum Einsatz kommen.

Auf der anderen Seite gibt es zwei Änderungen. Markus Gisdol ersetzt Sakai durch Diekmeier und Wood durch Hunt.

4.: Doppel-Chance für Gladbach! Zunächst foult Cleber Hahn Zentimeter vor dem Strafraum und verhindert so einen kontrollierten Abschluss des Gladbachers. Den anschließenden Freistoß aus halblinker Position zirkelt Wendt knapp über das Tor.

26.: Holtby vertändelt den Ball im Spielaufbau. Dahoud schaltet sofort um und bedient Stindl, der frei auf Adler zuläuft. Cleber setzt nach und bringt Stindl mit einem leichten Kontakt zu Fall. Stark entscheidet auf Elfer und Rot für den Brasilianer. Den anschließenden Strafstoß bringt Hahn nicht platziert genug unter, Adler ist unten und fischt den Ball aus der linken Ecke.

58.: Nach Ewigkeiten mal wieder eine Torchance. Gladbach spielt Traore rechts frei, der sofort scharf reingibt. Stindl hat im Zentrum Platz, schließt kurz hinterm Elfmeterpunkt aber zu zentral und genau in die Arme von Adler ab.

61.: Nächster Elfer, wieder berührt Douglas Santos Traore nur minimal. Stark zeigt nach Absprache mit seinem Assistenten auf den Punkt. Diesmal tritt Stindl an und zimmert das Leder an den Querbalken.

77.: Gladbach erhöht den Druck. Johnson wühlt sich im Strafraum durch und ist frei vor Adler. Der Keeper reagiert beim Schuss des US-Amerikaners aber glänzend und holt ihn aus dem rechten Eck.

90.: Unfassbar! Wendt zieht vom Strafraumeck ab, trifft aber nur den rechten Pfosten. Stindl reagiert nicht schnell genug und setzt den Abstauber neben das Tor.

90.+6: Die nächste Riesen-Chance mit dem Schlusspfiff. Nach Ecke von rechte rutscht der Ball zu Elvedi durch, der am zweiten Pfosten unbedrängt annehmen und abschließen kann. Zwei Meter links vorbei.

Fazit: Letztlich ein sehr glücklicher Punkt für den HSV, der über 90 Minuten überhaupt keine Anstalten machte, selber ein Tor zu schießen. Gladbach muss vor allem mit der Vielzahl vergebener Torchancen hadern.

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Der Star des Spiels: Andreas Christensen. War hinten kaum gebraucht und dennoch immer zur Stelle, wenn es brenzlig wurde. Hatte die meisten Ballaktionen aller Feldspieler, gewann fast 85 Prozent seiner Zweikämpfe und passte mit 95 prozentiger Sicherheit.

Der Flop des Spiels: Patrick Herrmann. Dem Gladbacher Eigengewächs war die fehlende Spielpraxis deutlich anzumerken. Lief sich immer wieder fest und hatte viele überhastete Aktionen sowie 18! Ballverluste. Brachte nur rund 60 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler, verlor fast 75 Prozent seiner Zweikämpfe und war an keiner Offensiv-Aktion beteiligt. In der Pause blieb er in der Kabine.

Der Schiedsrichter: Wolfgang Stark. Erwischte eine hitzige Partie und musste eine Vielzahl schwieriger Entscheidungen treffen. Der erste Elfmeter für Gladbach war hart aber vertretbar, da Cleber keine Möglichkeit hat, den Ball zu spielen. Adlers klares Frustfoul vor der Halbzeit muss er ahnden. Das Spiel war deutlich hörbar abgepfiffen und Adler ging mit Knie und Fuß voraus, obwohl Hahn frühzeitig und sichtbar zurückzog. Auch Stindls Einsteigen gegen Spahic galt nur dem Mann und kann auch mit Rot geahndet werden. Auch der zweite Elfmeter war durchaus strittig. Traore ging frühzeitig zu Boden, ein leichter Kontakt war im Fallen da. Gut von Stark, sich mit seinem Team abzusprechen.

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Das fiel auf:

  • Nach der 0:4-Pleite auf Schalke kehrte Schubert wieder zur der Defensiv-Formation zurück, die gegen Barcelona lange bestand: Elvedi, Christensen und Korb bildeten eine Dreierkette vor Sommer, die sich in der Rückwärtsbewegung zu einer klassischen Viererkette formierte, in dem Wendt sich links zurückfallen ließ. Herrmann agierte auf der rechten Halbposition flexibler und positionierte sich bei Angriff HSV umschaltbereit.
  • Der HSV präsentierte sich auf der Gegenseite im klassischen 4-2-3-1 mit Müller und Kostic auf den Außen. Gemeinsam mit Hunt und Kostic setzten die Flügelspieler den Spielaufbau der Fohlen aber erst kurz vor der Mittellinie unter Druck und machten es Gladbach so schwer, Kramer und Dahoud im Zentrum freizuspielen.
  • Nachdem sich das Fehlen von Raffael schon in den zweiten 45 Minuten gegen Barca und gegen Schalke deutlich bemerkbar machte, wurde der Mangel an Kreativität und Inspiration im Gladbacher Team durch den Ausfall von Hazard noch deutlicher. Die Borussia fand kaum einmal den Raum zwischen den engmaschigen Reihen des HSV, auf den Flügeln hatten Diekmeier und Douglas Santos ihre Gegenspieler gut im Griff. Zudem unterliefen vor allem Herrmann und Dahoud einige technische Fehler.
  • Nach dem Seitenwechsel sorgte Schubert mit der Hereinnahme von Traore für etwas mehr Zug zum Tor. Gladbach ließ aber auch die sich nun bietenden Torchancen teils unglaublich leichtfertig liegen. Da vom HSV offensiv aber überhaupt nichts kam (kein! Schuss auf das Tor), hielten sich meist alle Feldspieler in der Hälfte der Rothosen auf.

Gladbach - Hamburg: Die Statistik zum Spiel