Gladbach dreht wilde Partie in Leverkusen

Gladbach kassierte in dieser Saison bereits acht Kopfball-Gegentore, so viele wie sonst niemand
© Getty

Borussia Mönchengladbach feiert den ersten Sieg unter dem neuen Trainer Dieter Hecking! Die Fohlen drehten einen 0:2-Rückstand bei Bayer Leverkusen am 18. Spieltag der Bundesliga in der zweiten Halbzeit in einen 3:2-Auswärtssieg.

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Vor 28.869 Zuschauern in der BayArena gingen die Hausherren nach einer guten halben Stunde durch das erste Saisontor von Jonathan Tah in Führung. Es war Tahs erster Bundesligatreffer im 60. Spiel.

Nur 151 Sekunden später legte Bayer das 2:0 nach: Javier Hernandez traf per Kopf und beendete damit seine 782 Minuten andauernde Torflaute. Leverkusen traf damit schon neun Mal in dieser Saison per Kopf - alleiniger Ligahöchstwert.

Sieben Minuten nach der Pause verkürzte Lars Stindl mit seinem vierten Saisontor auf 1:2. Nur wenig später war es erneut Stindl, der für Gladbach ausglich - sein fünfter Doppelpack in der Bundesliga.

Und es kam noch schlimmer für Leverkusen: 20 Minuten vor dem Ende traf Raffael zur Führung. Es war das 69. Tor in der Bundesliga für den Brasilianer, wodurch er an Paulo Sergio vorbeizieht.

Gladbachs letzter Sieg nach einem Zwei-Tore-Rückstand war am 28. Oktober 2012 in Hannover (3:2, seitdem 144 Spiele). Leverkusen verlor zuletzt am 13. September 2008 gegen den HSV nach einer Zwei-Tore-Führung (2:3, seitdem 285 Spiele).

Damit verlor die Werkself vier der vergangenen fünf Spiele gegen die Borussia und gewann in dieser Saison noch keine zwei Heimspiele in Serie.

Reaktionen:

Dieter Hecking (Trainer Mönchengladbach): "Auf die Art und Wiese wie wir gespielt haben, können wir aufbauen. In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft eine unglaubliche Leistung abgerufen. Wir müssen jetzt dranbleiben. So ein Spiel muss der Mannschaft Vertrauen geben und die Brust lösen. Wir dürfen uns auf dem Sieg nicht ausruhen und müssen gegen Freiburg mit einem Dreier nachlegen."

Roger Schmidt (Trainer Leverkusen): "Gladbach hat gemerkt, dass wir nicht so aus der Halbzeit gekommen sind, wie man das sollte. Durch die Tore hat der Gegner Aufwind bekommen und wir haben es nicht geschafft, die nötige Stabilität in unser Spiel zu bringen."

Lars Stindl (Kapitän Mönchengladbach): "Wir wissen um die Situation, um die Misere. Vielleicht war das ein Wachrüttler. Man sieht, was möglich ist, was für eine Stimmung geherrscht hat und wie wir uns reingekämpft haben. Alles in allem haben wir das Spiel verdient gewonnen. Der Trainer hat uns den Glauben zurückgegeben und uns in Gesprächen positiv beeinflusst. Heute haben wir den Fußball gezeigt, für den wir stehen wollen."

Ömer Toprak (Leverkusen): "Wir haben das Spiel verschenkt, das ist extrem bitter und enttäuschend. Wir wissen, dass es eine schwierige Saison ist. Was meine Zukunft anbelangt, das wird man in den nächsten Wochen sehen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Leverkusen mit zwei Änderungen nach dem 3:1 gegen Hertha. Tah und Aranguiz spielen für Baumgartlinger (Bank) und Dragovic (verletzt). In den letzten 71 Bundesligaspielen von Bayer lief nie zwei Partien in Serie die gleiche Startelf auf.

Gladbach spielt mit der gleichen Startelf wie letzte Woche in Darmstadt. Zwei Mal in Folge das gleiche Team gab es bei der Borussia in der Bundesliga zuletzt im April 2016.

10.: Wendt! Zentral vor dem Tor kommt der Linksverteidiger aus rund 20 Metern frei zum Abschluss. Vollspann zielt er auf linke obere Ecke, knapp über den Querbalken rauscht das Leder ins Toraus.

13.: Raffael behauptet auf der linken Außenseite die Kugel stark und legt in den Strafraum ab, wo Dahoud durch die Lücke startet. Der sucht sofort den Abschluss, doch Leno taucht ab und pariert den Schuss.

24.: Raffael schickt Stindl auf die Reise, der rechts in den Strafraum zieht und dann den Kopf hoch nimmt. Im Zentrum läuft Hazard ein, Stindl sucht den Belgier - doch Leno eilt aus dem Tor und wirft sich auf den Querpass. Gut aufgepasst!

29.: Brandt vernascht Vestergaard auf der rechten Außenbahn. Sein Ball in den Rücken der Abwehr landet außerhalb des Strafraums bei Wendell. Der hat von halblinks freie Schussbahn und zieht mit links ab - drüber.

