Findet überhaupt noch ein Prozess statt?

Roger Schmidt und Leverkusen finden keine Konstanz
© Getty

Bayer Leverkusen verliert beim 0:1 in Hamburg erneut und bangt mehr denn je in dieser Saison um Europa. Die Frage, die sich die Verantwortlichen stellen müssen, ist: Findet überhaupt noch ein Prozess statt? Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Benedikt Treuer.

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Wenn ein Prozess stagniert, ist es irgendwann keiner mehr. Das ist besonders dann schwierig, wenn man sich über diesen definiert. In Leverkusen tun sie das. Seit Roger Schmidt 2014 Bayer-Trainer wurde, tun sie das.

"Entwicklung" war stets das Leitmotiv. Das betonte Rudi Völler, das betonten die Spieler. Vor allem aber Roger Schmidt war es immer wichtig zu betonen, dass sich seine Truppe weiterentwickelt und auch weiterentwickeln muss.

Fehlende Konstanz von Anfang an

Als Schmidt von Sascha Lewandowski übernahm, hatte er gerade sein Amt in Salzburg niedergelegt. Mit den Roten Bullen stand er für einen ähnlichen Fußball wie ihn die Bundesliga nun vom Schwester-Team in Leipzig kennt: Schnell, frech, schnörkellos.

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Tatsächlich gelang es Schmidt in seinen Anfangswochen, auch mit der Werkself zu überraschen. Mit einem 2:0-Paukenschlag wurde erst Dortmund überrannt, dann folgten die nächste Furore beim 4:2 gegen Hertha. Und immer wieder zeigte Bayer in den letzten zweieinhalb Jahren dieses wahre Leistungspotenzial - in einzelnen Spielen. Anfangs häufiger, in dieser Saison immer seltener.

Wo ist aber die Konstanz? Wenn es wieder so eine beeindruckende Aufholjagd im Kampf um die internationalen Plätze geben soll wie im letzten Jahr, dann müssen die Ergebnisse ab sofort regelmäßig stimmen. Das war schon vor dem HSV-Spiel klar. Davon ist Leverkusen aber weit entfernt.

Das Team kann alles erreichen - positiv wie negativ

Seit er da ist, war Roger Schmidt immer ein Stück weit gefeit gegen die ganz große Kritik. Wenn es bei Bayer mal eine Schwächephase gab - und davon gab es einige -, fiel sein Name in den Medien sicher auch mal kritisch. So richtig angezählt war Schmidt gefühlt aber nie. Verständlicherweise. Denn am Ende wurde das ausgegebene Ziel eben doch immer erreicht: Die Champions League.

Unter der Woche sagte Schmidt aber einen Satz, der ganz wesentlich ist für die Bewertung seiner Arbeit: "Wir können gegen fast jede Mannschaft gewinnen, aber wir können leider auch gegen fast jede Mannschaft in der Bundesliga verlieren an schlechten Tagen." Darauf folgte seine obligatorische Erinnerung: "Dass wir uns da weiterentwickeln müssen, ist klar."

Findet überhaupt noch ein Prozess statt?

Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem so eine Entwicklung aber auch mal wieder erkennbar sein muss. Bayer tritt auf der Stelle und das nicht erst seit kurzem. Soll es die nächsten Jahre weitergehen mit diesem unberechenbaren Auf und Ab oder sollte der Kader nicht endlich dahin gebracht werden, dass er entsprechend seiner Qualität eben nicht mehr gegen jeden Gegner verlieren kann?

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So sehr sich Schmidt für den Klub als dankbares Gesicht erwiesen hat - das hat er, schließlich verbindet er einen sehr angenehmen Mix aus Emotion und stilvoller Gelassenheit, wodurch er meist nur wenig Angriffsfläche bietet -, so sehr müssen sich die Leverkusener Verantwortlichen jetzt aber auch fragen: Inwiefern befindet sich das Team überhaupt noch in einem Prozess? Vielleicht ist die spielerische Entwicklung dieser Mannschaft unter Roger Schmidt schlichtweg beendet.

Hamburg - Leverkusen: Daten zum Spiel