Und plötzlich klopft er aufs Schalke-Logo

Holger Badstuber spielte mit Schalke gegen "seine" Bayern
© getty

Holger Badstuber zeigte beim 1:1 gegen den FC Bayern trotz der besonderen Umstände ein starkes Debüt im Trikot des FC Schalke 04. Einen Stammplatz bei den Königsblauen hat er in den kommenden Wochen allerdings keineswegs sicher.

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In der 59. Minute ist es beendet. Das erste Bundesliga-Spiel von Holger Badstuber für seinen neuen Klub, den FC Schalke 04.

Wenn ein Spieler der Auswärtsmannschaft ausgewechselt wird, ist es nicht unbedingt üblich, dass jeder Einzelne in einem 75.000 Mann starken Stadion applaudiert und den Spieler feiert. In diesem Moment ist das so.

Doch Badstuber ist auch nicht irgendein Gegenspieler an diesem Samstagnachmittag. Und das Stadion, in dem er das erste Mal das königsblaue Trikot trug, ist auch nicht irgendein Stadion.

Sein erstes Bundesliga-Spiel für Schalke machte Badstuber nämlich in der Münchner Allianz Arena. Gegen den FC Bayern, für den er alle seine 119 Spiele im Oberhaus zuvor gemacht hatte. Gegen den Verein seines Herzens. Gegen die Fans, bei denen er immer wieder betonte, dass sie in seinem Herzen sind.

Kein Bayern-Logo mehr

Bei seiner Auswechslung hebt Badstuber mit einer emotionalen Geste die Arme in Richtung Münchner Südkurve und klopft sich auf sein Herz. Dort prangt aber mittlerweile kein Bayern-Logo mehr, sondern das Logo des FC Schalke. Plötzlich klopft er also auf ein anderes, ein aus vielen Jahren ungewohntes Logo.

Um dieses ging es dem 27-Jährigen in diesem Moment aber ohnehin nicht: "Da geht es dann auch nicht um die Vereine, sondern um die Geste der Fans und die wollte ich zurückgeben", sagte er nach der Partie in der Mixed Zone der Allianz Arena, in der er erstmals auf der Seite des Gästeteams Rede und Antwort stand.

Konzentration auf elf gedreht

Insgesamt war es "speziell". Das sah man dem Linksfuß bereits beim Warmmachen an. Er wirkte teilweise fast träumerisch abwesend, immer wieder löste er sich vom Pulk der Mannschaft und ging, beinahe isoliert, in sich. Die Konzentration vor dem Spiel war auf elf gedreht.

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Ein Eindruck, den Badstuber nach dem Spiel bestätigte: "Es war eine ungewohnte Situation für mich. Ich habe aber dennoch versucht, mich zu fokussieren und das nicht so sehr an mich heranzulassen, um für die Mannschaft und mich selbst etwas abliefern zu können. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen."

Auch sein neuer Boss Christian Heidel lobte den Winterneuzugang, vor allem wegen der besonderen Umstände: "Für ihn war es heute sicher ein ganz komisches Gefühl, in so einen Jungen kann man dann auch nicht reinschauen. Das war sein erstes Spiel überhaupt für die neue Mannschaft und dann gleich gegen das Team, für das er seit Kindesbeinen gespielt hat. Dafür hat er es nervlich sehr gut hinbekommen."

"Prima Spieleröffnung"

Tatsächlich machte der Debütant, wie auch die Schalker Mannschaft, ein gutes Spiel in der Arena.

In der Dreierkette neben Naldo und Höwedes zeigte Badstuber, welches seine ganz große Stärke ist: "Er hat eine prima Spieleröffnung. Genau das hat er heute gezeigt", analysierte Heidel. Die Passquote von 96,2 Prozent war die Beste in der gesamten Schalker Mannschaft.

Darüber hinaus zog er in den Duellen mit seinen alten Kollegen nicht zurück. Im Gegenteil: Gleich zweimal hätte er nach taktischen Fouls durchaus eine Gelbe Karte bekommen können.

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Einzig beim Gegentor wirkte Badstuber "unglücklich", wie er die Situation hinterher beschrieb: "Ich habe den Ball von Arjen gesehen. Dann gab es ein bisschen Ping Pong und dann war es auch einfach gut und mit hoher Geschwindigkeit gespielt. Da kam ich nicht mehr dran. Da haben die Bayern einfach eine riesige Qualität." Dem Neuling in dieser Situation einen Fehler zu unterstellen, ginge jedenfalls einen Schritt zu weit. Unglücklich ist da durchaus eine angebrachte Vokabel.

Auswechslung als Vorsichtsmaßnahme

In der 58. Minute wechselte Trainer Markus Weinzierl seine Nummer 24 aus. Als Vorsichtsmaßnahme: "Es war das erste Spiel für mich. Und gegen Bayern muss man doch auch ein bisschen laufen", sagte Badstuber mit einem Lachen: "Wir haben viele Spiele und ich möchte da kein Risiko eingehen. Ich habe ein bisschen was gespürt, aber das ist kaum der Rede wert. Ich bin bereit für die nächsten Tage."

Kaum einem Spieler gönnt man mehr, dass es sich tatsächlich um eine Vorsichtsmaßnahme handelte. Zumindest ein klitzekleines Fragezeichen hinter der Fitness des verletzungsgeplagten Profis taucht jedoch auf.

Aber keine Frage, Badstubers Schalke-Debüt ist geglückt. Einen Stammplatz für den Rest der Rückrunde garantiert das allerdings noch lange nicht.

Das stellte auch Heidel noch einmal klar: "Wir haben niemals gesagt, dass wir einen Innenverteidiger holen, der einen der anderen drei direkt verdrängt. Es gab gar keinen Grund, etwas zu verändern. Das haben wir auch Holger gesagt. Man hat heute gesehen, dass er eine Verstärkung sein kann und er wird seine Praxis bekommen, aber bestimmt nicht in jedem Spiel."

Nastasic untermauert Stammplatzanspruch

Welch eine große Qualität Matija Nastasic mitbringt, zeigte er in der letzten halben Stunde, in der er Badstubers Platz in der Dreierkette einnahm. Eine Zweikampfquote von 75 Prozent, darunter die starke Grätsche gegen Thomas Müller in der 88. und der Befreiungsschlag in höchster Not in der 90. Minute. Der Serbe unterstrich, warum er für sich einen Stammplatz im königsblauen Ensemble beansprucht.

Die Zweikampfquote ist auch der Vergleichswert, in dem Badstuber am Samstagnachmittag von allen vier eingesetzten Innenverteidigern mit 55,6 Prozent am schwächsten abschnitt (Höwedes 58,3, Naldo 80). Natürlich muss man jeden dieser statistischen Werte kritisch einordnen, doch zumindest zeigt die Statistik, dass der Leihspieler keineswegs eine Stammplatzgarantie in seinem neuen Verein haben wird.

"Wir hätten hier gewinnen können"

Aber das ist Zukunftsmusik. Für Badstuber zählte erst einmal, sein emotionales Debüt vernünftig über die Bühne zu bringen. Und das tat er. So richtig zufrieden war er nach der Partie jedoch noch nicht: "Ich bin ein Typ, der sich nie zufrieden gibt, auch nicht mit einem Punkt in München. Wir hätten hier gewinnen können, das muss man so klar sagen."

Sportsmann durch und durch, auch wenn der Gegner der Verein des eigenen Herzens ist. Der Verein, für dessen Fans man sich auf eben jenes Herz schlägt. Wenngleich dort mittlerweile ein blau-weißes Schalke-Logo prangt.

Holger Badstuber im Steckbrief