Kick it like Robben

Arjen Robben erzielte gegen Hertha BSC das Tor zum 3:0 für den FC Bayern München
© getty

Nach exakt 200 Tagen gab Arjen Robben beim 3:0-Sieg gegen Hertha BSC sein Pflichtspiel-Comeback für den FC Bayern München. Dabei zeigten drei Szenen exemplarisch, wofür der Fußball des neuen Rekord-Niederländers steht. Über all den Emotionen und der Euphorie steht jedoch vor allem ein Wunsch: fit zu bleiben.

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Zugegeben: Die emotionalen Gänsehaut-Momente treten bei Bundesliga-Heimspielen des FC Bayern München mittlerweile selten auf. Zu deutlich sind die Partien zumeist, zu routiniert ist der Tortanz zu den Klängen der Seven Nation Army.

In der 65. Minute der Partie gegen Hertha BSC am Mittwochabend war jedoch ein solcher Moment. Minutenlang hatte sich Arjen Robben hinter dem Tor von Manuel Neuer warm gelaufen. Jetzt hatte ihn Carlo Ancelottis Co-Trainer Paul Clement schließlich zu sich gerufen.

Der lauteste Jubel

Exakt 200 Tage nach seinem letzten Pflichtspiel (beim 0:0 gegen Borussia Dortmund im März) wurde Arjen Robben für Thomas Müller eingewechselt.

Der dann folgende Jubel war gefühlt lauter als die bisherigen Torschreie bei Heimspielen in dieser Saison zusammen. Vom ersten bis zum letzten Sitz erhob sich jeder in der Arena und bejubelte die Wiederkehr des niederländischen Superstars - Sprechchöre inklusive.

"Es war ein sehr schöner Moment für mich. Insbesondere die Reaktion des Publikums, als ich den Platz betreten habe, war wahnsinnig. Ich muss mich dafür bedanken, das tut schon sehr gut", sagte ein sichtlich bewegter Robben hinterher in der Mixed Zone: "Da geht einem schon nochmal alles durch den Kopf, was man dafür gemacht hat, um zurückzukommen. Es war heute für mich die Belohnung für die harte Arbeit."

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Verletzungsliste als roter Faden

Kaum einer kennt das Gefühl zurückzukommen besser als der Niederländer. Eine beinahe unfassbare Liste an Verletzungen zieht sich durch seine Karriere wie ein roter Faden. Seit März war er wegen Adduktorenbeschwerden ausgefallen. Als er in der Vorbereitung Gas geben und endlich mal in eine beschwerdefreie Spielzeit starten wollte, warf ihn ein Muskelfaserriss im Adduktorenbereich, den er im Test gegen Lippstadt erlitt, zurück.

Nun also wieder die Rückkehr, garniert mit einer Extra-Portion Emotionen. Der tosende Empfang des Publikums war eine von drei Szenen, die Arjen Robben, sein Spiel und sein Standing exemplarisch beschreiben. Vergessen sind die Tage nach dem verschossenen Elfmeter im Drama dahoam 2012, als ihn Teile des Münchner Publikums auspfiffen. Seit Jahren ist Robben ein unantastbarer Publikumsliebling. Die Standing Ovations am Mittwoch unterstrichen diesen Status.

Nur wenige Sekunden nach seiner Hereinnahme folgte die zweite charakteristische Robben-Szene - diesmal von nicht so positiver Natur: Von rechts startete er in den Sechzehner, legte den Ball zwischen Allan und Plattenhardt durch, ging vorbei - und ließ sich beim leichtesten Lufthauch und der Vermutung einer Berührung fallen.

Theatralik als Charakteristikum

Der souveräne Schiedsrichter Marco Fritz winkte sofort ab. Kein Elfmeter, richtige Entscheidung. Auch das ist Arjen Robben, der in der Vergangenheit immer wieder durch Theatralik im gegnerischen Strafraum auffiel.

Noch ein paar Minuten später zeigte er Robben-Showcase Nummer drei - und das war beinahe klischeehaft. Oder, wie es Thomas Müller beschrieb: "Dann macht er seine berühmte Aktion und trifft gleich das Tor."

Typisch Robben

Bei diesen Worten kann sich jeder den Treffer sofort vor Augen führen: Robben bekam den Ball von Thiago links in den Sechzehner gelegt. Er nahm ihn an, machte noch zwei Schritte nach innen und zog dann mit seinem starken Linken ab. Der Ball wurde von Niklas Stark noch abgefälscht und schlug unter der Latte ein.

Innerhalb weniger Minuten drehte er seine Version von "Kick it like Robben" ab - mittlerweile ein Klassiker in München. So oft wiederholt, so selten verteidigt.

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Für den Rechtsaußen war es nicht nur sein erstes Tor seit dem 2. März gegen Mainz. Mit seinem insgesamt 78. Bundesliga-Tor ist er nun mit Roy Makaay als niederländischer Rekordtorschütze der Bayern gleichgezogen.

Für Euphorie hatte Robben nach der Partie dennoch wenig Zeit. Mehr als über das Tor freute er sich über einen anderen Fakt: "Dass ich verletzungsfrei geblieben bin, war vielleicht das Wichtigste."

"Behutsam aufbauen"

Peu a peu wolle er sich jetzt an die 100 Prozent heranarbeiten und dabei keinesfalls etwas überstürzen. Auch bei den anstehenden Aufgaben am Samstag in Hamburg und am Mittwoch in Madrid gegen Atletico sei er noch nicht bereit für 90 Minuten: "Wir dürfen nicht vergessen, dass ich abgesehen von meinem Kurzeinsatz gegen Lippstadt sechs Monate nicht gespielt habe. Es ist ganz wichtig, mich jetzt behutsam aufzubauen und nicht zu viel zu wollen. Aber ich glaube, wir haben da intelligente Leute."

Bei diesem Comeback habe er jedoch ein vergleichsweise gutes Gefühl: "Ich war lange raus, habe dann eine sehr gute Reha gemacht. Nach der letzten Verletzung habe ich alles analysiert und geschaut, wo ich noch was ändern oder verbessern kann, um das Ganze zu perfektionieren. Ein paar kleine Sachen habe ich geändert und bin jetzt in einer guten Verfassung."

So war die Rückkehr des Wembley-Torschützen von 2013 die wohl größte Nachricht an diesem Abend - wenngleich man die bisher ebenfalls verlustpunktfreie Hertha geschlagen hatte. Dass Robben zurück ist, freute die Kollegen jedoch besonders: "Es wäre natürlich schöner, wenn sich Arjen erst gar nicht verletzen würde, einfach immer da wäre und so konstant über mehrere Jahre spielen könnte", sagte Kapitän Philipp Lahm: "Da das aber nicht der Fall ist, ist es schön, dass Arjen immer wieder zurückkommt und dann auch fit ist. Wichtig ist, dass er auch über einen längeren Zeitraum für die Mannschaft da ist, weil er immer noch den Unterschied ausmachen kann."

Die Unterstützung der Bayern ist Robben gewiss. Ob bei den Teamkollegen oder vom Münchner Publikum. Wenn man bei all den Verletzungen zumindest einen positiven Aspekt nennen kann, sind es die großen Emotionen, die bei einer Rückkehr hervorgekehrt werden. Und die sind in der Arena nicht unbedingt immer an der Tagesordnung.

Bayern - Hertha: Die Statistik zum Spiel