31., 1:0, Tah: Eckball Calhanoglu von rechts. Am ersten Pfosten ist Vestergaard eng bei Tah, kann diesen aber nicht am Kopfball hindern. Links unten schlägt's ein.

34., 2:0, Chicharito: Eckball Calhanoglu von links. Am ersten Pfosten lässt Bellarabi den Ball über seinen Scheitel streichen. Chicharito ist eingelaufen und nickt aus kurzer Distanz ein.

50.: Stindl geht rechts in den Strafraum und nimmt Dahoud mit. Der legt mustergültig an den Elfmeterpunkt ab, wo Hazard frei steht. Der Belgier schließt direkt mit links ab, Leno pariert gut. Riesenchance!

52., 2:1, Stindl: Die Leverkusener Hintermannschaft kann den Ball nicht klären und schlägt links am Sechzehner eine Kerze. Stindl stellt den Körper gegen Tah rein, schüttelt den Verteidiger ab und nagelt das Leder in die lange Ecke.

58.: Brandt kommt links im Strafraum an den Ball und legt dann klug nach hinten ab. Dort kommt Aranguiz herangerauscht und zieht direkt ab - knapp links vorbei.

58., 2:2, Stindl: Raffael behauptet links vor dem Sechzehner die Kugel und gibt ab auf Wendt, der links bis kurz vor die Grundlinie zieht und in die Mitte flankt. Sechs Meter vor dem Tor kommt Stindl allein zum Kopfball und nickt ein.

62.: Hofmann wird auf der rechten Seite in den Strafraum geschickt, macht noch ein paar Meter und zieht dann ab. Der Ball wird leicht abgefälscht und landet auf dem Tordach.

71., 2:3, Raffael: Kramer schickt Raffael mit dem langen Ball aus dem Mittelfeld ins Laufduell mit Tah. Der Brasilianer wackelt den letzten Leverkusener problemlos aus und bleibt vor Leno eiskalt. Unten rechts landet die Kugel im Netz.

Fazit: Guter Start von Gladbach, nach dem Standard-Doppelschlag war dann nur noch Bayer am Drücker. Nach der Pause drehten die Fohlen auf und gewinnen aufgrund ihrer offensiven Zielstrebigkeit verdient. Leverkusens Leistung im zweiten Abschnitt war ganz schwach.

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Der Star des Spiels: Das Gladbacher Angriffsduo um Raffael und Stindl. Die Partie war mal wieder ein Paradebeispiel dafür, weshalb gerade der Brasilianer so ungemein wichtig für die Borussia ist: War in so gut wie alle Offensivaktionen eingebunden und bewegte sich intelligent zwischen den Linien. Stindl ging weite Wege in die Defensive, strahlte den nötigen Biss aus und traf zwei Mal eiskalt. Beide Spieler wiesen die meisten Torschüssen und -vorlagen aus.

Der Flop des Spiels: Jonathan Tah. Hat sich den Tag seines ersten Bundesligatreffers sicherlich anders vorgestellt. Hatte an allen drei Gegentoren seine Aktien. Sein Verteidigungsverhalten vor dem 1:2 und 2:3 war amateurhaft.

Der Schiedsrichter: Deniz Aytekin. Solide Leistung in einer fairen Partie ohne Nickligkeiten oder strittige Szenen. Stindls Abseitsposition vor dem Anschlusstor war kaum wahr zu nehmen.

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Das fiel auf:

  • Starke Anfangsviertelstunde der Gäste: Gladbach attackierte die Werkself in einem 4-4-2 und mit Pressing im Mittelfeld überraschend früh. Dabei bewies Heckings Elf eine gute Raumaufteilung, Bayer daher mit vielen Ungenauigkeiten und Ballverlusten. Daraus resultierten wiederum gute Umschaltsituationen für die Gäste, die nach 15 Minuten 4:1 Torschüsse für sich verbuchen konnten.
  • Die Fohlen stellten zudem die Außenbahnen effektiv zu, so dass die Hausherren dort lange Zeit kaum Tempo aufnehmen konnten. Kampl kippte im Spielaufbau häufig nach hinten zwischen die beiden Innenverteidiger ab und verteilte die Bälle, die für die Borussia allerdings leicht zu verteidigen waren.
  • Nach dem Standard-Doppelschlag von Leverkusen zeigte Gladbach keine gute Reaktion. Entlastung gab es kaum noch, die Handlungsschnelligkeit verschlechterte sich. Das lag auch an Bayers Gegenpressing, das im Zentrum nun frühzeitiger griff und Hauptgrund dafür war, dass die Werkself in den letzten 20 Minuten der ersten Halbzeit 7:0 Torschüsse ansammelte.
  • Die Borussia kam mit großer Moral aus der Kabine - und deutlich offensiver. Der Ballbesitz schnellte um zwei Drittel in die Höhe. Eine Kopie der Startphase im ersten Abschnitt, Leverkusen mit leichten Fehlern in Ballbesitz und mit fehlenden Anbindungen zwischen den Mannschaftsteilen. Dies setzte sich auf Seiten Leverkusens auch so fort, die zweiten 45 Minuten waren bis auf die Schlussoffensive am Ende unterirdisch.

Leverkusen - Gladbach: Die Statistik zum Spiel