Vollgas im Druckkessel

SID
Nach dem 1:0-Sieg gegen RB Leipzig fiel Thomas Tuchel der Druck von den Schultern
© imago

Borussia Dortmund gewinnt das Spitzenspiel gegen RB Leipzig - und vor allem Trainer Thomas Tuchel sind Erleichterung und Druckabfall deutlich anzumerken. Auch sein Pendant Ralph Hasenhüttl zieht viel Kraft aus einem intensiven Fußballspiel. Überschattet wird der Abend jedoch von der Gewaltbereitschaft von Teilen der BVB-Anhängerschaft.

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Thomas Tuchel ließ die Euphorie wirken. Aus 50 Metern Entfernung beobachtete der Trainer von Borussia Dortmund mit einem seligen Lächeln, wie seine Spieler beim Siegestanz Kindern gleich ihre Wasserflaschen in die Luft warfen.

Zu den Interviews erschien er nach dem 1:0 (1:0) gegen RB Leipzig gelöst wie selten, fast hatte sein explosiver Torjubel an seinen Vorgänger Jürgen Klopp erinnert. Nach turbulenten Wochen besteht beim BVB tatsächlich Aussicht auf ein wenig Ruhe.

"Wenn Druck drauf ist im Stadion, wenn das Flutlicht an ist, dann packt es mich auch. Dann werde ich emotional. Ich war einfach sehr glücklich", sagte Tuchel nach dem hochverdienten Sieg im Bundesliga-Topspiel.

Dieser Überschwang erkläre seine abfällige Geste in den wilden Schlusssekunden nach einem RB-Abseitstor: "Das ging an irgendeinen RB-Betreuer, der in meine Richtung gejubelt hat. Das kann man sich natürlich komplett sparen."

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"Einschlafen tut hier niemand"

Schlimmer war für den BVB-Trainer die "diffuse Unruhe" der vergangenen Tage. Es knirschte heftig. Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang, gegen Leipzig Schütze des Siegtreffers (35.), sprach von Abschied. Das Verhältnis zwischen Trainer und Vereinsführung soll belastet sein.

"So ein besonderer Sieg in solch einem besonderen Spiel ist ein guter Moment für einen Schlusstrich", sagte Tuchel dazu. Am Sonntag bekam er dann auch seinen Wunsch-Innenverteidiger: Ömer Toprak von Bayer Leverkusen wird zur neuen Saison verpflichtet.

Von mangelnder Emotion war am Samstag bei Tuchel ohnehin nichts zu spüren. "Ich höre, ich wäre in Dortmund nicht angekommen. Ich liebe es, hier zu leben, wir fühlen uns wahnsinnig wohl", betonte er. "Wenn es irgendwas Positives an diesen Dingen gibt, dann, dass die Antennen draußen sind", sagte Tuchel: "Einschlafen tut hier momentan niemand."

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Gewalt gegen RB-Fans und Polizei

Sein Verhältnis zu den Fans dürfte sich am Samstagabend deutlich verbessert haben. Der Südtribüne ist wohl nur das Derby gegen Schalke 04 ähnlich wichtig gewesen, die Anhängerschaft erhob das Duell zur Entscheidungsschlacht zwischen Tradition und Kommerz.

Mit fatalen Auswirkungen: Vor dem Spiel flogen Steine und Flaschen auf Leipziger Fans, laut Polizei attackierten die Randalierer wahllos auch kleine Kinder und Frauen mit "extremer Aggressivität und Gewaltbereitschaft".

Mindestens vier Polizisten wurden verletzt, die Einsatz-Zwischenbilanz lässt keinen Rückschluss auf Verletzungen von Gäste-Fans zu, von denen zahlreiche Augenzeugen berichten. Auch RB Leipzig konnte dazu auf Anfrage des SID am Sonntag noch keine Erkenntnisse mitteilen. Der BVB verurteilte die Angriffe "aufs Schärfste". In der ganzen Stadt und im Stadion waren zutiefst beleidigende Plakate zu sehen gewesen.

Hasenhüttl: "Noch stolzer als sonst"

Die Verantwortlichen richteten den Fokus aufs Sportliche. Tuchel hatte ein "4:0, verkleidet als 1:0" gesehen: "Wir haben überragend gespielt. Das war eine Topleistung in allen Bereichen, ein sehr großer Schritt. Das brauchen wir am Mittwoch im Pokal gegen Hertha BSC wieder."

Lediglich die mangelhafte Chancenverwertung, insbesondere von Marco Reus, bot Anlass zu Kritik. Zudem droht ein neues Dauerthema: Tuchel wechselte Christian Pulisic, Matthias Ginter und Felix Passlack ein - die Weltmeister Mario Götze und Andre Schürrle blieben 90 Minuten auf der Bank. Tuchel wollte darüber nicht sprechen.

Sein Leipziger Pendant Ralph Hasenhüttl sprach gerne und ausführlich - vollkommen gelassen und unaufgeregt trotz der dritten Saisonniederlage. "Ich bin noch viel stolzer auf meine Mannschaft als sonst", sagte er angesichts der Schwächung durch eine Grippewelle. "Eine Niederlage in Dortmund kann keine Mannschaft auf Dauer zurückwerfen."

Schon gar nicht, wenn man immer noch acht Punkte Vorsprung auf den Tabellendritten hat.

Dortmund - Leipzig: Die Statistik zum Spiel

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