Woran hakt's beim Super-Aufsteiger?

Wie geht's weiter? Leipzigs Spieler hadern nach der Niederlage in Bremen
© Getty

RB Leipzig kommt in der Rückrunde nicht in die Gänge und verliert bei Werder Bremen deutlich mit 0:3. Die Bullen müssen um die Teilnahme an der Champions League bangen. Wo liegen die Gründe für den Leistungseinbruch?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Es war ein Konter ganz nach dem Geschmack von Ralph Hasenhüttl und Ralf Rangnick. Ballgewinn in der eigenen Hälfte, flacher Steilpass auf den startenden Offensivspieler, Querpass am Strafraum, Abschluss. Dass der Torhüter den Schuss abwehrte und der Treffer erst im Nachschuss fiel, war der einzige kleine Makel an dieser Szene.

Mal ganz abgesehen davon, dass Werder Bremen dieses Tor erzielte und nicht RB Leipzig. Bei seiner Analyse klammerte Trainer Hasenhüttl den dritten Bremer Treffer zum 3:0-Endstand aus, das Spiel war zu diesem Zeitpunkt schon entschieden und Leipzig hatte mit dem Mut der Verzweiflung alles nach vorne geworfen und die Defensive entblößt.

Es war also nicht so, als wäre RB mit seinen eigenen Mittel geschlagen worden. Die Erklärung für die Niederlage war nicht nur für Hasenhüttl simpel: Wir haben unsere Chancen nicht gemacht und Werder trifft mit zwei Kunstschüssen, so lässt sich das Fazit des Leipziger Trainers zusammenfassen. "Bitter" nannte er dieses Szenario.

Ist RB Leipzigs Code geknackt?

Es wabert ja gerade die Diskussion durch die Liga, ob der Code des außergewöhnlichen Aufsteigers entschlüsselt sei. Platz zwei, 39 Punkte und nur zwei Niederlagen standen für Leipzig nach der Hinrunden zu Buche, seitdem sind in den acht Partien der Rückrunde nur zehn Punkte und vier Pleiten hinzugekommen.

In Sachen Ergebnisse und Punktausbeute ist der Einbruch nicht wegzudiskutieren und auch die Spiele sehen nicht mehr so flüssig aus wie noch in der Hinrunde. Es ist offensichtlich, dass sich die Gegner noch besser auf die Leipziger Stärken eingestellt haben. Werder spielte aus der Abwehr so gut wie keinen flachen, kontrollierten Ball ins Mittelfeld, um RBs Angriffspressing keine Ansatzpunkte zu liefern.

Sobald Werder Fehler in diesem Bereich anbot, war Leipzig da. Und das ist ja die andere Seite der Medaille. RB hatte zu Beginn genügend Möglichkeiten, die Führung zu erzielen "und dann würden wir jetzt über die Qualität des neuen Systems reden", sagte Hasenhüttl, der sein Team erstmals zu Beginn mit einer Dreierkette im 3-4-2-1 aufs Feld schickte.

Bloß nicht ins Zentrum! Werders Passspiel im Aufbau aus der Fünferkette gegen RBL

Hasenhüttl: Es fehlen Glück und Coolness

So lässt sich die Umstellung auch als gescheiterter Versuch werten, den Negativtrend zu stoppen. Von einem geknackten Code wollte Hasenhüttl aber schon im Vorfeld nichts wissen. "Wir haben keinen Code. Das würde ja bedeuten, dass wir in der Hinrunde immer gleich gespielt hätten. Wir haben aber ständig andere Herangehensweisen gewählt", sagte der Österreicher dem Weser Kurier.

Für Hasenhüttl bestehen keine Zweifel an der grundsätzlichen Richtigkeit der Spielweise, daran will er auch nichts ändern. Er räumte zwar ein, dass seine Spieler "vielleicht in den Zweikämpfen auch nicht mehr immer gemeinsam da sind und in zu viele Eins-gegen-eins-Situationen müssen". Bei seiner Erklärung kommt er aber viel öfter auf die weichen Faktoren des Spiels zu sprechen.

"Du musst dir das Glück erarbeiten und du musst das Glück erzwingen, das tun wir im Moment zu wenig", sagte er nach dem Spiel. Zudem fehle das "Matchglück und die Coolness vor dem Tor. Wir sind nicht so frei, um die Tore mit der Selbstverständlichkeit herauszuspielen wie in der Hinrunde".

Da hätten Timo Werner oder Emil Forsberg ihre hochkarätigen Chancen alleine vor dem Tor vermutlich noch genutzt. Aber in Bremen wirkten sie ziemlich uncool vor Felix Wiedwald, eher zaudernd und unsicher.

Harter Kampf um die CL-Plätze

Geht es nach Hasenhüttl, durchläuft Leipzig gerade einen normalen Prozess. Eine Entwicklung, vor der er und Rangnick schon in der Hinrunde mehrfach gewarnt haben. Es sei eben nicht normal, dass ein Aufsteiger - selbst wenn er RB Leipzig heißt - gleich in seiner ersten Saison den FC Bayern herausfordert und um die Champions-League-Plätze spielt.

Normal sei dagegen, dass es Niederlagen und Rückschläge gebe. Die aktuelle Phase gibt dem Leipziger Führungsduo Recht und wirft auch nochmal ein anderes Licht auf die Hinrunde. "Ich könnte Ihnen viel schlechter erklären, warum wir in der Hinrunde acht Spiele am Stück gewonnen haben", sagt Hasenhüttl. "Wir spielen nicht viel anders und auch die Leistungen sind nicht viel anders als in der Hinrunde."

Was bleibt ist die Tatsache, dass der Abstand auf die Bayern am Sonntag auf 13 Punkte anwachsen kann, der Titelkampf schon nach 25 Spieltagen entschieden sein dürfte und Leipzig sich in den kommenden Wochen dem Angriff von Borussia Dortmund und 1899 Hoffenheim erwehren muss.

Nach der Länderspielpause trifft RB in einer englischen Woche auf Darmstadt, Mainz und Leverkusen. "Wir müssen die Pause gut nutzen und Kraft tanken", sagte Hasenhüttl. Wir haben schwere Spiele vor der Brust und müssen uns anders präsentieren."

Bremen - Leipzig: Daten zum Spiel